Nicht im Jahr 2024

Wende für den Wohnungsbau?

Was wird das angelaufene Jahr 2024 bringen? Ganz offensichtlich wird es keine Belebung des Wohnungsbaus geben. Die Zahl der Baugenehmigungen befand sich während des ganzen letzten Jahres im freien Fall. Die Zinslast bleibt auf hohem Niveau, die EZB rührt vorerst nicht am Leitzins, Energie und Baustoffe sind nach wie vor teuer. Eine Milliarde Euro zusätzlich für zinsgünstige KfW-Kredite kann das Bundesbauministerium gegen die Krise im Neubau ins Feld führen. Nicht gerade der große Wumms. Gratis zu haben wäre...

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 Bild: Adobestock/ my_stock
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... das Streichen von Normen und Vorschriften, um den Wohnungsbau billiger zu machen. Ein bisschen Hoffnung macht die Einführung des Gebäudetyps E – E wie einfach oder experimentell. Dieser Planungstyp soll es erlauben, von den anerkannten Regeln der Technik abzuweichen und damit die Baukosten zu senken. Man kann es schon als Erfolg verbuchen, dass der Gebäudetyp E Bestandteil des 14-Punkte-Maßnahmenpaketes ist, das die Bundesregierung anlässlich des Wohngipfels beim Kanzler im September 2023 veröffentlichte.

Nun stellt sich aber heraus, dass „E wie einfach“ zu Komplikationen im Vertragsrecht führt. Denn Projektentwickler und Bauherren, die von den anerkannten Regeln der Technik abweichen, um wirtschaftlicher zu bauen, müssen in unserer pedantischen Gesellschaft mit Schadenersatzforderungen von Käufern und Auftraggebern rechnen. Notwendig wäre eine Anpassung des Vertragsrechts im Bürgerlichen Gesetzbuch. Den schwierigen Weg zum einfachen Bauen beschreibt unser Autor auf Seite 14.

Auch in Zeiten, in denen der Wohnungsbau floriert, werden in Deutschland zu wenige Sozialwohnungen errichtet. Mieterbund, karitative Organisationen, Gewerkschaften und Interessenvertreter der Bauwirtschaft fordern im Bündnis „Soziales Wohnen“ seit langem 50 Milliarden vom Staat, um die Lücke zu schließen. Bislang begründete das Bündnis diese Forderung mit der Gefahr für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft angesichts der Wohnungsknappheit. Mittlerweile hat das Bündnis die Tonlage verschärft und wirft der Bundesregierung „Missmanagement“ bei der Versorgung von einkommensschwachen Bürgern mit Wohnraum vor. Der Staat gebe inzwischen fünfmal mehr Geld für die Kosten der Unterkunft (Teil des Bürgergeldes) und das Wohngeld aus, als für den Bau von Sozialwohnungen. Diese Schieflage zwischen Subjekt- und Objektförderung müsse ausgeglichen werden. Jobcenter akzeptierten fast jede Miethöhe und der Staat treibe damit das Mietenniveau nach oben. Unser Bericht (ab Seite 26) zeigt, dass das Bündnis „Soziales Wohnen“ einen Nerv getroffen hat. Bundesbauministerium Klara Geywitz nannte die Zahlen des Bündnisses im ARD-Interview „unseriös“ und sprach von „absurden Ergebnissen“. >> zur IVV-Ausgabe 01-02/24

>> Fachartikel 13.05.24: "Wir müssen einfacher bauen"

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Thomas Engelbrecht

Thomas Engelbrecht
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Artikel Wende für den Wohnungsbau?
Seite 3
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