Editorial

Wohl dem, der sein Geld durch Vermietung verdient

Während wir noch darauf warten und hoffen, dass die aggressiven Zinserhöhungen der EZB einen deutlichen Rückgang der Geldentwertung einleiten, entfaltet die Verteuerung von Darlehen und Krediten bereits schmerzhafte Wirkung auf die Immobilienwirtschaft. Allerdings sind die Folgen je nach Akteur unterschiedlich stark. Projektentwickler, die bauen um zu verkaufen, sind unter Druck und es gibt erste Insolvenzen. Wohnungsbau ist derzeit zu teuer, weshalb auch die Zahl der Baugenehmigungen abgestürzt ist.

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Symbolbild Editorial IVV Bild: Adobestock/ my_stock
Symbolbild Editorial IVV Bild: Adobestock/ my_stock

Im Bauhandwerk ist davon noch wenig zu spüren. Weiterhin werden Projekte abgearbeitet, deren Aufträge zwei oder drei Jahre zurückliegen und zu den damaligen günstigeren Konditionen abgeschlossen wurden. Wenn die Auftragsbücher leer sein werden, irgendwann im ersten Halbjahr 2024, dürfte im Bauhandwerk eine Entlassungswelle einsetzen.

Auch der Handel mit Immobilien ist ausgebremst. Verkäufer und Kaufinteressenten starren auf die Zinskurve – und warten ab. Auch die Interessenverbände der Wohnungswirtschaft melden eine äußerst miese Stimmung aus den Mitgliedsunternehmen, weil die Pläne für Neubauprojekte reihenweise in den Schubladen (sorry im digitalen Archiv) verschwinden. Allerdings muss man sagen: Bestandshalter verdienen das Geld durch dieVermietung von Wohnraum. Und die Mieten steigen mit zunehmender Urbanisierung. Insofern sind die Klagen der ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmer eher politischer Natur. Sie fühlen sich dem Auftrag zur Schaffung von Wohnungen für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen verpflichtet, können diesen sozialen Auftrag derzeit aber nicht erfüllen.

Angesichts der Schuldenberge, die der Staat seit der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg anhäuft, haben der Zentrale Immobilien Ausschuss und der GdW Abstand genommen von den Forderungen nach milliardenschweren Subventionen für das Bauen. Man will nichts geschenkt, sondern hofft auf KfW-Kredite für Zinssätze von ein bis zwei Prozent. Diese Forderung hat Bundesbauministerin Klara Geywitz in einer Diskussion mit Verbandsvertretern auf der ExpoReal deutlich zurückgewiesen.

Womit kann die sozial orientierte Wohnungswirtschaft in Zukunft, sprich 2024, also rechnen?

Sozialwohnungen: Die Bundesregierung stellt den Bundesländern im Zeitraum von 2022 bis 2027 insgesamt 18,15 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung. Jeder Euro des Bundes werde aktuell durch rund 1,50 Euro der Länder kofinanziert. Bei Fortführung dieser bisherigen Komplementärfinanzierung stünden damit gesamtstaatlich rund 45 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau bis 2027 zur Verfügung – sofern die Bundesländer tatsächlich ihren Beitrag leisten, was nicht überall der Fall ist.

Modulares Bauen und serielles Sanieren: Beim GdW läuft Ende Oktober die zweite europaweite Ausschreibung für den seriellen modularen Wohnungsbau aus. Dem Vernehmen nach haben sich nicht nur deutlich mehr Bauunternehmen beteiligt als an der ersten Ausschreibung 2018, sondern sie bieten auch viel mehr Baukomponenten zu deutlich günstigeren Preisen an.

Für die serielle Sanierung von Wohngebäuden besteht bereits eine lukrative Förderkulisse. Neben einem 15prozentigen Bonus im Rahmen der Bundesförderung effiziente Gebäude, gibt es Tilgungszuschüsse von bis zu 45 Prozent und zinsgünstige KfW-Kredite, die zwei bis drei Prozent unter den marktüblichen Konditionen liegen.

Aus diesen drei Komponenten lässt sich doch wohl ein bisschen Zukunft der Wohnungswirtschaft bauen.

Ich empfehle Ihnen die Lektüre der IVV-Sonderpublikation "Zukunft Wohnungswirtschaft 2023/24" mit aktuellen Artikeln, mit visionären Artikeln, mit Fachtexten unserer Marktpartner.

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Thomas Engelbrecht

Thomas Engelbrecht
Chefredakteur

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