Nachhaltigkeits-Beraterin Dr. Alexa Lutzenberger

„58 Prozent aller Ressourcen sind in Städten verbaut“

Dr. Alexa Lutzenberger berät Bauherren und Investoren. Ihre Themen: Wie kann durch optimierten Materialeinsatz die Klimagasemissionen in der Gesamtheit des Planungs- und Bauprozesses möglichst gering gehalten werden. Mit ihrem Institut für nachhaltige Immobilienwirtschaft (INIW) möchte sie „endlich vom Reden ins Handeln kommen“.

1105
Über Frau Lutzenberger: Sie macht xxx und setzt sich für yyy ein Bild: Ralf Günther
Über Frau Lutzenberger: Sie macht xxx und setzt sich für yyy ein Bild: Ralf Günther

Aus Alt mach Neu im Sinne der Kreislaufwirtschaft muss das Gebot der Stunde sein, oder?

Kreislaufwirtschaft bedeutet, Rohstoffe zu recyceln um sie im besten Fall wieder wie im ‚ersten Leben‘ einsetzen zu können. Urban Mining bedeutet nichts weiter, als dass Städte unsere größten Rohstoffquellen sind, weil etwa 58 Prozent aller verfügbaren Ressourcen in Städten verbaut sind. Damit ist die Nutzung dieser Ressourcen unumgänglich. Die Gebäude einer Stadt werden quasi bestmöglich wiederverwertet. Noch besser ist es, alte Gebäude einem zweiten Leben zuzuführen. Es ist am Ende CO2 sparend und schont knappe Baustoff-Ressourcen wie Sand & Co.

Das Unternehmen Lenderoth hat die Fassade seines Bürogebäudes komplett recycelt – ein Vorbild für Urban Mining?

Auch hier geht es vorbildhaft um die Idee, die Stadt als Rohstofflager der Zukunft zu verwenden. Bauabfälle werden in geeigneten Anlagen sortenrein recycelt und dann wieder dem Bauprozess zugeführt. Die Besonderheit beim Material Aluminium und anderen Buntmetallen ist, dass sie relativ problemlos recycelt werden können. Bei diesen Materialien sind die Recyclingquoten schon sehr hoch. Der CO2-Spareffekt ist groß. Gegenüber Primäraluminium entstehenim besten Fall fast 90 Prozent weniger Klimagasemissionen. Wir müssen zukünftig Häuser bauen, die wir wieder komplett auseinandernehmen können, um die verbauten Materialien bestenfalls eins zu eins wiederzuverwenden.

Leuchtturmprojekte wie in Bremen sind bisher bundesweit Mangelware. Warum?

Planer und Entwickler müssen anhand der Analyse der lebenszyklusweiten Gebäudeperformance fundierte Entscheidungen treffen können, um den eingebetteten Kohlenstoff bestmöglich zu nutzen. ​Das findet nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaften statt, sondern ganz praktisch im unternehmerischen Tun. Es wäre wünschenswert, wenn die Politik den Einsatz von Recyclingstoffen hier mehr unterstützt. Recyclingindustrie und Hersteller von Baustoffen entwickeln zumindest immer mehr Produkte, die dem Ansatz der Circular Economy entsprechen.

Die Fragen stellte Hans-Jörg Werth.

>> hier geht es zum Haupttext >> Too good to go: Gebäude als temporäre Rohstofflager

 

 

Hans-Jörg Werth

Hans-Jörg Werth
freier Journalist
AnhangGröße
Beitrag als PDF herunterladen656.19 KB

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel „58 Prozent aller Ressourcen sind in Städten verbaut“
Seite 22 bis 23
29.3.2023
Vorschau Messe BAU 17.- 22.04.
Die BAU 2023 widmet sich intensiv den Leitthemen „Ressourcen und Recycling“ sowie „Digitale Transformation“.
4.6.2024
Den meisten Müll verursachen Baustellen
Bauabfälle sind kein Müll, sondern Ressourcen. Was sollte man bei der Entsorgung alter Baumaterialien, von Problemabfällen oder Verpackungen beachten, was lässt sich wiederverwenden oder recyceln und...
5.11.2024
Initiative Wohnen.2050 teilt Recycling-Erfahrungen
In Teil 1 unserer Serie hatten wir die Pioniergruppe Kreislaufwirtschaft der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) vorgestellt. Nun folgen zwei Beispiele, die Herangehensweise und praktische Umsetzung...
2.6.2023
Alte Quartiere als Rohstofflager
Vor dem Abriss eines alten Wohnquartiers und dem Neubau lässt die GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München von Kreislaufspezialisten systematisch prüfen, welche Materialien und Bauteile sich...
2.11.2022
DGNB-Expertin über die EU-Taxonomie und Bauen im Kreislauf
Gebäude, die keine Betriebsgenehmigung mehr bekommen. Neubauten und Sanierungen, die an der Finanzierung durch Kreditgeber scheitern. Das sind nur zwei Szenarien, die Anna Braune der Baubranche...
25.2.2022
Ministerpräsident besucht Recycler
Kretschmann besuchte das Kirchheimer Vorzeigeunternehmen, das seit 2010 Maßstäbe setzt in der Aufbereitung und Wiederverwertung von Abbruchmaterial.