Ist das der Wiedereinstieg in den Wohnungsbau?
Auf einer Pressekonferenz haben der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW, der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und das Bundesbauministerium die neue Rahmenvereinbarung „Serielles und modulares Bauen 2.0“ vorgestellt.
Im Rahmen eines europaweiten vergaberechtlichen Ausschreibungsverfahrens hat eine Jury 20 Bauunternehmen ausgewählt, die insgesamt 25 Konzepte für schnellen und kostengünstigen Wohnungsbau in hoher Qualität versprechen. Mitgliedsunternehmen des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW können die innovativen Wohnungsbaukonzepte künftig realisieren und damit einen wesentlichen Beitrag für mehr bezahlbares Wohnen leisten, so die Hoffnung des Verbandes.
„In Zukunft müssen weniger Menschen mehr Wohnungen bauen“
Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) wies auf der Pressekonferenz darauf hin, dass in Deutschland angesichts des Mangels an Arbeitskräften weniger Menschen mehr Wohnungen bauen müssen. Das werde durch das serielle Bauen und die neue Rahmenvereinbarung möglich. Durch eine durchgehende und auf die Bauausführung abgestimmte, voll digitalisierte Planung könnten Prozesse optimiert, Schnittstellen reduziert und die Fehleranfälligkeit minimiert werden. Beim seriellen Bauen werde die in Deutschland traditionelle Trennung zwischen Planung und Ausführungsleistung durchbrochen.
„Das funktioniert nur mit Zinssubvention auf ein Prozent“
Die erste Rahmenvereinbarung zum seriellen und modularen Wohnungsbau, die der GdW mit neun Bauunternehmen geschlossen hat, stammt aus dem Jahr 2018. Die Erfahrungen von Wohnungsunternehmen in punkto Bauqualität und Bauzeiten waren gut, die Hoffnungen auf günstigere Preise haben sich allerdings nicht erfüllt. An dieser Stelle gibt sich nun GdW-Präsident Axel Gedaschko optimistisch: „Die zweite Rahmenvereinbarung bietet Preissicherheit und sendet mit einem Baukosten-Median von unter 3.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ein starkes Preissignal in den Markt.“
Bei den derzeitigen Zinsen und Baukosten müssten Wohnungsunternehmen für Neubauwohnungen eine Kaltmiete von 18,40 Euro pro Quadratmeter verlangen. Die neue Rahmenvereinbarung ermögliche die Reduzierung dieser Kostenmiete um 22 Prozent auf 14,40 Euro, so rechnet Axel Gedaschko vor. Damit sei ein Wiedereinstieg in den Neubau für die GdW-Mitgliedsunternehmen möglich. Allerdings forderte Gedaschko zusätzlich: „Für einen echten Wohnungsbau-Turbo bräuchten wir jetzt noch temporär ein Zinsverbilligungsprogramm zur Erreichung von Mieten zwischen neun und 12 Euro. Im Gegenzug würden wir die abgesenkten Mieten garantieren.“ Der GdW fordert für die sozial orientierte Investoren Baudarlehen mit einem Zinssatz von einem Prozent.
Hintergründe zur Rahmenvereinbarung für serielles Bauen
In einem siebenmonatigen, komplexen und kostenintensiven Verfahren wurden von einer fachkundigen Jury unter Einbeziehung der Partner Bundesbauministerium und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und unter Mitwirkung der Bundesarchitektenkammer die 25 besten seriellen und modularen Konzepte zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ausgewählt.
Ein großer Vorteil des seriellen und modularen Wohnungsbaus ist die Zeitersparnis. Sie ergibt sich insbesondere dadurch, dass Teile der Projektausschreibung und -vergabe sowie der Planung eines vorgesehenen Wohnungsbaus durch die Rahmenvereinbarung und die darin angebotenen, durchgeplanten Konzepte vorweggenommen werden. Kürzere, effizientere Bauphasen dank der Vorfertigung von Bauteilen und ganzer Module bringen beim seriellen und modularen Bauen weitere wesentliche Zeitvorteile.
Die Rahmenvereinbarung gibt ein starkes Preissignal in den Markt, da die Baukosten bei rund der Hälfte der Angebote unter dem Medianwert von unter 3.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und damit deutlich unter den durchschnittlichen Preisen für Mehrfamilienhäuser in Deutschland aus 2022 liegen. Aufgrund der Vielfältigkeit der Angebote, die von Holzbau über Stahlbeton bis hin zu Hybridbauweisen reichen, liegt die Spanne der Angebotspreise für die innovativen Modellgebäude insgesamt zwischen 2.370 und 4.370 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Weitere Preisvorteile können zusätzlich durch Mengeneffekte generiert werden.
Angesichts stark gestiegener und kurzfristig stark schwankender Baukosten garantiere die Rahmenvereinbarung zudem dringend notwendige Preissicherheit. Die in der neuen Vereinbarung für fünf Jahre festgeschriebenen Preise können nur auf Grundlage festgelegter Material- beziehungsweise Baupreisindizes angepasst werden.
Im Vergleich zur ersten Rahmenvereinbarung wurden die Ansprüche an die ökologische Qualität, Nachhaltigkeit und Energiekonzepte erhöht (Ökobilanzierung nach QNG). Je nach den Wünschen der Auftraggeber sind optionale Leistungen vorgesehen: Staffelgeschoss, Keller, Tiefgarage, Gründach, PV-Anlagen, Grauwassernutzung und Trinkwasser-Recycling sowie digitale Zusatzausstattungen.
Die Rahmenvertragspartner
- ALHO Systembau GmbH (2 Angebote)
- B&O Bauholding GmbH
- BATEG GmbH, Berlin
- Brüninghoff und Rhomberg Systemholzbau
- Ed. Züblin AG, Direktion Ost, Bereich Jena (Red.)
- FUCHS Systemgebäude GmbH
- GOLDBECK
- Gustav Epple Bauunternehmung GmbH
- IWP Hohental Plan- und Generalbau GmbH
- Köster GmbH (2 Angebote)
- Lechner Immobilien Development GmbH (2 Angebote)
- LUKAS LANG BUILDING TECHNOLOGIES GmbH
- Max Bögl Modul AG (2 Angebote)
- MBN GmbH
- Nokera AG
- Rommel SF-Bau GmbH & Co. KG
- Schrobsdorff Bau AG
- Solid.Modulbau GmbH (2 Angebote)
- Weissenseer Holz-Systembau GmbH
- Z-Geschossbau GmbH
Beispiel aus dem Jahre 2019: Erstes zukunftsweisendes Projekt aus neuer Rahmenvereinbarung der Wohnungswirtschaft im Bau