Wohnungsmarktbarometer NRW.Bank

Keine Entspannung in den Ballungsräumen

Das Mietwohnungsangebot in Nordrhein-Westfalen bleibt stark nachgefragt. Gleichzeitig ist das Angebot an preiswerten sowie barrierearmen Wohnungen weiterhin zu gering. Die hohe Nachfrage sowie weiter steigende Preise erschweren den Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum.

Neues Quartier Phoenixsee in Dortmund: Bautätigkeit kann Nachfrage weiterhin nicht befriedigen. Foto: Adobestock/Daniel Wirtz
Neues Quartier Phoenixsee in Dortmund: Bautätigkeit kann Nachfrage weiterhin nicht befriedigen. Foto: Adobestock/Daniel Wirtz

Diese Ergebnisse liefert das aktuelle Wohnungsmarktbarometer, das die NRW.BANK jährlich veröffentlicht und zu dem in diesem Jahr landesweit rund 270 Wohnungsmarktexperten befragt wurden. Nach Einschätzung der Fachleute nimmt in Nordrhein-Westfalen seit zehn Jahren die Marktanspannung in vielen Segmenten der Wohnungsmärkte kontinuierlich zu. Mietwohnungen im unteren Preissegment sowie der öffentlich geförderte Bestand seien besonders betroffen, aber auch zunehmend Mietwohnungen im mittleren und oberen Preissegment. Diese Aussagen gelten jedoch nicht flächendeckend für das gesamte Bundesland, sondern vor allem für Ballungsräume und Universitätsstädte. Trotz der in den vergangenen Jahren gestiegenen Bautätigkeit im geförderten Wohnungsbau sehen die befragten Fachleute auch in diesem Marktsegment keine Marktentspannung.

Einige Großstädte verzeichnen Geburtenüberschuss

Besonders im Markt für kleine Mietwohnungen und für größere Wohnungen über 120 m² übersteige die Nachfrage das Angebot. Zu den Gründen zählten der steigende Wohnflächenverbrauch aufgrund höherer Homeoffice-Anteile, das Ausweichen potenzieller Käufer auf größere Mietwohnungen als Alternative zum Wohneigentum sowie demografische Faktoren. So verzeichneten einige Großstädte in den letzten Jahren einen Geburtenüberschuss – die Bedeutung familiengerechter Wohnungen nehme hier zu.
Die befragten Fachleute beobachten aufgrund der Corona-Pandemie keine größere Zurückhaltung bei der Investitionsbereitschaft für Wohnungsneubauprojekte. Das Investitionsklima habe sich jedoch aufgrund anderer Faktoren verschlechtert. Folgende Hemmnisse werden benannt: Eine hohe Auslastung der Bauwirtschaft, steigende Baukosten und Baulandpreise sowie eine mangelnde Verfügbarkeit von Baumaterialien.

Pandemie steigert Wunsch nach Wohneigentum

Im Vergleich zum Vorjahr gehen mehr Experten davon aus, dass die Corona-Pandemie die Wohnungsmärkte in den letzten zwölf Monaten verändert hat. Die Pandemie habe die Bedeutung des Wohnens und damit auch des Wohneigentums weiter verstärkt. So beobachten die befragten Fachleute eine weitere Anspannung der Eigentumsmärkte. Mehr als jeder Dritte sehe eine gestiegene Nachfrage nach Wohneigentum, sowohl durch Selbstnutzer als auch durch Kapitalanleger. Als weitere Folgen der Pandemie werden gestiegene Wohnkosten und ein höherer Stellenwert von Garten, Balkon und naheliegenden Grünflächen in der Wohnungsnachfrage gesehen. Jeder zweite Befragte sehe in der Pandemie die Ursache für eine stärkere Verlagerung der Wohnungsnachfrage ins Umland der Städte.

Das Wohnungsmarktbarometer wird seit dem Jahr 1995 jährlich durchgeführt und ist ein Stimmungsbild für die Wohnungsmärkte. In diesem Jahr wurden rund 270 Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen wie Wohnungs-, Bau- und Finanzwirtschaft, Kommunen und Kreisen, Wissenschaft und Interessenverbänden befragt. Die Fragen beziehen sich auf die Marktlage und aktuelle Entwicklungen der nordrhein-westfälischen Wohnungsmärkte. Die Befragten beurteilen die Marktlage aus Sicht der Nachfrager. (Red.)

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