Wird Immobilienverwaltung eine Mangeldienstleistung?
Die Verhältnisse sind prekär. Ich spreche von der auseinanderdriftenden Entwicklung von steigender Nachfrage seitens der Gemeinschaften und Eigentümern nach qualifizierten Dienstleistern und der immer geringer werdenden Zahl an Immobilienverwaltungen. In den nächsten Jahren gehen – Stichwort: geburtenstarke Jahrgänge – mehr als 25 Prozent aller Führungskräfte in den wohlverdienten Ruhestand. Ich gehöre ja auch dazu und mache mir da so meine Gedanken.
Grundsätzlich stehen bei mir die Zeichen auf Verkauf meines Unternehmens. Wie bei vielen meiner Kollegen. Andererseits sehe ich jetzt schon die beängstigende Entwicklung, dass viele Verwaltungen mangels geeigneter Mitarbeiter den vorhandenen Verwaltungsbestand ausdünnen müssen. Wer soll da in Zukunft noch die Arbeit machen? Wie sollen die sich zusammenschließenden und damit größer werdenden Verwaltungen den Job noch schaffen?
Mit dem Allheilmittel Digitalisierung ist selbst das nicht zu schaffen. Ich bin der Meinung, dass wir unseren Beruf attraktiver gestalten und auch nach außen hin bekannter machen müssen. Hier sind auch die Berufsverbände gefragt, denen dieses Thema zwar den einen oder anderen Artikel in Fachmagazinen wert ist, aber zielgerichtete Aktionen fehlen bis dato.
Es gibt aber auch eine andere Seite der Medaille: Die verstärkte Nachfrage und das ausgedünnte Angebot erhöhen die Bereitschaft zur Zahlung von angemessenen Verwaltergebühren. Wo ich früher mit einem Angebotspreis von 35 oder 40 Euro pro WE und Monat in der absoluten Spitze rangierte, bin ich heute nur noch preisliches Mittelfeld – und passe mich nach oben hin an. Das tun meine Kunden in punkto Leistungsanforderung ja auch.
Ideal wäre es, wenn wir als Berufsstand selbst aktiv werden würden und den Job des Immobilienverwalters beispielsweise mit einem eigenen Kanal auf facebook, instagram & Co. mehr in die Breite der jüngeren Generation tragen würden. Denn eins bietet dieser Job, was gerade die jungen Menschen suchen: Sicherheit! Und das ist doch schon mal was, oder?
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Digitale Lösungen von Start-ups: Klassische WEG-Verwaltungen sind gefordert
Michael Friedrich

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