Wie bei einer Torte hat der 3D-Drucker, der an einem Spezialgerüst befestigt wird, den speziellen Beton Schicht für Schicht aufgetragen. Die einzelnen Lagen sind im gesamten Haus sichtbar, am Kamin, im Bad, an der Fassade. In fünf Minuten schafft der Drucker einen Quadratmeter Wand und bewegt sich auf seinem programmierten Weg über ein Metallgerüst.
Dort wo Türen, Fenster und Lücken für Steckdosen hinein sollen, lässt der Druck Platz. Nicht nur Wände werden gedruckt, auch die Planung und alle anderen Prozesse auf der Baustelle werden durch diese neue Technik beeinflusst.
Druckbeginn in Beckum war am 17. September 2020. Das Peri 3D-Betondruck-Team setzte für den Druck einen Betondrucker des Typs COBOD BOD2 ein. Diese Drucktechnologie stammt vom dänischen Hersteller COBOD, an dem Peri bereits seit 2018 beteiligt ist. Als Druckmaterial verwendete Peri den Druckmörtel „i.tech 3D“ von HeidelbergCement, die Mischtechnologie kam von m-tec mathis technik gmbh.
Das Material wurde über Jahre entwickelt, damit es form- und belastbar ist, erklärt Fabian Meyer-Brötz von der Firma Peri.
Bei der Erarbeitung der Genehmigung unterstützte das Ingenieurbüro Schießl Gehlen Sodeikat. Die Planung und Durchführung der entsprechenden Zulassungsprüfungen erfolgten durch das Centrum Baustoffe München der Technischen Universität München. Das Land Nordrhein-Westfalen hat das Projekt genehmigt und im Rahmen seines Förderprogrammes „Innovatives Bauen“ finanziell unterstützt.
Kann das Verfahren die angespannte Baubranche entlasten?
Von rund 300.000 neu gebauten Wohnungen in Deutschland gibt es nur zwei aus dem 3D-Drucker, die Technologie steckt also noch in den Kinderschuhen. Dennoch erkennt der Zentralverband Deutsches Baugewerbe in dem innovativen Verfahren einen spannenden Trend. "Wir glauben, dass 3D-Druck vor allem in der Vorfertigung seinen Markt finden wird. In der Halle werden Teile durch den Drucker gefertigt, dann zur Baustelle gefahren und in modularer Bauweise zusammengefügt", sagt Pakleppa. Das habe den Vorteil, dass man den Drucker nicht immer auf der Baustelle aufstellen und danach umsetzen müsse.
Anlässlich der Eröffnung des Einfamilienhauses in Beckum sagte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen: "Mit dem bundesweit ersten 3-D-Druck-Wohnhaus wird positiver Druck in der Baubranche erzeugt: für innovatives Bauen mit neuen Techniken, für eine größere Attraktivität in Bauberufen und für moderne Architektur mit neuen Stilformen. Jetzt gilt es, Erfahrungen mit dem Bauwerk zu sammeln und den Herstellungsprozess auf dem Markt zu etablieren, denn nur mehr Wohnraum sorgt für günstige Mieten.“
Quelle: Peri AG
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