Das geht aus dem 10. Expertenpanel Immobilienmarkt des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor. Das BBSR hatte im Herbst 334 Marktteilnehmer der Branche aus den Bereichen Wohnen, Büro, Einzelhandel und Logistik nach ihren Erwartungen für die kommenden Monate befragt. Die Experten sehen vor allem im Büro- und Einzelhandelssegment eine Trendwende: Im Marktsegment Büro erwarten 39 % einen wachsenden Leerstand und 29 % rechnen mit sinkenden Mieten. Auch in den Bereichen Einzelhandel und Logistik sind die Branchenprofis pessimistischer als noch im 1. Halbjahr 2012: Für den Einzelhandel prognostiziert fast ein Drittel eine geringere Nachfrage nach Flächen, ein Viertel rechnet mit sinkenden Mieten. Ausnahme ist nur der Logistiksektor, für den die Mehrheit noch eine wachsende Flächennachfrage und höhere Mieten erwartet. „Auf dem Gewerbeimmobilienmarkt schlagen sich die gedämpften Konjunkturerwartungen ebenso nieder wie die Verunsicherungen der Euro-Krise“, sagt Rolf Müller, Gruppenleiter Wohnen und Immobilien im BBSR. Bereits bei der Vorbefragung im 1. Halbjahr 2012 hatten die Experten die Schwierigkeiten der gewerblichen Immobilienfinanzierung vergleichsweise hoch eingeschätzt. Mittlerweile rechnen zwei Drittel mit einer weiteren Verschlechterung der Kreditlage.
Wohnimmobilienmarkt gefestigt
Der Wohnungssektor bleibt nach Ansicht der Teilnehmer weiterhin auf der Überholspur: 68 % bewerten die Konjunkturaussichten positiv. Auf dem Häusermarkt rechnen 38 % weiterhin mit einer steigenden Nachfrage, die das Angebot deutlich übersteigt. Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass das momentan hohe Kaufpreisniveau stabil bleibt bzw. noch steigen wird. Auch im Eigenheimneubau sind angesichts der derzeit sehr günstigen Finanzierungsbedingungen die Zukunftsaussichten gut: In der BBSR-Befragung stimmen 54 % der teilnehmenden Immobilienexperten der Aussage zu, dass die gegenwärtige Eigenheimfinanzierung unproblematisch ist. Ein Viertel rechnet sogar damit, dass sich die Finanzierungsbedingungen nochmals verbessern werden. „Angesichts der Bedeutung des Wohnungssektors für Bauinvestitionen und -volumen ist die positive Grundstimmung der Immobilienprofis ein Signal für Bauwirtschaft und Beschäftigung“, sagt Müller. „Im internationalen Vergleich ist der deutsche Immobilienmarkt nach wie vor sehr gut aufgestellt.“
Aber längst nicht überall stehen die Zeichen auf Bautätigkeit und Wachstum: Immerhin schrumpfen zwei Fünftel der Klein- und Mittelstädte. Besonders in dünn besiedelten ländlichen Regionen wird vielerorts das Netz an Einrichtungen der Daseinsvorsorge ausgedünnt: Facharztpraxen, Pflegeheime, weiterführende Schulen, Warenhäuser oder Banken und Sparkassen konzentrieren sich zunehmend auf die Mittelstädte. Angesichts von Schrumpfung legt die Studie auch Möglichkeiten dar, die Förderung dieser Städte noch stärker auf die Bedürfnisse vor Ort auszurichten.