Drei über ein gemeinsames Erdgeschoss verknüpfte Punkthäuser überzeugen mit ausgefeilten Kubaturen und Fassaden, die ihre städtebauliche Integration betonen.
Die hohe Qualität bei der Fassadengestaltung – inklusive geklinkerter (Dach-)Schrägen, Lichtkeile, Handformriemchen – ist das Ergebnis exakter Planung und umfangreicher Vorarbeiten, inklusive zahlreicher Musterflächen und Anschauungsmodellen.
Als KfW-55-Gebäude erfüllen die Bauten zudem energetisch hohe Ansprüche.
Die abgeknickte Kubatur ist Resultat einer ungewöhnlichen, historisch gewachsenen Grundstücksform. Diese tief in den Häuserblock reichende vieleckige Form des Hofes ermöglicht eine Abfolge von dynamischen zu ruhigeren Räumen.
Noch Fassade oder schon Dach?
Der Baukörper direkt an der quer durch die Altstadt führenden Karlstraße dient als Bürogebäude. Seine Fassade ist im gründerzeitlichen Stil gegliedert – bis zu den obersten beiden Geschossen. Der Unterschied: Wo früher in den gründerzeitlichen Gebäuden unter den Mansarddächern Räume mit geringerer Aufenthaltsqualität lagen („Dienstbotenzimmer“), befinden sich im Neubau hochwertige, gut gedämmte Räume. Die Anmutung ist aber durch die schräg ausgeführte, verklinkerte Fläche wie ehedem.
Der technische Clou: Die Schräge ist nicht als Dach, sondern als weitergeführte Fassade konzipiert, hier jedoch nicht mit einem Wärmedämm-Verbundsystem, sondern als vorgehängte, hinterlüftete Fassade, die über eine Sonderkonstruktion geführt wird. So ließ sich die einheitliche Bekleidung mit den Klinkern technisch sicher realisieren.
Die beiden tiefer im Hof liegenden Punkthäuser umfassen 18 Ein- bis Vierzimmer-Wohnungen. An ihren Fassaden sind die bodentiefen Fenster weniger gleichmäßig gesetzt, zudem sind sie mit Balkonen versehen. Der verbindende Sockel mit Gemeinschaftsräumen und Zugang zur Tiefgarage im Untergeschoss ist von großen schaufensterartigen Gebäudeöffnungen geprägt, die dem Ensemble im Erdgeschoss eine gewisse Offenheit (zum Dialog) verleihen. Das Dach des Sockelgeschosses bildet zwischen den Häusern zwei begrünte Freiflächen, die vom öffentlich zugänglichen Hof abgetrennt sind.
Moderne Dämmsysteme, der umfangreiche Einsatz von Photovoltaik auf den Flachdachflächen, ein ambitioniertes Regenwasserkonzept und der Anschluss an das städtische Fernwärmenetz ermöglichen die Einstufung des Neubauensembles in den KfW 55-Standard.
Optimierte Auswahlprozesse
Die Gestaltung der Fassaden orientiert sich an den gealterten Klinkersteinen der Gründerzeitbauten in der direkten Nachbarschaft. Auf zweierlei Fassadensystemen (StoTherm Mineral/WDVS und StoVentec C/VHF) kamen raue, unregelmäßig geformte Handformriemchen (StoBrick) zum Einsatz.
Dieser Aufbau hatte sich in der Planung als deutlich wirtschaftlicher erwiesen als ein zweischaliger Aufbau. Um die perfekte Oberfläche zu bestimmen, wurden zahlreiche Musterverbände gelegt und maßstabsgetreue Mock-ups gebaut.
Schließlich wurde eine Mischung aus zwei verschiedenen Klinkerfarbtönen (StoBrick Rau 2079 und 2083) festgelegt, die asymmetrisch im Verhältnis eins zu eins verlegt wurden, was auf den großen Flächen dennoch eine homogene Wirkung erzielt.
Die etwa zwei Zentimeter dicken Riemchen wurden werkseitig aus Vollsteinen geschnitten. Durch die Fenster mit ihren als Lichtkeile ausgeführten Laibungen findet sich die Schräge ein zweites Mal in der Fassade und unterstreicht so den ausdrucksstarken Charakter. Mit vorgefertigten Formteilen aus Dämmstoff, die sich keilförmig von 18 auf 10 Zentimeter verjüngen, ließ sich auch diese ungewöhnliche Architektur rationell erstellen. Sie bieten zudem einen konkreten Nutzen für die Bewohner: Mehr Tageslicht in den Innenräumen. Vor den Badezimmerfenstern verhindern Klinker im marokkanischen Verband unerwünschte Einblicke.
Die Sprache der Basis
Das Erdgeschoss hebt sich mit einer eigenen Formensprache und Materialität von den Punkthäusern ab. Sein fein gefilzter Putz korrespondiert farblich mit dem hellen Belag des Hofes und unterstreicht so nochmals den Ensemblecharakter der innerstädtischen Nachverdichtung.
Redaktion (allg.)
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