Wohnungsmarktbericht Niedersachsen 2023

Bis 2040 werden 237.000 zusätzliche Wohnungen benötigt

Zwischen Nordsee und Harz bleibt der Wohnungsmarkt auch in den kommenden Jahren massiv unter Druck. Weil die Zahl der Haushalte weiter steigt und die Neubautätigkeit gleichzeitig zurückgeht.

"Der Wohnungsmarkt steht von allen Seiten unter Druck": NBank-Vorstand Michael Kiesewetter, Bauminister Olaf Lies und vdw-Direktorin Susanne Schmitt bei der Vorstellung des Niedersächsischen Wohnungsmarktberichts. Foto: Carsten Ens/vdw Niedersachsen Bremen
"Der Wohnungsmarkt steht von allen Seiten unter Druck": NBank-Vorstand Michael Kiesewetter, Bauminister Olaf Lies und vdw-Direktorin Susanne Schmitt bei der Vorstellung des Niedersächsischen Wohnungsmarktberichts. Foto: Carsten Ens/vdw Niedersachsen Bremen

Die niedersächsische NBank veröffentlicht alle zwei Jahre einen Wohnungsmarktbericht, der sowohl eine Analyse des Bau- und Wohnungsmarktes als auch Handlungsempfehlung für Kommunen und Investoren ist. Der Wohnungsmarktbericht 2023 wurde jetzt auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vom niedersächsischen Wirtschafts- und Bauminister Olaf Lies, dem Vorstandsvorsitzenden der NBank, Michael Kiesewetter, und der Verbandsdirektorin der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vdw), Susanne Schmitt, in Hannover vorgestellt.

Bauminister Olaf Lies fasste die Aussagen des aktuellen Wohnungsmarktberichtes zusammen: „Was uns größte Sorgen bereiten muss ist, dass aktuell in der Wohnungswirtschaft Neubaupläne zurückgestellt werden, weil zu den gegenwärtigen Kosten eine Refinanzierung über eine akzeptable Miete kaum möglich ist. Die einfache Forderung ‚bauen, bauen, bauen‘ reicht unter den gegebenen Bedingungen längst nicht mehr aus.“

Der Analyse zufolge werden bis zum Jahr 2040 aufgrund demografischer Veränderungen voraussichtlich knapp 237.000 zusätzliche Wohnungen benötigt. Der Höchststand der Haushaltszahlen und damit auch des Neubaubedarfs werde zum Jahreswechsel 2030/2031 erwartet. Dabei kommt der Bericht auch zu dem Ergebnis, dass es zwar Hinweise auf eine Abschwächung der Preisdynamik gibt, die Baukosten aber würden aller Voraussicht nach nicht wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückgehen. Gleiches gelte für die gestiegenen Strom- und Heizkosten sowie die höheren Bauzinsen. Der mittlere Wert für Wohnbauland lag 2022 bei 120 Euro pro Quadratmeter. Seit 2022 stagnierten die Baulandpreise auf hohem Niveau.

Mieten steigen seit 2012 kontinuierlich

Auch die Mieten für inserierte Wohnungen und laufende Mietverträge seien demnach landesweit seit 2012 kontinuierlich angestiegen. Dabei weisen gerade urbane Regionen wie Braunschweig, Osnabrück, Wolfsburg, Oldenburg, die Stadt Göttingen, Lüneburg, Hannover sowie zahlreiche Gemeinden im Umland von Hamburg hohe Mieten auf, die niedrigsten Mieten verzeichnet der Bericht aktuell in den Landkreisen Göttingen, Northeim und Holzminden sowie in Gemeinden der Kreise Lüchow-Dannenberg, Wesermarsch, Helmstedt und Hameln-Pyrmont.

„Massiver Einbruch der Neubauzahlen“

Wie der Minister zeigte sich auch die Direktorin des vdw Niedersachsen Bremen, Susanne Schmitt, auf der Pressekonferenz besorgt, weil der „nötige massive Ausbau des Wohnungsangebots zwischen Nordsee und Harz gefährdet ist“. Das sei vor zwei Jahren, beim vorigen Wohnungsmarktbericht, noch ganz anders gewesen. Alles habe damals darauf hingedeutet, dass sich der signifikante Aufwärtstrend bei den Baufertigstellungen fortsetzen werde. „Und nun stehen wir vor einem massiven Einbruch der Neubauzahlen“, so Susanne Schmitt.

„Stopps im geförderter Wohnungsbau hat es noch nicht gegeben“

Der Vorstandsvorsitzende der Nbank, Michael Kiesewetter, beschrieb den Neubaumarkt etwas differenzierter: „Während im freien Markt Projekte gestoppt werden, bleibt die Nachfrage bei uns hoch, Stopps kommen derzeit noch nicht vor. In den ersten drei Quartalen wurde mit 357 Millionen Euro das Fördervolumen des Vorjahres bereits überschritten.“

Minister kündigt Gründung einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft an

Minister Olaf Lies kündigte noch für dieses Jahr den Entwurf einer Novelle der niedersächsischen Bauordnung an, die das Bauen leichter, schneller und günstiger machen soll. Deutschland müsse sich von seinen High-Level-Standards verabschieden. „Wir können auf einige Standards verzichten und haben dann immer noch eine gute Qualität“, so der der Bauminister in Hannover. Der Umbau im Bestand müsse deutlich erleichtert werden. Außerdem werde man mit der Gründung einer Landeswohnungsgesellschaft einen neuen Impuls im Markt setzen, kündigte der Bauminister an. Zusätzlich soll der neue „Gebäudetyp E“ für vereinfachtes Bauen in die Landesbauordnung übernommen werden. (Red.)

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