Lasst uns unser Gegenüber mit Respekt behandeln!
Nach der Wahl wird alles anders?
Haben Sie am Wahlabend vor dem Fernseher gesessen und mitgefiebert? Diese Wahl war so spannend wie schon lange nicht mehr. Kurz vor Toresschluss waren die SPD und Herr Scholz vorn und Herr Laschet hat den Abstand noch verkürzen können. Die Grünen und die FDP fühlten sich als Königsmacher und trumpften auf.
Ich bin kein Wahrsager, aber mein Lebensalter – gelten Verwalterjahre eigentlich dreifach? – lässt ein paar Einschätzungen für die Zeit nach der Wahl zu. Die Politik in Deutschland wird sich nicht grundlegend verändern. Auch wenn wir den Klimawandel und die Energiewende noch so heiß diskutieren. Die Veränderungen werden nicht von heute auf morgen kommen. Und schon gar nicht die Positiven. Das sieht jeder, der einmal einen Fördergeldantrag bei der Bundesregierung gestellt hat.
Was sich aber ändern muss, das sind wir. Wir alle! Die Politiker werden immer dann nervös, wenn sie dem Volk zwar aufs Maul schauen, aber nicht mehr begreifen, was es will. Ist ja jetzt schon oft so. Die Politikverdrossenheit in der Gesellschaft beruht auf der Distanz zwischen dem einfachen Wähler und Bürger und seinen gewählten Vertretern. Auch ich habe dieses Jahr meine Stimme mehr aus einem Sicherheitsgedanken heraus abgegeben. Keiner der Spitzenkandidaten und auch die Kandidatin haben mich wirklich überzeugt. Und schon gar nicht mit den jeweiligen Parteiprogrammen zur Wohnungswirtschaft.
Was ich eigentlich sagen möchte: Wenn wir vom System enttäuscht sind, dann sollten wir uns an die eigene Nase fassen und schauen, ob wir selbst im täglichen Tun nicht etwas zum gemeinschaftlichen Fortschritt beitragen können. Egal, ob das nun den Job, den Einkauf oder unser Verhalten in der Pandemie und die Einhaltung der Maskenpflicht betrifft. Ich bin immer noch geschockt von dem Ereignis in Idar-Oberstein, wo ein 20-jähriger Student erschossen wurde, weil er einen Kunden um das Tragen der Maske gebeten hatte.
Woher kommt nur dieses: ich, ich, ich? Bin ich der Einzige, dem das nicht gefällt? (Ja, diesen Spruch haben Sie schon mal in der TV-Werbung gehört).
Wir Verwalter:innen erleben das in gewisser Weise jeden Tag. Am Telefon, in Gesprächen, bei Objektterminen und vor allem in Eigentümerversammlungen. Dagegen ist jede Schulpflegschaftsversammlung ein Kaffeekränzchen.
Viele reden davon, dass sie sich nicht gesehen und respektiert fühlen. Darf ich daran erinnern, dass Respekt der einzige Wert ist, den man erst geben muss, bevor man ihn erwarten kann.
In diesem Sinne: Lasst uns unser Gegenüber – egal, wer es auch sein mag – mit Respekt behandeln! Ich hoffe, wir Verwalter gehören dann auch dazu.
Und wer nun Kanzler wird, darauf werden wir wohl noch ein paar Wochen warten müssen. Bei dem knappen Wahlergebnis!
Michael Friedrich
◂ Heft-Navigation ▸