Derzeitige krisenhafte Situation verstärke Wunsch nach Eigentum
Hierfür nannte der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Banken vielfältige Gründe: Die Immobilie gelte in unsicheren Zeiten als sichere Wertanlage, das Vertrauen in den Kapitalmarkt sei zur Zeit geschwächt, die Finanzierungskonditionen für Eigentum seien im Moment günstig, der Wunsch nach Wohneigentum sei groß. Letzterer werde durch das vermehrte Arbeiten in den eigenen vier Wänden (Homeoffice) sowie durch die teilweise Schließung von Begegnungsstätten verstärkt.
Als weiteren Fokus der Studie nannten die Studienautoren die stark gestiegenen in den Metropolen und Großstädten. Wie wirken sich die Preissteigerungen auf das Umland aus? Und wie beeinflussen die gestiegen Preise die Entscheidungen von Kaufinteressenten? Welche Preise, auch Pendlersalden, sind potenzielle Eigentümer bereit zu zahlen für eine Immobilie auf dem Lande?
Wer mehr Platz zum Wohnen sucht, muss raus aus der Stadt
Die Ergebnisse der diesjährigen Studie zeigen, dass der Immobilien-Kaufpreis in Agglomerationsräumen in den letzten zwölf Jahren um 74 Prozent gestiegen ist. Allerdings sind die Preise auch im ländlichen Umland um 66 Prozent gestiegen. Betrachtet man die Entwicklung der letzten drei Jahre ist sogar zu erkennen, dass die Preise im Umland der meisten Großstädte in ähnlicher Weise gestiegen sind, wie dies in der Großstadt selbst der Fall war. In Berlin, München, Köln, Hamburg und Stuttgart sind die Preise im Umland seit 2017 sogar stärker gestiegen als in den Metropolen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Immobilien im Umland der sieben Metropolen noch immer im Schnitt 55 Prozent günstiger sind, als in den Metropolen selbst.
Vor allem für junge Familien spielt neben dem Preis, der Verfügbarkeit und der Infrastruktur auch das Platzangebot bei Immobilien eine entscheidende Rolle. Bei der Suche nach einem Einfamilienhaus zum Kauf stehen die Chancen, fündig zu werden, in ländlichen Räumen deutlich besser als in den Ballungsräumen. Während die mittlere Wohnfläche in den Metropolen bei 86 m² liegt, werden in den peripheren ländlichen Räumen im Durchschnitt 120 m² angeboten.
Größere Pendlersalden in Kauf nehmen
Die großen Unterschiede in der Wohngröße und im Preisniveau tragen dazu bei, dass das Umland immer beliebter wird und folgerichtig das Pendlersaldo zunimmt. Bereits in der letztjährigen Studie "Wohnen in Deutschland 2019" gaben rund 78 Prozent der Befragten an, das Pendeln bis zu 30 km zwischen Wohnort und Arbeitsplatz in Kauf nehmen zu wollen.
Die diesjährige Studie belegt dies und zeigt, dass insbesondere die berufstätigen 30 bis unter 50 Jährigen aus den Städten ins Umland ziehen, was zu teilweise gewaltigen Pendlersalden führt. Als Beispiel dient hier der Landkreis Südwestpfalz, in dem fast 22.000 mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer zur Arbeitsstätte auspendeln als einpendeln.
Der Anteil der inserierten Einfamilienhäuser liegt in den Agglomerationsräumen bei lediglich 11 Prozent. Eher fündig wird hier, wer auf der Suche nach einer 1-2-Zimmerwohnung ist.
Ballungsräume ungebrochen attraktiv
Die Corona-Pandemie hält das öffentliche und private Leben weiterhin in Atem. Weitestgehend unbeeindruckt davon und stabil zeigt sich der deutsche Immobilienmarkt: Nachhaltige Einbrüche bei der Nachfrage nach Miet- und Kaufobjekten sind nicht zu beobachten. Ausweislich der Studie ist seit Beginn der Pandemie im März 2020 im Gegenteil insbesondere die Nachfrage zum Kauf von Einfamilienhäusern stark gestiegen. Auch Suchanfragen für Wohnungsmieten liegen über dem Vorkrisenniveau.
Auch die Immobilienpreise werden kaum von der Corona-Pandemie beeinflusst. Nach einer kurzen Seitwärtsbewegung sind diese in fast allen Großstädten höher als vorher. Auf die letzten anderthalb Jahre betrachtet: Während die Mieten vergleichsweise moderat um rund vier Prozent gestiegen sind, liegt der Zuwachs bei den Kaufpreisen (Bestand und Neubau zusammen) bei rund 15 Prozent.
Über die Studie
"Wohnen in Deutschland 2020 - Unterschiede zwischen Stadt und Land" ist eine Studie des Verbandes der Sparda-Banken e.V., die mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und seiner Beratungsgesellschaft (IW Consult) durchgeführt wurde. Sie stellt eine Anschlussstudie zur dritten Sparda-Studie "Wohnen in Deutschland 2019" dar und betrachtet insbesondere die dort angelegten Fragen hinsichtlich der Unterschiede und Wanderungsbewegungen zwischen Stadt und Land sowie die Effekte der Corona-Pandemie auf den Immobilienmarkt.
Quelle: Verband der Sparda-Banken
Fortsetzung (Teil 2): "Wohnen in Deutschland 2020 - Unterschiede zwischen Stadt und Land": Wohnungsbau kommt Bevölkerungswachstum und Zuzug in Ballungsgebieten nicht hinterher