Gewinner des FIABCI Prix d‘Excellence Germany 2022

Nachhaltig und innovativ – herausragende Projekte geehrt

Deutschlands Projektentwickler haben die ambitioniertesten Bauvorhaben des Jahres 2022 mit dem international renommierten FIABCI Prix d’Excellence ausgezeichnet.

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Die gleichmäßig gerasterte, mit Faserzementplatten beplankte Fassade lässt zunächst nicht auf die innovative Holzhybridbauweise schließen. Erst im Innenraum ist der Hauptwerkstoff Holz präsent. Bild: Ilya Ivanov/Tchoban Voss Architekten
Die gleichmäßig gerasterte, mit Faserzementplatten beplankte Fassade lässt zunächst nicht auf die innovative Holzhybridbauweise schließen. Erst im Innenraum ist der Hauptwerkstoff Holz präsent. Bild: Ilya Ivanov/Tchoban Voss Architekten

Die Gold-Award 2022 erhielt das „EDGE Suedkreuz, Berlin“ in der Kategorie Gewerbe und die „G.O.L.D. Gartenstadt Olympisches Dorf von 1936, Wustermark“ in der Kategorie Wohnen. Der renommierte Preis für herausragende Projektentwicklungen wurde von FIABCI Deutschland (International Real Estate Federation) und dem BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. „Entscheidend für das Jury-Votum ist ein erfolgreich umgesetztes Gesamtkonzept aus Architektur, Nutzung, Wirtschaftlichkeit, urbaner Integration, Nachhaltigkeit und Innovation“, erklärt Michael Heming, Präsident FIABCI Deutschland und Mitglied der Jury, die Kriterien bei der Preisvergabe.

Trotz all der wirtschaftlichen Komplikationen und Unberechenbarkeiten konnte die Jury wieder aus einem sehr großen Pool an Wettbewerbseinreichungen aus ganz Deutschland die diesjährigen Gewinner wählen.

Gebaut werde immer mehr nach dem Cradle-to-cradle-Prinzip, industrielle Brachflächen würden revitalisiert und Bestandsgebäude umgenutzt, aufgestockt und zeitgemäß ausgebaut. Von der Metropole bis zur Kleinstadt hätten wohnungswirtschaftliche und gewerbliche Projektentwicklungen zum neunten Mal um die Plätze gerungen.

Mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro konnten 5.700 frei finanzierte und öffentlich geförderte Wohnungen und Gewerbeflächen von 85.000 Quadratmeter realisiert werden, so der BFW.

Die FIABCI Prix d’Excellence Awards, vom Wall Street Journal als die „Oscars of the global propertyworld“ bezeichnet, existieren seit 1992 als weltweiter Wettbewerb für herausragende Immobilienprojekte. In Kooperation von FIABCI (International Real Estate Federation) und dem BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen wurde damit der erste bundesweite Preis für Projektentwicklungen ins Leben gerufen.

Gold-Award 2022 in der Kategorie Gewerbe

Edge Suedkreuz, Berlin

  • Projektadresse: Hildegard-Knef-Platz 2 und 3, 10829 Berlin
  • Architekt: Sergei Tchoban, TCHOBAN VOSS Architekten
  • Projektentwickler: SXB S.à r.l. /EDGE

Das siebengeschossige Büroensemble EDGE Suedkreuz Berlin wurde ganz in nachhaltiger modularer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Das größere der beiden freistehenden Gebäude umfasst rund 20.000 Quadratmeter Grundfläche und ist damit auf lange Sicht flächenmäßig das größte Holz-Hybrid-Gebäude in Deutschland.

Das kleinere Gebäude folgt als langgezogener Solitär der Bauflucht des größeren carréförmigen Bürogebäudes mit seinem unregelmäßig trapezförmigen Grundriss. Im Herzen des Carré-Gebäudes befindet sich ein großzügiges, lichtdurchflutetes Atrium, überspannt von einem transparenten ETFE-Foliendach.

Zentraler Blickfang sind die vier, in ihren Höhen abgestuften, baumähnlichen Gebilde, deren Aufenthaltsplattformen durch filigrane Treppen und Brücken miteinander sowie den Büroetagen verbunden sind. Im fünften Obergeschoss öffnet sich dem Atrium die Sky-Lounge mit Panoramafassade und Außenterrasse.

Der natürliche Werkstoff Holz findet sich überall in den Innen- und Büroräumen und leistet einen wichtigen Beitrag zu einem dauerhaft gesunden Raumklima. Bei der Konstruktion der Gebäude stand im Vordergrund, den CO2-Fußabdruck, insbesondere das Gewicht des Komplexes, bestmöglich zu reduzieren und nachhaltige, nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip recyclefähige Materialien zu verwenden.

Holz besitzt eine hohe Wärmespeicherkapazität, aber eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Die vorhandene Wärme wird länger als von anderen Baustoffen im Raum gehalten. Durch das verzögerte Auskühlen sinkt der Energiebedarf. Zudem ist das Material leichter und energieeffizienter zu transportieren als mineralische Baustoffe.

Durch die intelligente Kombination von Holz mit Beton kann bei der Hybrid-Bauweise bis zu 80 Prozent CO2 pro Quadratmeter Nutzfläche eingespart werden. Ein niedriges Konstruktionsgewicht, kürzere Rohbauzeiten, hohe Planungs- und Kostensicherheit und eine lange Haltbarkeit sind weitere Vorteile dieser Konstruktion. Die Holz-Hybrid-Elemente wurden als Tragwerk verbaut, Holzstützen und Holzbalken führen die vertikalen Lasten des Gebäudes ab. Beton wurde hauptsächlich im Fundament, dem Untergeschoss und in den Treppenkernen (hier auch zur Aussteifung des Gebäudes) verwendet.

Auch DGNB zeichnet das EDGE Suedkreuz aus

Der FIABCI Prix d’Excellence ist nicht die einzige Auszeichnung für das Büro- und Geschäftsensemble. Wie das bauausführende Unternehmen Rhomberg Bau aus Bregenz in Österreich mitteilt, erhalte das EDGE Suedkreuz die DGNB-Auszeichnung in Platin für Nachhaltigkeit. Mit einem Gesamtscore von 95,4 Prozent habe das Büro- und Geschäfts-ensemble den höchsten Wert in der Geschichte der DGNB-Zertifizierung erreicht. Zusätzlich wurde dem Projekt für seine gestalterische Qualität die Auszeichnung „DGNB Diamant“ von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen verliehen.

„Bei der gewählten Holzhybridbauweise ergänzen sich die Materialien Holz und Stahlbeton gemäß ihren Eigenschaften hervorragend. Mit über 3.300 Kubikmetern hat Holz den Hauptanteil inne, was sich neben der verbesserten Energiebilanz positiv auf das Raumklima auswirkt“, begründete die DGNB-Jury ihre Entscheidung.

Der nachhaltige Baustoff Holz erleichtert serielle Vorfertigung

Möglich wurde dies durch den Einsatz des Cree Systems, bestehend aus Holz-Beton-Verbunddecken und Brettschichtholzstützen in der Fassade. Das System wurde in der Rhomberg Bau-Gruppe entwickelt, 2012 sei so das weltweit erste mehrstöckige Hybrid-Passivhaus aus Holz mit einem modularen Bausystem entstanden. „Die Kombination aus Holz und Vorfertigung hat es uns überhaupt erst erlaubt, in großem Maßstab nachhaltig zu bauen“, erklärt Helmut Salzgeber, bei Rhomberg Bau für die Ausführung des Projekts verantwortlich. Holz, so der Fachmann, sei der perfekte nachhaltige Baustoff: „Es wächst lokal nach, speichert das schädliche Klimagas CO2, hat ein geringes Transportgewicht, eine Top-Verarbeitbarkeit, bietet flexible Einsatzmöglichkeiten und wirkt positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden.“

Im laufenden und besonders im beendeten Mietverhältnis kommt es immer wieder zu Beschädigungen der Mietsache durch den Mieter oder der Mieter führt die fälligen Schönheitsreparaturen nicht aus, obwohl er dazu wirksam verpflichtet wurde. Weigert sich der Mieter oder...

Hinzu kämen die Vorteile des Systembaus, bei dem ein Gebäude aus Bauteilen oder Modulen zusammengesetzt wird. Die einzelnen Bauteile werden industriell vorgefertigt, zur Baustelle transportiert und nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. Dadurch ermöglicht diese Bauweise kurze Bauzeiten, eine große Witterungsunabhängigkeit – da die Elemente in Produktionshallen auch bei strömendem Regen oder eisiger Kälte vorgefertigt werden können – und eine hohe Präzision der seriell gefertigten Bauteile. Weitere Vorteile seien ein hoher Qualitätsstandard, eine große Planungssicherheit und damit verbunden Termin- und Kostentreue.

Gold-Award 2022 in der Kategorie Wohnen

G.O.L.D. Gartenstadt – Olympisches Dorf von 1936, Wustermark

  • Projektadresse: Am Speisehaus der Nationen/Jesse-Owens-Ring, 14641 Wustermark OT Elstal
  • Architekten: Denkmale: Meier-Hartmann, Gesellschaft von Architekten mbH Neubauten: Schmitt von Holst Architekten
  • GbR Projektentwickler: terraplan Baudenkmalsanierungsgesellschaft mbH

Unter dem Namen „G.O.L.D. Gartenstadt Olympisches Dorf von 1936“ wurden auf dem 70 000 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Olympischen Dorfes bei Berlin im ersten Bauabschnitt 365 Wohnungen in den beiden Denkmalen, Speisehaus der Nationen und Heizhaus (heute Haus Central), sowie in 20 Neubauhäusern entwickelt.

Bei der Entwicklung des Olympischen Dorfes waren die noch vorhandenen denkmalpflegerischen Elemente der Gebäude und Freiflächen zu berücksichtigen. Gebäude und Wege ordnen sich um eine zentrale, nach Süden abgebogene Ellipse. Diese gliedert sich am Knickpunkt an der Bastion und am Birkenring in eine obere und untere Dorfaue. Die natürlich-organisch wirkende Anlage unterliegt einer strengen, durch Konstruktionsachsen und Sichtlinien geführten planmäßigen Geometrie.

Die Gesamtanlage entwickelte sich um drei zusammenhängende Landschaftselemente: die untere Aue mit dem Empfangsgebäude, die mittlere Grünfläche mit einem See und die Obere Aue mit dem Speisehaus der Nationen im Zenit.

Die Wohnungsneubauten am Jesse-Owens-Ring entstanden in kritischer Auseinandersetzung mit dem bauhistorischen Erbe. Sie orientieren sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild und in der städtebaulichen Anordnung an den historischen Athletenunterkünften.

Die strahlenförmig auf das Speisehaus der Nationen ausgerichteten Häuser gruppieren sich fächerförmig an den radial angelegten Wegen rings um das im Mittelpunkt stehende Speisehaus der Nationen, sodass Sichtbezüge zu dem zentralen Denkmal entstehen. Das Speisehaus der Nationen ist ein Stahlbetonskelettbau mit teils enormen Spannweiten zwischen den tragenden Stützen. Das Areal wurde ergänzt durch Gemeinschaftsflächen und -räume, einen musealen Rundgang, Spielplatz, Sportpfad und Ortsteiltreffpunkt für die Gemeinde.

In Kooperation mit der Gemeinschaftswerk bzw. LIONCARE Wohnen und Pflege GmbH, Nauen entstanden eine Begegnungsstätte, eine Tagespflegeeinrichtung, eine betreute Senioren-Wohngemeinschaft sowie altersgerechte Wohnungen mit Service- und Betreuungsangebot.

Ein besonderes Augenmerk lag auf der Integration aller noch erhaltenen Gebäude und der Wiederherstellung des ursprünglichen landschaftsplanerischen Konzeptes. (Red.)

Mit über 3.300 Kubikmetern hat Holz den größten Materialanteil.

Redaktion (allg.)

Pixabay/ Mohamed_hassan
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Artikel Nachhaltig und innovativ – herausragende Projekte geehrt
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