7,5 Prozent weniger Treibhausgase aus Immobilien
Im Jahr 2023 emittierte Deutschland 10,1 Prozent weniger Treibhausgase (THG) als 2022. Das zeigen neue Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA). Gründe seien der gestiegene Anteil erneuerbarer Energien, ein Rückgang der fossilen Energieerzeugung und eine gesunkene Energienachfrage bei Wirtschaft und Verbrauchern. Insgesamt wurden 2023 in Deutschland rund 673 Millionen Tonnen THG freigesetzt – 76 Millionen Tonnen oder 10,1 Prozent weniger als 2022. Dies sei der stärkste Rückgang seit 1990.
UBA-Präsident Dirk Messner geht in seiner Bewertung davon aus, dass „vor allem der sehr erfolgreiche Ausbau der erneuerbaren Energien“ dazu geführt habe, dass weniger fossile Brennstoffe eingesetzt wurden. Aus den aktuellen UBA-Projektionsdaten 2024 werde im Vergleich zum UBA-Projektionsbericht 2023 deutlich, dass die neuen Klimaschutzmaßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene ihre Wirkung entfalten könnten. Mit einem ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien blieben die nationalen Klimaziele bis 2030 sektorübergreifend erreichbar.
Auch im Gebäudesektor konnte eine Emissionsminderung von 8,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten auf rund 102 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente (minus 7,5 Prozent) erreicht werden. Trotz dieser Minderung überschreitet der Gebäudesektor erneut die gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) erlaubte Jahresemissionsmenge, diesmal um rund 1,2 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Wesentliche Treiber für den Rückgang der Emissionen seien wiederum Energieeinsparungen aufgrund der milden Witterungsbedingungen in den Wintermonaten 2023 und höhere Verbraucherpreise. Auch der Zubau an Wärmepumpen wirke sich positiv auf die Emissionsentwicklung im Gebäudebereich aus.
Geywitz sieht das Land auf dem richtigen Weg
Bundesbauministerin Klara Geywitz betont in ihrer Stellungnahme, dass es sich bei den Zahlen des UBA um Schätzungen und Projektionen, nicht um exakte Daten handele. Diese Projektionen zeigten aber, dass „die Richtung stimmt und die Energiewende im Gebäudesektor deutlich an Fahrt aufgenommen hat“. Der seit 2020 feststellbare Trend werde fortgesetzt und beschleunigt. In den letzten drei Jahren seien bereits 30 Prozent Emissionsreduktionen erreicht, die sich die Bundesregierung für das laufende Jahrzehnt vorgenommen habe. Es verbleibe 2023 eine, wenn auch sehr kleine, Lücke zu den Sollvorgaben des Klimaschutzgesetzes für den Gebäudesektor. Mit der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung und der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes werde sich der positive Trend fortsetzen, gibt sich die Bundesministerin optimistisch.
Das sagen die Interessenverbände
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) und der GdW sehen die Fortschritte beim Klimaschutz, stellen sich allerdings auf den Standpunkt, dass auf diesem Feld viel mehr ginge, wenn der Staat die Transformation der Heizungstechnik stärker fördern würde. Kritisiert wird, dass die gewerbliche Wohnungswirtschaft im Gegensatz zu privaten selbstnutzenden Eigentümern weder den Geschwindigkeitsbonus noch den Sozialbonus für den Heizungstausch erhalte.
GdW-Präsident Axel Gedaschko appellierte erneut an die Politik, zukünftig immer schärfere Vorgaben zur Energieeffizienz einzelner Gebäude zu vermeiden, da diese unverhältnismäßig hohe Kosten verursachten. Stattdessen müssten quartiersübergreifende Lösungen möglich sein, bei denen der beste Mix aus erneuerbarer, CO2-freier Energieversorgung und Gebäudevorgaben mit Augenmaß umgesetzt werden können.
Deutsche Umwelthilfe reagiert mit scharfer Kritik
Die Deutsche Umwelthilfe wirft Wirtschaft- und Klimaschutzminister Robert Habeck „Tricks und Täuschungen“ im Projektionsbericht der Bundesregierung und des Bundesumweltamtes für die Klimaziele 2030 vor. Zur Begründung heißt es, der Bericht rechne Maßnahmen positiv auf die Klimabilanz an, die bereits vor Monaten abgesagt wurden und definitiv nicht kommen werden. Das gelte etwa im Gebäudebereich, in dem Maßnahmen bereits beim letzten Baugipfel gestrichen wurden oder für den Klimatransformationsfonds, durch den nach dem Verfassungsurteil etliche Klimaschutzprojekte nicht mehr finanziert werden.
Trotz all dieser Tricks müsse der Bericht aber feststellen, dass die Bundesregierung weiterhin das Klimaschutzgesetz breche. Erneut verfehle sie die gesetzlichen Klimaschutzvorgaben für die Sektoren Verkehr und Gebäude für 2023 und könne sie keinesfalls bis 2030 einhalten. Demnach wurde im Gebäudesektor die festgelegte jährliche CO2-Obergrenze von 101 Millionen Tonnen um eine Million Tonnen CO2-Äquivalente überschritten.
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz fordert von der Bundesregierung die Umsetzung einer wirksamen Sanierungsoffensive. Ein Einbaustopp von fossilen Heizungen sei längst überfällig.