Beim Bauen gesamten Lebenszyklus im Blick haben

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gibt zu Bedenken: Die nationalen Klimaschutzziele können nur erreicht werden, wenn Baustoffe klimafreundlich hergestellt und die Wiederverwendung und das Recycling von Bauabfällen gesetzlich verpflichtend werden.

Beim Rückbau fallen enorme Mengen an Baustoffen an. Meist landen die auf Deponien oder werden verbrannt. Das schadet der Umwelt. FOTO: AdobeStock/ moritz
Beim Rückbau fallen enorme Mengen an Baustoffen an. Meist landen die auf Deponien oder werden verbrannt. Das schadet der Umwelt. FOTO: AdobeStock/ moritz

Herstellung, Errichtung und Entsorgung von Gebäuden und Bauprodukten verursachen 88 Millionen Tonnen CO2-Emmissionen im Jahr. Durch den Einsatz umweltfreundlicher Bau- und Dämmstoffe, die Rückbaufähigkeit von Gebäuden und das Recycling können diese Emissionen weitgehend vermieden werden.

Herstellung von Beton, Dämmstoffen und anderen Bauprodukten enorm klimaintensiv

Der Zusammenhang zwischen Bauen und Klimaschutz müsse endlich erkannt und ernst genommen werden. Neben dem Energieverbrauch bei der Nutzung müsse stets der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden.

"Der extrem hohe Rohstoffbedarf sowie das massive Abfallaufkommen in Verbindung mit der Errichtung, Modernisierung und dem Abriss von Gebäuden müssen gesetzlich stärker berücksichtigt werden: Rückbaubare Gebäude aus nachhaltigen Materialien müssen zur Norm und auch unnötige Verbrennung und Deponierung von Bauabfällen müssen gestoppt werden", fordert die Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH Barbara Metz.

Baustoffe aus Recyclingmaterial, Gebäudepässe und der einfache Rückbau verpflichtend

Bau- und Dämmstoffe aus dem heutigen Rückbau von Gebäuden landen bislang weitestgehend in der Verbrennung oder werden deponiert. Dadurch werden wertvolle Ressourcen verschwendet und der Klimawandel weiter angeheizt. Aufgrund schlechter Rückbaubarkeit, Unkenntnis darüber, was genau verbaut wurde und möglicher Schadstoffbelastungen werden derzeit kaum Baustoffe wiederverwendet oder recycelt. Deshalb muss eine klimafreundliche Baupolitik den Einsatz nachhaltiger Materialien sowie Rückbau- und Recyclingkonzepte fördern.

"Im Bausektor gibt es bereits vielversprechende Ansätze, die Energie- und Ressourcenverbrauch zusammendenken. Baustoffe aus Recyclingmaterial, Gebäudepässe und der einfache Rückbau müssen von Bauminister Seehofer verpflichtend gemacht werden, wenn die gesetzlichen Klimaschutzziele in Deutschland erreicht werden sollen. Allein die über 200.000 Tonnen Dämmstoffe, die jährlich zurückgebaut werden, bieten ein riesiges Ressourcen- und Klimaschutzpotenzial und sollten recycelt werden", sagt der Stellvertretende DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.

Handlungsfaden des Deutschen Umwelthilfe im Sommer 2021

Die DUH erarbeitet derzeit in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt "Innovationen Wärmedämmung" Lösungsansätze für mehr Klima- und Ressourcenschutz im Bausektor. Gemeinsam mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Bau- und Recyclingpraxis werden umweltfreundliche Konzepte eruiert, um die anfallenden Mengen rückgebauter Dämmstoffe sortenrein zu erfassen und umweltfreundlich zur recyceln.

Dämmstoffhersteller arbeiten bereits an Recyclingverfahren, Rückholsystemen oder rückbaubaren Bauweisen, sodass Dämmstoffe aus der Sanierung übernommen und wieder zurück in den Produktionsprozess geführt werden können. Ein von der DUH verfasster Handlungsleitfaden zur Breitenanwendung nachhaltiger Innovationen im Bereich der Wärmedämmung wird im Sommer dieses Jahres veröffentlicht.

Für die gesamtheitliche Betrachtung von Bauen, Vermieten, Leben sind Projektentwickler, Bauherren und nicht zuletzt Vermieter, Wohnungsunternehmen und Abnehmer gefragt.

Mehr zu der Forderung, den gesamten Lebenszyklus beim Bauen in den Blick zu nehmen.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe (DUH)

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IVV-Fachartikel: „Nachhaltigkeitsansätze greifen bislang zu kurz“
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