Märkisches Viertel wird 60 Jahre

GESOBAU AG will mehr soziale Stabilität durch ausgewogene Belegung

2024 besteht die Großwohnsiedlung Märkisches Viertel in Berlin-Reinickendorf 60 Jahre. Hier leben in mehr als 18.000 Wohnungen rund 45.000 Menschen. Die meisten Wohnungen gehören der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU AG, die jährlich Hunderttausende Euro für das Sozialmanagement aufwendet.

Das Märkische Viertel in Berlin-Reinickendorf: Hunderte Millionen Euro sind seit 2008 in die energetische Ertüchtigung und die Aufwertung der Außenanlagen geflossen. Foto: GESOBAU AG/Thomas Bruns
Das Märkische Viertel in Berlin-Reinickendorf: Hunderte Millionen Euro sind seit 2008 in die energetische Ertüchtigung und die Aufwertung der Außenanlagen geflossen. Foto: GESOBAU AG/Thomas Bruns

Gebaut wurde das Märkische Viertel zwischen 1963 und 1974 als Vision modernen, komfortablen Lebens. Zahlreiche Architekten waren an der Entstehung beteiligt. Bereits 1964 konnten die ersten Mieter einziehen. Der GESOBAU gehören nach eigenen Angaben 15.900 Wohnungen im Märkischen Viertel. Damit sei das städtische Unternehmen der größte Vermieter des Großquartiers. Die GESOBAU und das Märkische Viertel verbinde eine lange, gemeinsame Geschichte: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft begleitete die Entstehung des Märkischen Viertels von den ersten Planungen über den Spatenstich 1963 bis zur Baufertigstellung 1974.

Größte Niedrigenergiesiedlung in Deutschland

Zwischen 2008 und 2015 investierte das städtische Wohnungsunternehmen insgesamt 560 Millionen Euro in umfassende Modernisierungsmaßnahmen wie Wärmedämmung und moderne Standards von 13.500 Wohnungen. Die Komplettmodernisierung erfolgte annähernd warmmietenneutral und der CO2-Ausstoß verringerte sich um über 90 Prozent. Ein Biomasse-Heizkraftwerk deckt seit 2014 den verbleibenden Energiebedarf. Das Märkische Viertel sei dadurch Deutschlands erste und heute noch größte Niedrigenergiesiedlung geworden.

Zwischen 2020 und 2023 investierte die GESOBAU weitere 30 Millionen Euro in die Aufwertung und Neugestaltung der Außenanlagen des Märkischen Viertels. So wurden 53 Spielplätze umfangreich modernisiert und 26 Spielbereiche neu errichtet. Pflanzungen, Fuß- und Radwege, Beleuchtungen, Beschilderungen sowie Treffpunkte für die Anwohner seien zeitgemäß überarbeitet und teils neu geschaffen worden.

40 statt 63 Prozent Mieter mit Wohnberechtigungsschein

Die GESOBAU nennt anlässlich des 60. Geburtstags die Vielfältigkeit der Bewohnerschaft als besonderes Merkmal des Märkischen Viertels. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Jörg Franzen, räumt in einem Interview mit dem Tagesspiegel am 2. April ein, dass das Märkische Viertel immer noch mit einem schlechten Image zu kämpfen habe. Das soziale Monitoring des Berliner Senats ergebe, dass der Sozialstatus trotz der sehr intensiven Arbeit der GESOBAU zwar „relativ stabil“ sei, „aber leider weiterhin auf einem sehr niedrigen sozialen Niveau, zum Beispiel was Kinderarmut angeht.“ Bei der Wiedervermietung limitiert das Unternehmen die Zahl der Mieter, die über einen Wohnberechtigungsschein (WBS) verfügen und damit Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, stärker als andere landeseigene Wohnungsunternehmens. Gemäß der jüngsten Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land Berlin und seinen Wohnungsunternehmen sollen 63 Prozent der Wohnungen an WBS-Mieter vergeben werden. Für das Märkische Viertel lasse sich die GESOBAU regelmäßig Ausnahmen erteilen, sodass im Märkischen Viertel nur 40 Prozent der Wohnungen an WBS-Besitzer vergeben werden müssen. Stabile Quartiere, so Jörg Franzen gegenüber dem Tagesspiegel, würden auch in der Wissenschaft immer definiert als möglichst gemischte Quartiere, in denen eine zu einseitige Belegung verhindert werde. Wohin das führe, zeigten die gewalttätigen Eskalationen in den Banlieues in Frankreich. Franzen betont im Interview die Qualitäten des Viertels. Es gebe eine sehr gute Infrastruktur, Barrierefreiheit über alle Etagen, die Investition von 560 Millionen Euro in den Klimaschutz sowie weitere anstehende Umgestaltungen der Außenanlagen.

Soziales Engagement der GESOBAU für das Märkische Viertel

Die GESOBAU AG sei in allen Quartieren darum bemüht, die soziale Infrastruktur für Mieter und Mieterinnen auszubauen. Zu den Facetten der Arbeit zählen nach Angaben von Unternehmenssprecherin Birte Jessen Straßensozialarbeit, Jugend-, Kinder- oder Seniorensport, Arbeit mit pflegebedürftigen Menschen, Bildungseinrichtungen, Tierschutz, Obdachlosenhilfe oder Freiwilligenarbeit. Aktuell gebe es 25 Kooperationen mit Trägern im Märkischen Viertel. Beispielhafte Projekte des Sozial- und Quartiersmanagements der GESOBAU seien:

  • Senioren-Netzwerk Märkisches Viertel e.V.: Senioren-Infothek, Rikscha-Mobil, interkultureller Beirat
  • SeniorenNetz Berlin (digitale Kompetenz Älterer stärken)
  • Leuchtturm-Kooperation „ALBA macht Schule“: AGs an Schulen, Bewegungsangebote für Kitas und Freizeitturniere
  • Beratungsangebote der GESOBAU-Nachbarschaftsetage
  • Urban-Gardening-Projekte „Grüne Beete“ (mit dem FACE Familienzentrum Märkisches Viertel) und „Beettinchen“
  • Careleaver-Kooperation mit Jugendamt Reinickendorf (Wohnraum für Jugendliche nach Ende der Jugendhilfe)
  • Förderung von Mitarbeiterengagement „1.300 Stunden engagiert“
  • Kinderschutz-Initiative und Zusammenarbeit mit Prof. M. Tsokos
  • Engagement für Geflüchtete (Spenden, Praktika, Ausbildung)

Bezogen auf alle Stadtquartiere unterstütze die GESOBAU mehr als 50 Kooperationen und Initiativen, die in den Nachbarschaften aktiv sind. (Red.)

Lesen Sie auch unseren Hintergrundbericht "Neue Großwohnsiedlungen in Planung und Bau: Die Mischung macht's"

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