05. Februar 2024, 12:02 Uhr
Da immer mehr Wohnungen aus der zeitlich begrenzten Sozialbindung fallen und der Neubau massiv stockt, wird sich der Negativtrend weiter fortsetzen.
Im Jahr 2035 wird es nur noch 554.100 Sozialwohnungen in Deutschland geben, wie aus einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln hervorgeht
Gemessen an einem Gesamtbestand von über 43 Millionen Wohnungen in Deutschland sind die rund eine Million Sozialwohnungen, die es noch gibt, ein rares Gut. Den mit Abstand größten Anteil an Sozialwohnungen gibt es in Hamburg. Rund acht Prozent des Wohnungsbestandes in der Hansestadt sind diesem Segment zuzurechnen. Das entspricht rund 81.000 Sozialwohnungen. Auf einem geteilten zweiten Platz im nationalen Ranking folgen Berlin und NRW mit einem Anteil von jeweils fünf Prozent. Hessen und Schleswig-Holstein folgen mit spürbarem Abstand und einem Anteil von jeweils drei Prozent Sozialwohnungen an ihrem gesamten Wohnbestand.
Geringer Neubau kann Negativtrend nicht stoppen
Mit jedem Jahr fallen mehr Wohnungen aus der zeitlich begrenzten Sozialbindung und stehen anschließend dem freien Mietmarkt zur Verfügung. Damit verschärft sich der Mangel an Sozialwohnungen schrittweise, solange das Neubauvolumen den Negativtrend nicht aufhalten oder umkehren kann. Deutschlandweit wurden im Jahr 2022 nur 22.755 Sozialwohnungen neu fertiggestellt.
Im selben Jahr schrumpfte der Gesamtbestand trotzdem um 23.200 Einheiten, weil rund 46.000 Wohnungen ihre Sozialbindung verloren. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Den höchsten Zuwachs im Neubau gab es in den großen Flächenstaaten: Bayern führt das Ranking mit 4.056 neuen Sozialwohnungen an vor Baden-Württemberg mit 3.898 Einheiten und Nordrhein-Westfalen mit 3.631 Einheiten, gefolgt von Niedersachen mit 2.121 und Berlin mit 1.935 neuen Sozialwohnungen. Gemessen an der Gesamtzahl der Haushalte ist Hamburg mit 1.884 Einheiten auch im Neubau wieder vergleichsweise gut positioniert.
Quelle: Colliers
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Das Bündnis „Soziales Wohnen“ wirft Bund und Ländern „Missmanagement“ bei der Versorgung von einkommensschwachen Menschen mit Wohnraum vor. Weil immer mehr Sozialwohnungen fehlen, seien die staatlichen Ausgaben für Wohngeld und die Kosten der Unterkunft explodiert. Die monatlichen Milliardenhilfen trieben das Mietenniveau zusätzlich – allein zum Wohle der Vermieter.