Berechnungen des DIW Berlin

Baubranche ist Stütze der Konjunktur

Die Bauwirtschaft wird in diesem und im nächsten Jahr nominal um mehr als sechs Prozent, real um rund drei Prozent zulegen – Eckpfeiler des Aufwärtstrends bleibt der Wohnungsbau, 2019 hat vor allem der Neubau kräftig zugenommen.

Der Wohnungsbau und der öffentliche Bau sind die Stützen der Bauwirtschaft. FOTO: Betti Moser
Der Wohnungsbau und der öffentliche Bau sind die Stützen der Bauwirtschaft. FOTO: Betti Moser

Zu diesem Ergebnis kommen die Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zum Bauvolumen in Deutschland. Die Bauwirtschaft bleibe eine Stütze der Konjunktur. Im Jahr 2019 ist das Bauvolumen nominal um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
In diesem und im kommenden Jahre dürften die Umsätze des Baugewerbes und seiner angrenzenden Bereiche nominal um rund 6,5 Prozent beziehungsweise knapp sechs Prozent zulegen.

Das Wachstum der Bauwirtschaft schlägt sich wie schon in den vergangenen Jahren in steigenden Preisen nieder, die in diesem und im nächsten Jahr voraussichtlich um jeweils mehr als drei Prozent zulegen dürften. „Dennoch wird auch das reale Bauvolumen mit 3,3 Prozent in diesem Jahr und 2,7 Prozent im kommenden deutlich dynamischer zulegen als das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Damit zählt die Bauwirtschaft weiterhin zu den wesentlichen Stützen der Konjunktur in Deutschland“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.

Wohnungsbau weiter dynamisch

„Die wichtigste Stütze für die Bauwirtschaft ist der weiterhin florierende Wohnungsbau“, so Studienautorin Laura Pagenhardt. „Sowohl der Neubau als auch die Sanierung und Modernisierung des Gebäudebestands profitieren von den günstigen Rahmenbedingungen wie den niedrigen Zinsen, dem robusten Arbeitsmarkt, aber auch politischen Maßnahmen wie dem Baukindergeld und den Abschreibungsmöglichkeiten.“

Das Wohnungsbauvolumen werde nach einem Plus von 8,8 Prozent im Jahr 2019 um rund acht Prozent in diesem Jahr und gut sechs Prozent im Jahr 2021 steigen, prognostizieren die Studienautoren.

Aber auch der öffentliche Bau, der zwar nur ein Fünftel so groß ist wie der Wohnungsbau, habe mit einer Steigerung von mehr als zehn Prozent im Jahr 2019 die Bauwirtschaft gestützt und werde dies nach den Berechnungen auch in den kommenden Jahren tun. Schwächer entwickelt habe sich
dagegen der Wirtschaftsbau, der unter der konjunkturellen Abkühlung leide und in diesem sowie im kommenden Jahr nominal nur um gut vier Prozent wachsen werde. Die Kapazitätsauslastung der Bauwirtschaft sei weiterhin hoch, habe sich aber im vergangenen Jahr etwas verringert, da
die Unternehmen mehr Personal eingestellt und den Maschinenpark ausgebaut haben.

Der Preisauftrieb werde sich aller Voraussicht nach aufgrund der hohen Nachfrage nach Bauleistungen und der hohen Kapazitätsauslastung in allen Bausparten weiter fortsetzen.

„Kurzfristige Konjunkturspritzen führen nicht zum Aufbau größerer Kapazitäten“

„Kurzfristig angelegte Investitionsschübe verpuffen vor allem in steigenden Preisen für Bauleistungen. Empfehlenswert wäre, ein langfristiges Investitionsprogramm aufzulegen und damit den Ausbau der Baukapazitäten zu stärken“, meint Studienautor Martin Gornig. Und Claus Michelsen ergänzt: „Wichtiger als kurzfristig angelegte Impulse wie das Baukindergeld, das für drei Jahre, bis Ende 2020 gewährt wird, oder eine zeitlich eng begrenzte Sonder-AfA, die bis zum 1. Januar 2022 in Anspruch genommen werden kann, wäre die Aussicht auf längerfristig günstige Geschäftsaussichten“. Erst dann würden die Baukapazitäten und damit die Bautätigkeit substanziell erhöht.

Darüber hinaus schlagen die Studienautoren vor, den Planungsengpässen in den kommunalen Bauämtern zu begegnen, indem Verfahren vereinfacht und Planungskapazitäten nicht mehr in jeder Kommune vollumfänglich vorgehalten werden, sondern in gemeinsamen Planungseinheiten.

Die Bauvolumenrechnung des DIW Berlin wird aus Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesbauministeriums finanziert.

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