„Eine Fortsetzung der Chaosförderung können wir uns in Sachsen nicht leisten“
Alexander Müller, seit wenigen Tagen Direktor des vdw Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen macht für den Einbruch der Investitionen neben den hohen Zinsen und Baukosten das „Förderchaos“ auf Bundesebene verantwortlich. Mit Blick auf das Jahr 2025 gaben 72 Prozent der Wohnungsunternehmen an, sich keinen Neubau leisten zu können. Noch düsterer sind die sächsischen Aussichten auf den Bau von Sozialwohnungen. 88 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen gaben an, 2024 und 2025 keine Vorhaben im sozialen Wohnungsbau im ersten Förderweg realisieren zu wollen. „Ein weiteres Chaosjahr in der Wohnungspolitik können wir uns in Sachsen nicht leisten“, kritisiert Alexander Müller die Bundesregierung.
40 Prozent der bayerischen Wohnungsunternehmen kürzen Neubauinvestitionen
Die Mitglieder des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen haben 2023 rund 4.500 Wohnungen fertiggestellt. Damit sei die seit 2015 andauernde Wachstumsphase der sozial orientierten Wohnungswirtschaft zu Ende gegangen, erklärte vdw-Direktor Hans Maier. Jetzt zeichne sich ein Einbruch bei den Wohnungsbauzahlen ab: Für das Jahr 2024 planten 40 Prozent der 506 Verbandsmitglieder ihre Investitionen in den Neubau zu reduzieren. Von den Streichungen seien auch die Modernisierungsmaßnahmen betroffen. Fast jedes dritte Unternehmen werde hier kürzen. Das ergab eine Mitgliederbefragung des Verbandes. Als größte Baubremsen benannten die Unternehmen die gestiegenen Finanzierungszinsen, fehlende Verlässlichkeit bei der Förderung und unzureichende Fördermittel.
Nur 55 Prozent der Wohnungsunternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als sehr gut oder gut. Der Anteil der Befragten, die ihre Geschäftslage als schlecht einschätzen, hat sich gegenüber dem Vorjahr von 6,0 auf 9,0 Prozent erhöht. Neben den schlechten Rahmenbedingungen macht Verbandsdirektor Hans Maier auch das aktuelle Förderchaos rund um die wohnungswirtschaftlichen Programme der KfW für die Frustration in der Branche verantwortlich: „Nach dem Stopp für die Förderung des genossenschaftlichen Wohnens Ende November hat es nun auch das Programm für den klimafreundlichen Neubau erwischt“, kritisiert der Verbandschef. „Die großen Fragezeichen bei der Zukunft der Förderung sorgen für Planungsunsicherheit.“
Verlässliche Fördermittelausstattung ist das A und O
Wie wichtig eine zuverlässige Förderung ist, geht aus der Umfrage hervor. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen geben an, dass eine verlässliche Fördermittelausstattung einen starken Effekt auf den eigenen Wohnungsneubau haben würde. Wichtig für mehr Wohnungsneubau wäre auch eine Überarbeitung der Normen und Anforderungen in den Förderprogrammen. 90 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer geben an, dass eine Absenkung der energetischen Standards dafür sorgen würde, dass ihr Unternehmen mehr Wohnungen bauen könnte. „Das obere Limit für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist der Effizienzstandard EH55, der auch weiter gefördert werden muss“, kommentiert Maier. Eine starke positive Wirkung auf den Wohnungsneubau würden auch verringerte Stellplatzanforderungen (40 %) entwickeln.
Zur Person von Alexander Müller
Seit 01.01.2024 leitet Alexander Müller den vdw Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. als neuer Verbandsdirektor. Der 48-jährige Diplomverwaltungswirt (FH) stammt ursprünglich aus Brandenburg und war zunächst in der Ministerialverwaltung des Landes Brandenburg im Innen- und Finanzministerium tätig, bevor er 2003 nach Dresden zog und viele Jahre als Redakteur bei der Sächsischen Zeitung arbeitete. Seit 2015 ist er für den vdw Sachsen als Pressesprecher tätig, seit 2017 zusätzlich als Büroleiter und seit 2019 auch als Besonderer Vertreter des Verbands. (Red.)