Gewinnerprojekte dienen als Vorbild für neue Quartiere
In seiner Laudatio zum Sieger in der Kategorie Impact mit dem Klimaquartier Neue Weststadt Esslingen unterstricht Prof. Dr. Peter Bretschneider, stellv. ODH-Vorstandsvorsitzender und Direktor des Fraunhofer Instituts IOSB-AST, dass erstmalig in einem Stadtquartier grüner Wasserstoff erzeugt und lokal vermarktet werde:
"Das Projekt, das bereits 2017 begonnen wurde, liefert wertvolle Erkenntnisse zur Verwendung dieser Kombination von Technologien für künftige Quartiersprojekte. Kernstück ist das energetische Versorgungskonzept, das die Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität koppelt. Ein Elektrolyseur wandelt überschüssigen, erneuerbaren Strom, lokaler und überregionaler Erzeugung in „grünen Wasserstoff “ um und macht die Energie auf diese Weise speicherfähig. Wird später wieder Strom im Stadtquartier benötigt, lässt sich der Wasserstoff klimaneutral in Blockheizkraftwerken rückverstromen. Zur saisonalen Langzeitspeicherung und Dekarbonisierung des Gassektors wird der produzierte Wasserstoff zusätzlich in das Erdgasnetz der Stadt eingespeist. Dieser technische Ansatz plus die sozialwissenschaftliche Begleitung zur Einbindung aller Nutzergruppen von Anfang an verleihen dem Projekt einen ganz besonderen Impact."
Zum Sieger in der Kategorie Integration erläuterte Dr. Karsten Schmidt, stellv. ODH-Vorstandsvorsitzender und CEO von Ampeers Energy, in seiner Laudatio, dass EnAQ Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg ein sehr vielschichtiges und integratives Quartier sei: "Unter dem Motto Energie von Nachbarn für Nachbarn wurde für das Quartier Helleheide ein nachhaltiges Energiekonzept, das voll elektrisch funktioniert, entwickelt. Neben der technischen Integration und vollständigen Sektorenkopplung gibt es weitere soziale Besonderheiten. Die Hälfte aller Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden. Außerdem wurde in jeder Wohnung eine Ampel installiert. Diese zeigt grün, wenn besonders viel Grünstrom im Netz vorhanden ist."
In seiner Laudatio zum Sieger in der Kategorie Innovation mit dem Quartiersprojekt FUBIC All Electricity Realization in Berlin-Dahlem betonte Frank Christian Hinrichs, ODH-Vorstandsvorsitzender und CEO von inno2grid, die Besonderheit des Projektes: "FUBIC hat das Zeug dazu, künftig als Blaupause für andere Quartiere in ganz Deutschland zu dienen. Die Nur-Strom-Anlage deckt die gewünschten Bedarfe ab. Sie ist wirtschaftlich und lässt sich potenziell auch an anderen Standorten realisieren. Spezifische lokale Voraussetzungen wie beispielsweise für eine Nutzung von Geothermie sind hier nicht erforderlich und ein klarer Vorteil für Gebiete, in denen es nur begrenzte Einsatzmöglichkeiten für Technologien gibt."
Die Platzierungen bei den ODH-Quartier Awards 2023 im Einzelnen:
Kategorie Innovation
1. Platz: FUBIC All Electricity Realization, Dahlem (Berlin)
2. Platz: Blütenviertel Caputh (Brandenburg)
3. Platz: Das Neue Gartenfeld, Spandau (Berlin)
Kategorie Integration
1. Platz: ENaQ – Energetisches Nachbarschaftsquartier Fliegerhorst Oldenburg (Niedersachsen)
2. Platz: Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg IW3 (Hamburg)
3. Platz: SoLAR Smart Grid im „Dübelhölzle“, Allensbach-Radolfzell (Baden-Württemberg)
Kategorie Impact
1. Platz: Klimaquartier Neue Weststadt, Esslingen (Baden-Württemberg)
2. Platz: SerSan Pilotprojekt Zeppelinstraße, Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen)
3. Platz: Energiezukunft Fuchstal (Bayern)
Zu den Bewertungskriterien:
In der Kategorie Innovation wurden Quartiersprojekte ausgewählt, die einen besonderen Mehrwert bieten. Dazu gehört etwa die Kreativität, die Anzahl sowie die Art der gekoppelten Technologien, besondere Konzepte hinsichtlich Mobilität oder der digitalen Infrastruktur.
Die Kategorie Integration bezieht bei der Bewertung zwei Ebenen ein: die technische und die soziale Integration. Auf der technischen Ebene sind insbesondere die Aspekte zu Energiemanagementsystemen und der Netzintegration in die Bewertung eingeflossen. Dagegen zeichnet sich die soziale Ebene durch die Partizipation von Quartiersbewohner*innen, besondere Angebote im Quartierskonzept sowie die Inklusion verschiedener sozialer Gruppen aus.
Die dritte Kategorie Impact legt den Fokus auf die Wirkung von Nachhaltigkeit im Kontext der energetischen Quartiersentwicklung. Konkret werden dabei die Kriterien Effizienz, Regeneration und nachhaltiges Verhalten in den Blick genommen.
Die Quartier Awards von Open District Hub e.V. wurden in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen.