Holz, Dämmstoffe, Kunststoffrohre und Stahl werden auf Baustellen immer knapper und teurer. Dies bestätigen derzeit die Mitglieder des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Dadurch werde der Bau dringend benötigter neuer Wohnungen erheblich gefährdet. Außerdem drohe ein weiterer erheblicher Preisschub. „Für die Mitgliedsunternehmen des BFW sind Materialmangel und explodierende Preise um bis zu 50 Prozent derzeit das Problem Nummer eins“, erklärte BFW-Geschäftsführer Gerald Lipka nach einer Umfrage unter den Mitgliedern in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. In manchen Fällen sei mit erheblichen Verzögerungen der Baufertigstellung zu rechnen.
Preise schnellen um bis zu 50 Prozent in die Höhe
Ursache der Knappheit sei unter anderem die nach Corona stark gewachsene Nachfrage nach Baumaterial auf dem Weltmarkt, vor allem aus China und den USA. Beide Länder kauften inzwischen verstärkt Holz in Europa ein. Dies habe mit Hochwasser und dem erneuten Wintereinbruch in Teilen der Vereinigten Staaten aber auch mit dem Wiederanspringen der Konjunktur in China nach dem Abebben der dortigen Coronawelle zu tun.
Die Auswirkungen seien auf den Baustellen in ganz Deutschland zu spüren. Für das Bauhandwerk sei dies ein großes Problem, weil vielen Betrieben die Arbeit ausgehe, wenn sie kein Baumaterial bekommen. Verzögerungen im Ablauf bei einem Handwerker wirken sich auch auf die folgenden Gewerke aus. Für Bauträger und Projektentwickler sei die Lage ebenfalls sehr schwierig, weil die Gebäude dann später fertig und die kalkulierten Verkaufspreise überschritten werden. Damit drohten erhebliche Verluste. Insgesamt könne dies den Wohnungsbau spürbar dämpfen, weil diesen Unternehmen dann das notwendige Kapital zur Finanzierung der nächsten Projekte fehlt.
Baugewerbe meldet Lieferengpässe
Bereits Ende März meldete auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe „sehr dynamische Preissteigerungen“ seit dem vierten Quartal 2020, insbesondere bei Stahl, Holz und Dämmstoffen. Teilweise gebe es schon Lieferschwierigkeiten, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa. Gegenüber September 2020 verzeichnet die Branche nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Preiszuwächse bei Holz um 15 bis 20 Prozent, bei Dieselkraftstoff um 20 Prozent, bei Mineralölerzeugnissen um 15 Prozent und bei Betonstahl um fast 30 Prozent.
Bei den stark regional, d.h. in Deutschland bzw. Europa, produzierten und verbrauchten mineralischen Baustoffen zeige sich keine Volatilität bei der Preisentwicklung. Die stetige Aufwärtsentwicklung der Einkaufspreise für Kies, Sand, Zement und Beton folge hier der starken Baukonjunktur.
Vor diesem Hintergrund fordert Pakleppa, auch in Deutschland wieder vermehrt Kies, Sand und Gips abzubauen. „Es kann nicht sein, dass wir von importierten Baustoffen abhängig sind, wenn wir über große Mengen mineralischer Baustoffe im eigenen Land verfügen. Darüber hinaus muss das Recycling von mineralischen Baustoffen mehr Fahrt aufnehmen.“ (Red)
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Holzeinschlag erreicht Rekordhoch
Zwar wird In Deutschland viel Holz geschlagen und verbaut. Die preise haben sich aber dennoch verteuert. Grund für die vermehrten Waldschäden sind unter anderem Trockenheit und Hitze, wodurch auch der Insektenbefall begünstigt wird. So beziffert das Bundesamt den Schadholzeinschlag durch Insektenschäden 2020 auf rund 43 Millionen Kubikmeter – das entspricht mehr als der Hälfte des gesamten Holzeinschlags in diesem Jahr. Insgesamt ist der Einschlag von Schadholz im letzten Jahr um etwa 30 Prozent angestiegen und hat sich seit 2017 sogar verfünffacht. Besonders betroffen sind indes Nadelbäume - diese haben machen fast 89 Prozent des Schadholzeinschlags in Deutschland aus. Der Großteil der Schäden ist auf die Borkenkäfer-Plage zurückzuführen, die Insekten breiten sich weiterhin rasant in den deutschen Wäldern aus.
Infografik
Rund 80 Millionen Kubikmeter Holz wurden 2020 in Deutschland eingeschlagen. Das ist ein neuer Rekordwert, wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt. Der Holzeinschlag ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen. 2020 war dieser nochmals um etwa 16,8 Prozent höher als der bisherige Höchstwert von 68,9 Millionen Kubikmetern aus dem Jahr 2019.
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