Rund 185 TWh Heizenergie könnten pro Jahr damit für immer eingespart werden, entsprechend 59 Mio. Tonnen CO2, bei möglichen 2,5 Mrd. m² Gebäudehüllfläche. Auch die Wohnungswirtschaft kann ihre Dachböden, Kehlbalkenlagen, ungedämmten Dachschrägen und unebenen Kellerdecken kostensparend und Mieten entlastend damit dämmen.
Aus der Kurzfassung der Studie
Mit schlankem Produktionsaufwand hergestellte Dämmstoffe werden rationell über Schläuche in oder auf wärmetauschende Bauteile geblasen, wo ihr Einsatz in Hohlschichten und nicht nutzbaren Räumen den Aufwand für teure Abdeckschichten meist vermeidet, auch komplizierte Geometrien werden lückenlos gedämmt. Diese Eigenschaften machen sie zur niedriginvestiven Dämmtechnik. Zum Kostenvorteil treten kurze Ausführungszeiten und die geringe Belastung der Bewohner durch die Bauarbeiten, die Recyclingfähigkeit der Dämmstoffe und ihre kurzen energetischen Amortisationszeiten hinzu.
Hervorzuheben ist desweiteren die jederzeit mögliche Ergänzung durch Außendämmmaßnahmen, deren Funktionsfähigkeit sie durch Schließen von Hohlräumen im gedämmten Bauteil sicherstellen.
Funktionierend, einfach, bezahlbar, sozialverträglich und kompromisslos ökologisch bietet dieses Verfahren die Chance, der dringend erforderlichen Effizienzsteigerung im Gebäudesektor als Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz erneuerbarer Energien in der Gebäudeheizung neuen Schub zu verleihen. Mit der Technik des Wärmeschutzes können 80 % des heutigen Heizenergieverbrauchs permanent eingespart werden. Hierzu müssen kostenoptimale Wege gefunden werden.
Die Studie zeigt über 31 Anwendungsfelder
Die Einblasdämmung erschließt einen solchen für die Neu– und Altbauten. Die Studie zeigt über 31 Anwendungsfelder, für die über 13 passende und recyclingfähige Dämmstoffe zur Verfügung stehen. Zum Stichtag 2009 existierten in Deutschland 18,2 Mio. Wohngebäude mit insgesamt 7,8 Mrd. m² opaken Außenbauteilen, von denen sich 60 % oder 4,7 Mrd. m² für die Einblasdämmung eignen.
Die Schwerpunkte des Potenzials befinden sich in den Bereichen:
• Kerndämmung Hohlmauern,
• Dämmung Dachböden/Kehlbalken,
• Dämmung Abseiten/Dachschrägen,
• Dämmung Gebäudetrennwände,
• Keller- und Kriechkellerdämmung.
Mit dieser Dämmart lässt sich im Wohngebäudebestand ein Raumwärmeeinsparpotenzial von 41 % des bisherigen Verbrauches von 454 TWh pro Jahr einsparen und ein CO2-Einsparpotenzial von rund 58 Mio. Jahrestonnen oder 29 % der Emissionen des Gebäudesektors inklusive Nichtwohnbau erschließen. Die Amortisationszeit beträgt im Durchschnitt 8,1 Jahre, sodass sich die Investitionen über 40 Jahre mehrfach zurückzahlen.
Auch bei der CO2-Einsparung verzeichnet die Einblasdämmung wirtschaftliche Pluspunkte: Die Kosten der eingesparten Tonne CO2-Äquiv. liegen im Durchschnitt mit 54,50 EUR/to nur bei einem Zwölftel der Schadensbeseitigungskosten jeder emitierten Tonne CO2-Äquiv.. Für Hauseigentümer ist es billiger CO2 einzusparen, da auch die für 2030 anvisierte steuerliche Belastung der fossilen Energieträger von 65 EUR/Tonne CO2 über den Vermeidungskosten liegt.
Die Einblasdämmung steht für einen bezahlbaren Einstieg in den Klimaschutz, löst in vielen Fällen die durch begrenzte Mietzahlungsfähigkeit im Geschosswohnungsbau, die im EFH-Bestand bestehende Finanzierungsproblematik und forciert damit Klimaschutz zu sozialverträglichen Bedingungen, der wichtigsten Voraussetzung, um diesem im Gebäudesektor das notwendige Tempo zu verleihen.
Beim gegenwärtigen Fördersatz nach BEG von 20 % entsteht ein jährlicher Förderaufwand von 0,6 Mrd. Euro. Jede bis 2050 eingesparte kWh Heizenergie würde mit nur 0,454 Cent gefördert. Die Technik verhindert „lock-in-Effekte“, indem sie jederzeit durch eine Außendämmung ergänzt werden kann, die sie durch Schließung mit Außenluft hinterströmter Hohlräume im Bauteil vorbereitet.
Bei einer Marktausweitung entsteht kein Arbeitskräftemangel, sondern erwachsen neue Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der Anlernberufe. Das Dämmverfahren ist unkompliziert, schnell erlernbar, in Bauteams werden neue Arbeitskräfte geschult.
Die Dekarbonisierung des Gebäudesektors hat die Energieeffizienz als Vorbedingung
Die Potenziale der erneuerbaren Energien reichen nur zur Deckung eines Rest-Heizenergieverbrauches auf dem Niveau des Passivhausstandards. Es käme einer neuen Ressourcenverschwendung in Beton, Sand, Stahl, Chemikalien, Balsaholz, Holz, Silizium und Kupfer gleich, wählte man stattdessen den Weg, Wind,- Sonnen- und Biomassekraftwerke für einen vermeidbaren
Heizenergieverbrauch zu bauen. Die Energieeffizienz erzwingt den optimalen Wärmeschutz für die 23 Mio. Wohn- und Zweckbauten in Deutschland. Ihre wärmeverlustreichen Gebäudehüllen wurden bis 1977 ohne die Einbeziehung energetischer Gesichtspunkte gebaut und ab 1977 nur mit schwachen Standards für Neubauten und noch schwächeren für die Altbaunachrüstung ausgestattet, die schon heute wieder zu staatlich geförderten energetischen Sanierungsfällen geworden sind.
Die Erfahrungen der letzten 100 Jahre zeigen: Der Weg in die Zukunft absolviert sich besser mit der Bautechnik der Zukunft.
Die Studie des Energieinstituts Hessen erhebt erstmalig das Potenzial der Einblasdämmung. Sie berechnet das durch diese aktivierbare Heizenergieund CO2-Einsparpotenzial für den Wohngebäudebestand.
Quelle: www.ipeg-institut.de
IVV Ausgabe März 2022 mit dem Schwerpunkt Heizungsoptimierung, Heizungssteuerung, Verbrauchserfassung und Abrechnung sowie Energie-Contaracting.
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