Immobilienwirtschaft in gespannter Erwartung
Die Branche bewertet aktuell die Geschäftslage leicht negativ, glaubt aber angesichts des 500 Milliarden-Schuldenpakets an einen baldigen Aufwärtstrend.
Die Immobilienwirtschaft blickt in gespannter Erwartung auf den bevorstehenden politischen Wechsel in Deutschland. Das belegt die Frühjahrsbefragung des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindexes (ISI). „Die Geschäftslage entwickelt sich gerade für einige nicht gut. Aber die Hoffnung auf einen Turnaround wächst“, kommentiert ZIA-Präsidentin Iris Schöberl die Ergebnisse. Sie betont: „Politische Signale müssen jetzt schnell und kraftvoll kommen, denn steigende Zinsen drücken verstärkt auf die Stimmung.“ Ein wichtiges Rezept: „Bürokratie und überzogene Regulierung machen die Prozesse immer langsamer – da muss dieses Land endlich abspecken.“ Es brauche „neben dem Investitions-Schub auch neuen Reform-Mut“.
Die Geschäftslage wurde im Stimmungsindex des ersten Quartals mit einem Wert von 11,1 Punkten taxiert – das entspreche einem Minus von 6,9 gegenüber dem vorigen Quartal. Die Erwartungen dagegen verbessern sich um 6,9 Punkte und steigen auf 21,7. Das Immobilienklima insgesamt bleibe mit 16,3 etwa konstant (–0,1 Punkte). Die Unternehmen rechnen mit einer Besserung der Lage in den nächsten zwölf Monaten, viele bleiben dabei aber zugleich skeptisch.
„Schuldenpaket kann Deutschland wieder auf Touren bringen“
„Der Stimmungsindex zeigt: In der Immobilienwirtschaft sind die Erwartungen in den letzten Monaten gewachsen“, so Schöberl. Werde das 500 Milliarden Euro starke Sondervermögen klug umgesetzt, habe das Paket das Zeug, Deutschlands Ökonomie tatsächlich wieder auf Touren zu bringen.
Die Antworten auf die Sonderfrage beim Stimmungsindex zeigten auf, was jetzt politisch angezeigt ist, um die Branche, die fast 20 Prozent der Bruttowertschöpfung auf die Waagschale bringt, wieder zu einem echten Konjunkturmotor zu machen.Was soll die neue Bundesregierung prioritär angehen?
Besonders wichtig seien den Befragten einfachere Normen, Bauvorschriften und technische Vorgaben (70 Prozent). Auch die Digitalisierung der Behörden habe für viele einen hohen Stellenwert (40 Prozent). Mit Blick auf das Bauland werde die schnellere Ausweisung in Wachstumsregionen besonders unterstützt (66 Prozent). Bei der Frage der Förderung werden zinsreduzierte Darlehen (52 Prozent) hoch bewertet.
Aussicht auf hohe Staatsschulden lassen Zinsen bereits steigen
„Das Thema Zinsen ist gerade wirklich heikel“, sagt Schöberl. „Die Extra-Schulden des Bundes für Landesverteidigung und Infrastruktur könnten Kredite noch teurer machen.“ Allein die Diskussionen um den Bundestagsbeschluss hätten die Zinsen von Bundesanleihen mit zehnjähriger Zinsbindung um 40 Basispunkte hochgetrieben – mit direktem Effekt auf die Baufinanzierungszinsen. „Der Bund könnte über die KfW eigenkapitalersetzende Mittel, Bürgschaften und Ausfallgarantien bereitstellen, um stockende Neubauvorhaben zu aktivieren.“ Das Thema Zinsen ist nach Einschätzung des ZIA auch aus steuerlicher Sicht problematisch, denn aktuell werde die Abzugsfähigkeit durch die sogenannte Zinsschranke gehemmt – das schränke dringend nötige Bautätigkeit ein. „Hier muss sich was ändern“, drängt Präsidentin Schöberl.
Der Immobilienstimmungsindex wird vom Institut der deutschen Wirtschaft IW seit 2020 in Kooperation mit dem ZIA erstellt. Ziel ist es, zeitnahe Informationen über die Lage sowie die Erwartungen von Immobilieninvestoren und Projektentwicklern zu gewinnen und so die Transparenz auf dem Markt weiter zu verbessern. Die Befragung findet jedes Quartal statt.
Preise für Wohnimmobilien und Mieten werden 2025 steigen
Bei den Wohnimmobilien wird die Geschäftslage mit 24,0 Punkten (–9,3 Punkte) bewertet, die Erwartungen liegen bei 33,7 (+12,9 Punkte) und das Immobilienklima bei 28,8 (+1,9 Punkte). Damit sei die Stimmung leicht gestiegen, wobei die aktuelle Lage schlechter und die Perspektiven besser eingeschätzt werden. Die Kaufpreise seien nach einem Rückgang in den Jahren 2022 und 2023 im Jahr 2024 konstant geblieben, für 2025 werden Steigerungen erwartet. Gleichzeitig steigen die Mieten aufgrund eines knappen Angebots. (Red.)
Redaktion (allg.)

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