IG Bau kritisiert laxen Umgang von Bauunternehmern mit Hygieneregeln
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat eindringlich davor gewarnt, Abstands- und Hygieneregeln auf Baustellen zu ignorieren. Die Gewerkschaft berichtet in diesem Zusammenhang von aktuellen Corona-Infektionen auf Deutschlands größter Baustelle am Frankfurter Flughafen. Dort seien beim Neubau vom Terminal 3 in der vergangenen Woche 15 Bauarbeiter positiv auf das Covid-19-Virus getestet worden. Es handele sich hierbei um Baubeschäftigte zweier Subunternehmen, die Schalungs- und Eisenflechtarbeiten gemacht hätten, so die Bau-Gewerkschaft.
Erst zu Wochenbeginn hatte IG BAU-Chef Feiger eine „sinkende Corona-Disziplin auf dem Bau“ kritisiert: „Viele Bauunternehmen ignorieren die Corona-Gefahr, indem sie zum alten Trott zurückkehren.“ Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) hatte daraufhin die Situation heruntergespielt und verlauten lassen, man trage „Sorge dafür, dass im Arbeitsalltag die gebotenen Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten werden können“. Genau dies stehe allerdings im Widerspruch zu dem, was die IG BAU Tag für Tag auf den Baustellen feststelle, sagt der Arbeitsschutz-Experte der Gewerkschaft, Gerhard Citrich.
„Bauarbeiter sitzen in Pausen und im Bus dicht an dicht“
„Gefährlich sind insbesondere Pausen, bei denen Bauarbeiter dicht an dicht im Bauwagen sitzen. Ebenso Sammeltransporte zu Baustellen mit dem Bulli. Die sind bei vielen Firmen schon wieder oder immer noch gang und gäbe“, berichtet Citrich. Auch die Hygiene sei auf vielen Baustellen ein enormes Problem: „Oft haben Bauarbeiter nicht einmal die Möglichkeit, sich am Waschbecken mit fließendem Wasser und Seife die Hände zu waschen“, berichtet der IG BAU-Arbeitsschutz-Experte. Zudem sei die Unterbringung von Bauarbeitern – insbesondere bei Werkvertragsbeschäftigten – ein „dunkles Kapitel“. Gerade auch hier lauere „ein enormes Risiko einer Corona-Infektion“.
Feiger berichtet von einem Fall aus Norddeutschland: Dort habe ein Arbeitgeber das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken auf seinen Baustellen sogar verboten. „Die abstruse Begründung: Sonst beschlage die Brille. Damit könne dann nicht mehr ordentlich gearbeitet werden. Gerade im Innenausbau oder bei Sanierungen, bei denen nicht unter freiem Himmel gearbeitet wird, ist so eine Anweisung des Arbeitgebers natürlich völlig verantwortungslos“, so IG BAU-Chef Feiger.
Arbeitgeberverband kritisiert Pauschalvorwurf
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) verwahrt sich in einer Stellungnahme gegen „Pauschalvorwürfe, die eine ganze Branche in Verruf bringen“. Die Berufsgenossenschaft BG BAU habe bei knapp 90 Prozent der von ihr überprüften Betriebe keine Mängel festgestellt. Im Vergleich zur Situation zu Beginn des Coronakrise habe sich die Situation deutlich verbessert. Bei einem insgesamt steigenden Infektionsgeschehen sei nicht ausgeschlossen, dass auch auf Baustellen Einzelfälle auftreten. Die Zahlen zeigten allerdings auch, dass die Treiber des Infektionsgeschehens viel eher im privaten Bereich, beispielsweise bei Urlaubsrückkehrern aus Risikogebieten, zu verorten seien.