Corona und Wohnungswirtschaft

Gewalt, Ruhestörungen und Missachtungen der Hausordnung

In gesellschaftlichen Ausnahmesituationen, wie dem aktuellen Teil-Lockdown aufgrund der Corona-Krise, nehmen soziale Spannungen sowohl innerhalb von Familien als auch in ganzen Wohnvierteln zu. Ein Anstieg von Gewalt, Ruhestörungen und Missachtungen der Hausordnung sowie interkulturelle und Generationenkonflikte waren und sind in manchen belasteten Wohnquartieren die Folge. Das zeigt ein Studie, die von der Wohnungswirtschaft beauftragt wurde.

In belasteten Quartieren drohen sich die sozialen Probleme angesichts der Corona-Pandemieweiter zu verschärfen. Die Studie des GdW fordert eine Stärkung des Quartiersmanagement. BILD: PIXELIO/JERZY
In belasteten Quartieren drohen sich die sozialen Probleme angesichts der Corona-Pandemieweiter zu verschärfen. Die Studie des GdW fordert eine Stärkung des Quartiersmanagement. BILD: PIXELIO/JERZY

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hatte für die Studie seine Mitglieder währende der Corona-Pandemie 2020 befragt.

Unterstützung für die Quartiersentwicklung vor Ort notwendig

Angesichts wachsender sozialer Ungleichheit, mehr Vielfalt infolge von Zuwanderung und zunehmender Digitalisierung stand der soziale Zusammenhalt in vielen Wohnvierteln in Deutschland schon vor Beginn der Pandemie vor großen Herausforderungen.  

„Die Corona-Pandemie wirkt auch in den Wohnvierteln Deutschlands wie ein Katalysator: In belasteten Quartieren drohen sich die sozialen Probleme weiter zu verschärfen, in wenig belasteten Quartieren verstärken sich die sozialen Netzwerke infolge der Ausnahmesituation. Entscheidend ist dabei ein gut funktionierendes Quartiersmanagement, das entweder bereits existiert und verstärkt oder dringend aufgebaut werden muss“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des GdW, anlässlich der Veröffentlichung der Vertiefungsstudie „Herausforderung: Zusammenleben im Quartier“. (PDF 37 Seiten).

Die Studie im Auftrag der Wohnungswirtschaft zeigt, dass deutlich mehr finanzielle und personelle Unterstützung für die Quartiersentwicklung vor Ort notwendig ist, um den sozialen Frieden in Deutschland langfristig zu wahren. In einem ersten großen Gutachten hatte das Institut Minor bereits 2019 herausgefunden, dass sich gesellschaftliche Unterschiede auch zunehmend in einem veränderten nachbarschaftlichen Zusammenleben widerspiegeln.

Für ein friedliches Miteinander in Wohnvierteln

Ein Anstieg von Gewalt, Ruhestörungen und Missachtungen der Hausordnung sowie interkulturelle und Generationenkonflikte waren und sind in manchen belasteten Wohnquartieren die Folge. Angesichts der gesteigerten Gefahr von Gewalt in Familien in Ausnahmesituationen wie der Corona-Pandemie unterstützt die Wohnungswirtschaft die Initiative „Stärker als Gewalt“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Weit über die Bemühungen zur Unterstützung des Einzelhandels hinaus müssten angesichts der Corona-Pandemie mit ganzheitlichem Blick insbesondere auch Lösungen für die Wohnviertel abseits der Zentren und Einkaufsstraßen geschaffen werden. Ganz konkret sollte schnell ein bundesweites Kompetenzzentrum „Zusammenleben im Quartier“ eingerichtet werden, das durch Bundesmittel gefördert wird. Ergänzend sollte ein Innovationsprogramm aufgelegt werden, mit dem Forschungs- und Modellprojekte zur Stärkung des Zusammenlebens und der Teilhabe im Quartier finanziert werden können.

Studie zeigt Faktoren für ein stabiles und lebenswertes Wohnumfeld

Stabile Quartiere brauchen ein strategisches und langfristig finanziertes Quartiersmanagement mit festen Orten und Sprechzeiten von „Kümmerern“. Zudem ist eine verstärkte Vernetzung und Kooperation aller Akteure aus Kommunen, Wohnungswirtschaft und sozialen Trägern notwendig. Nicht zuletzt gilt es, die Quartiersbewohner mithilfe von Begegnungsräumen im Quartier, wie Nachbarschaftstreffs und öffentliche Veranstaltungen, für gemeinsame Aktivitäten zu mobilisieren.

Die Studie von Minor und GdW finden Sie hier. (PDF, 37 Seiten)

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