Wirtschaftliche Bilanz VdW Sachsen

Leerstand und Mietschulden belasten Finanzdecke massiv

Die Großstädte wachsen, ländliche Räume entvölkern sich. Die Jahresbilanz des VdW Sachsen zeigt auf drastische Weise, welche Folgen die anhaltende Urbanisierung auf die Wohnungswirtschaft hat.

Mietshaus am Rande der sächsischen Kleinstadt Niesky nahe der polnischen Grenze: In ländlichen Regionen Sachsens stehen durchschnittlich 13 Prozent der Wohnungen leer. Foto: Adobestock/ArTo
Mietshaus am Rande der sächsischen Kleinstadt Niesky nahe der polnischen Grenze: In ländlichen Regionen Sachsens stehen durchschnittlich 13 Prozent der Wohnungen leer. Foto: Adobestock/ArTo

Die 144 Mitgliedsunternehmen des VdW Sachsen bewirtschaften einen Bestand von 310.000 Wohnungen (eigene Wohnungen: 277.000; für Dritte verwaltete Wohnungen: 33.000). Die im Verband organisierten Unternehmen halten rund 22 Prozent aller Mietwohnungen in Sachsen. Die Leerstandsquote betrug im Jahr 2024 im Verbandsgebiet 8,7 Prozent, wobei die Schwankungsbreite von vier Prozent in den Großstädten (Dresden, Chemnitz, Leipzig) und 12,9 Prozent im ländlichen Raum reichte. Laut Zensus 2022 blieben 62 Prozent der leerstehenden Wohnungen mindestens ein Jahr lang unvermietet. Kein Wunder also, dass es sich bei diesem Angebotsüberhang in großen Teilen des Freistaates günstig zur Miete wohnen lässt.

Durchschnittliche Nettokaltmiete von 5,50 Euro

Nach der VdW-Statistik erzielten Wohnungsunternehmen 2024 im Verbandsgebiet durchschnittlich 5,50 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter (in den genannten Großstädten: 5,77 Euro; im ländlichen Raum: 5,31 Euro). Dieser Vorteil für die Mieterhaushalte engt auf der anderen Seite die Investitionsspielräume der Wohnungsunternehmen deutlich ein. Alexander Müller, Verbandsdirektor der VdW Sachsen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, wies in seiner Bilanzpressekonferenz auf die dünne Finanzdecke der Branche hin: „In Zeiten, in denen die Inflation zweistellige Baukostensteigerungen befeuert, sind sozial orientierte Wohnungsunternehmen bei dieser Ertragslage strukturell überfordert.“ Mit dieser Mietenentwicklung ließen sich die politischen Ziele zur energetischen Sanierung und zum Klimaschutz im Gebäudesektor nicht erreichen.

Im Juni baute nur noch ein Unternehmen neue Wohnungen

Die Investitionen der 144 Mitgliedsunternehmen beliefen sich 2024 mit 639 Millionen Euro zwar immer noch auf einem hohen Niveau, doch dies reiche angesichts explodierender Baukosten und knapper öffentlicher Mittel nicht aus. Für Neubauten seien 2024 lediglich 126,7 Millionen Euro eingesetzt worden – bei 719 fertiggestellten Wohnungen. Für das laufende Jahr seien nur noch 342 Fertigstellungen geplant. Beim Neubau wird es nach Angaben von Alexander Müller zunehmend eng; zum Zeitpunkt der Pressekonferenz am 5. Juni baue nur noch ein Mitgliedsunternehmen, die kommunale Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) in nennenswertem Umfang, und das auch nur mit zusätzlicher städtischer Unterstützung.

Abriss und Rückbau weiterhin notwendig

Neben der energetischen Sanierung des Immobilienbestands müssten die sächsischen Unternehmen angesichts des Überangebotes weiterhin Geld für den Rückbau und den Abriss von Wohngebäuden investieren. Im Jahr 2024 wurden 223 Wohneinheiten rückgebaut, 25 teilweise abgerissen, 433 Abrisse seien für 2025 vorgesehen.

Mietschulden haben sich verdoppelt

Die sächsischen Wohnungsunternehmen leiden nicht nur unter dem geringen Niveau der Mieten. Zusätzlich gerate ihre Zahlungsfähigkeit durch ausstehende Mietzahlung unter Druck. Die Mietschulden haben sich nach der Verbandsstatistik mit 28 Millionen Euro innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt. Der Grund liege vor allem in den steigenden Heizkosten. Die warmen Nebenkosten – derzeit bei 1,60 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt (2020: 1,08 €) – stellten für viele Haushalte eine wachsende Belastung dar. Hier liege ein enormes sozialpolitisches Risiko, das ernst genommen werden müsse, mahnt VdW-Direktor Müller.

Redaktion (allg.)

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