Putins Krieg gegen die Ukraine

Auf den Baustellen könnten bald Stahl und Bitumen fehlen

Die Verbände der deutschen Bauwirtschaft warnen vor massiven Materialengpässen in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und die Wirtschaftssanktionen fast der gesamten Weltgemeinschaft.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine könnte auf deutschen Baustellen bald Material fehlen. Foto: Adobestock/Jonathan Stutz
Aufgrund des Krieges in der Ukraine könnte auf deutschen Baustellen bald Material fehlen. Foto: Adobestock/Jonathan Stutz

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie: „Die Materialpreise steigen täglich, teilweise im Stundentakt. Allerdings sind die Preissteigerungen bisher noch kein Anzeichen von Materialknappheit, sondern eher von Angst vor drohenden Lieferausfällen. Inwieweit und wann es zu Materialengpässen kommen wird, lässt sich aktuell noch nicht beurteilen. Die Gefahr ist aber sehr real.“  Bereits jetzt garantierten einzelne Baustofflieferanten keine Preise mehr, teilweise nähmen Lieferanten sogar keine Anfragen mehr entgegen. In laufenden Verträgen sei es für die Unternehmen kaum möglich, diese Preissteigerungen weiterzureichen, was zu einem großen wirtschaftlichen Risiko führen könne. Für neue Projekte könne es sogar dazu führen, dass die Unternehmen keine Angebote mehr abgeben könnten. Erste Anzeichen seien auf kommunaler Ebene zu beobachten, so Tim-Oliver Müller.

Kaum noch Angebote für Baustahl, Bleche und Rohre

Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbe, Felix Pakleppa, beschreibt die Abhängigkeit von Rohstoff- und Halbzeugimporten aus den am Krieg beteiligten Ländern. Rund 30 Prozent des Baustahls kommen demnach aus Russland, der Ukraine und Weißrussland. Hinzu käme der hohe Anteil von Roheisen (40 % aus diesen Ländern) und diverser weiterer Rohstoffe, die für die Stahllegierung notwendig sind (Nickel 25 % und Titan 75 %). Unsere Mitgliedsunternehmen erhalten aktuell nur noch wenige Angebote für Stahlmatten, Träger, Stabstahl und Bleche. Auch Rohre und Aluminiumprodukte sind betroffen,“ erläuterte Pakleppa. Bereits seit Anfang März sei ein signifikanter Anstieg der Preise bei dem vor allem im Straßenbau notwendigen Bitumen sowie bei Stahl erkennbar. Durch die Abhängigkeit zentraler Raffinerien von Erdöl-Lieferungen aus Russland drohe ein Ausfall von bis zu einem Drittel der hiesigen Bitumenversorgung, mit entsprechenden Auswirkungen auf den deutschen Straßenbau.

„Sanktionen gegen Russland sind richtig“

Felix Pakleppa lässt trotz der heraufziehenden wirtschaftlichen Probleme keinen Zweifel an der westlichen Sanktionspolitik gegen Russland aufkommen. „Die deutschen und europäischen Sanktionen gegen Russland sind richtig und werden von der deutschen Bauwirtschaft nachdrücklich unterstützt.“ Um die Folgen für die Bautätigkeit in Deutschland so gering wie möglich zu halten, schlägt der Verbandschef einen runden Tisch mit der Bundesregierung vor. Seine Mitgliedsunternehmen berichteten, dass sie für Bauanfragen nur noch tagesaktuelle Preise und oftmals auch keine Lieferzusagen mehr bekommen. „Damit ist es ihnen quasi unmöglich, Angebote auf Bauanfragen und Ausschreibungen zu machen. Hier brauchen wir eine andere Form der vertraglichen Zusammenarbeit.“ (Red.)

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