Aus Alt mach Neu im Sinne der Kreislaufwirtschaft muss das Gebot der Stunde sein, oder?
Kreislaufwirtschaft bedeutet, Rohstoffe zu recyceln um sie im besten Fall wieder wie im ‚ersten Leben‘ einsetzen zu können. Urban Mining bedeutet nichts weiter, als dass Städte unsere größten Rohstoffquellen sind, weil etwa 58 Prozent aller verfügbaren Ressourcen in Städten verbaut sind. Damit ist die Nutzung dieser Ressourcen unumgänglich. Die Gebäude einer Stadt werden quasi bestmöglich wiederverwertet. Noch besser ist es, alte Gebäude einem zweiten Leben zuzuführen. Es ist am Ende CO2 sparend und schont knappe Baustoff-Ressourcen wie Sand & Co.
Das Unternehmen Lenderoth hat die Fassade seines Bürogebäudes komplett recycelt – ein Vorbild für Urban Mining?
Auch hier geht es vorbildhaft um die Idee, die Stadt als Rohstofflager der Zukunft zu verwenden. Bauabfälle werden in geeigneten Anlagen sortenrein recycelt und dann wieder dem Bauprozess zugeführt. Die Besonderheit beim Material Aluminium und anderen Buntmetallen ist, dass sie relativ problemlos recycelt werden können. Bei diesen Materialien sind die Recyclingquoten schon sehr hoch. Der CO2-Spareffekt ist groß. Gegenüber Primäraluminium entstehenim besten Fall fast 90 Prozent weniger Klimagasemissionen. Wir müssen zukünftig Häuser bauen, die wir wieder komplett auseinandernehmen können, um die verbauten Materialien bestenfalls eins zu eins wiederzuverwenden.
Leuchtturmprojekte wie in Bremen sind bisher bundesweit Mangelware. Warum?
Planer und Entwickler müssen anhand der Analyse der lebenszyklusweiten Gebäudeperformance fundierte Entscheidungen treffen können, um den eingebetteten Kohlenstoff bestmöglich zu nutzen. Das findet nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaften statt, sondern ganz praktisch im unternehmerischen Tun. Es wäre wünschenswert, wenn die Politik den Einsatz von Recyclingstoffen hier mehr unterstützt. Recyclingindustrie und Hersteller von Baustoffen entwickeln zumindest immer mehr Produkte, die dem Ansatz der Circular Economy entsprechen.
Die Fragen stellte Hans-Jörg Werth.
>> hier geht es zum Haupttext >> Too good to go: Gebäude als temporäre Rohstofflager
Hans-Jörg Werth
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