Deutschlands erstes gefördertes Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker
Das Mehrfamilienhaus steht auf einem 651 Quadratmeter großen Grundstück und hat eine Gesamtwohnfläche von 424 Quadratmeter. Die sechs Wohneinheiten teilen sich in drei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit rund 60 Quadratmeter Wohnfläche und drei Drei-Zimmer-Wohnungen mit rund 80 Quadratmeter Wohnfläche auf. Das Gebäude ist mit einer Photovoltaikanlage und einem Stromspeicher ausgestattet und wird mit Fernwärme beheizt.
1,7 Millionen Landesförderung für das Pilotprojekt
Das Bauvorhaben wurde durch das NRW-Bauministerium im Rahmen der landeseigenen Förderung „Innovation in der Bauwirtschaft” (400.000 Euro) und aus der öffentlichen Wohnraumförderung mit rund 1,3 Millionen Euro unterstützt. Voraussetzung für die Miete einer Wohnung im „3D-Haus“ in Lünen ist ein Wohnberechtigungsschein.
Ziel des geförderten Projekts ist, praktische Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Errichtung eines Gebäudes mit dem 3D-Betondruckverfahren zu sammeln. Diese dienen als Grundlage für die Planung und wirtschaftliche Betrachtung von Folgeprojekten und deren Bauzeit zu beschleunigen. Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen sollen standardisierte Vorgehensweisen zum Beispiel für Genehmigungsverfahren, die Bauvorbereitung und die Bauausführung entwickelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
3D-Druck ist ein Betonguss-Verfahren
Das dreistöckige Wohnhaus entstand im Betonguss-Verfahren – denn das ist exakt gesprochen mit „3D-Druck“ gemeint. Die reine Druckzeit für das gesamte Gebäude betrug laut Zementhersteller Heidelberg Materials lediglich 118 Stunden.
Gegossen wurden das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss des Mehrparteienhauses; das Dachgeschoss wurde in einer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Die Gründung, die Sohle und die Filigrandecken wurden in konventioneller Bauweise erstellt. Die Fassadenstruktur im Erdgeschoss und im Obergeschoss behält die ursprüngliche gedruckte Betonstruktur. Das Dachgeschoss ist mit Fassadenplatten verkleidet.
Die Umsetzung des 3D-Drucks erfolgte durch das Unternehmen Peri 3D Construction. Der eingesetzte 3D-Druckbeton wurde von Heidelberg Materials geliefert. Es handele sich dabei um einen mineralischen Baustoff, der zu 100 Prozent recycelbar sei. Darüber hinaus beinhalte dieser 3D-Druckbeton ein Bindemittel mit etwa 55 Prozent CO₂-Reduktion gegenüber einem reinen Portlandzement. Auf Grund seiner Pumpbarkeit und seinen Extrusionseigenschaften eigne sich der Baustoff für den 3D-Druck. Gleichzeitig sei die Festigkeitsentwicklung des Materials so eingestellt, dass ein sehr gleichmäßiges Druckbild entstehe. Mit dem 3D-Druckbeton würden Bauteile mit einer hohen Formstabilität geschaffen.