Die Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald möchte den neuen Bedingungen bei Bauprojekten Rechnung tragen: Die Energiewende hat Schwung aufgenommen, der Klimawandel stellt die Menschheit vor neue Herausforderungen, der Alltag ist nicht zuletzt durch die Digitalisierung komplexer geworden, und die Situation auf dem Wohnungsmarkt hat sich verschärft.
CO2- und Kostenersparnis für die Bewohner
Anstelle der herkömmlichen hydraulischen Heizung setzt der Bauherr auf auf Photovoltaik und Infrarotheizung. Die beiden Mehrfamilienhäuser in Lübben werden jeweils sieben Wohnungen auf 575 Quadratmeter Wohnfläche haben. Infrarotheizungen werden die Räume erwärmen. Wie schon bei den früheren energieautarken Mehrfamilienhäusern, die beispielsweise in Cottbus, Wilhelmshaven und Aalen gebaut wurden, wird auch in Lübben ein Großteil des Energiebedarfs für Wärme und Strom solar gedeckt. Anstelle von Solarthermie kombiniert Leukefeld die Photovoltaik-Anlagen nun aber mit Infrarotheizungen.
„Wenn wir über die Hälfte des Strombedarfs mit Photovoltaik erzeugen, gehen die Energiekosten stark nach unten“, erklärt er diesen Schritt. „Die Zeit ist reif: Wir müssen weg von der wassergeführten Heizung. Es soll im Wohnungswesen in Richtung Strom gehen, das ist auch die politische Ausrichtung.“
Infrarotheizungen haben viele Vorteile. Sie haben eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren, sind wartungsfrei und reduzieren die Investitionskosten der Heizung drastisch. Zudem sorgen sie für eine angenehme Strahlungswärme. Und Solarstrom, der in dieser Anlagengröße für circa 8 bis 10 Cent je Kilowattstunde erzeugt werden kann - mit Tendenz zu weiter sinkenden Erzeugungskosten -, macht die Pauschalmiete möglich. Dadurch können Vermieter ihre Mietrendite steigern und bis zu 3 Euro je Quadratmeter mehr Mieteinnahme generieren. „Das ist ein Anreiz, konsequent energieautarke Häuser mit Pauschalmiete zu bauen“, ist Leukefeld überzeugt.
Sektorenkopplung: Solarstrom für Wärme, Strom und Elektromobilität
Die baugleichen Mehrfamilienhäuser in Lübben werden jeweils mit PV-Anlagen mit 37,7 Kilowatt PV-Leistung ausgestattet. Solarstrom, der gerade nicht im Gebäude verbraucht werden kann, wird in Photovoltaik-Akkus mit 73 kWh Speicherkapazität zwischengespeichert. Der PV-Strom wird für die Haushalte, die Infrarotheizung und Warmwasserbereitung genutzt.
Der verbleibende Strombedarf wird mit Ökostrom von den Stadtwerken Lübben gedeckt. „Dadurch, dass wir die Energie für Wärme und Strom weitgehend selbst produzieren, sind wir kaum noch von anderen abhängig“, sagt Frank Freyer, Geschäftsführer der LWG zufrieden. „Und wir verursachen kein CO2 im Betrieb der Häuser, so wie es für den Klimaschutz sein sollte.“ Im Sinne der sogenannten Sektorenkopplung will die LWG den klimafreundlichen Solarstrom nicht nur für Wärme und Strom, sondern auch für die Mobilität nutzen.
Pauschalmiete mit Energieflat
Die künftigen MieterInnen brauchen sie sich keine Gedanken über steigende Energiekosten, die gern als zweite Miete bezeichnet werden, zu machen. Sie erhalten eine Pauschalmiete inklusive Energieflat für Wärme und Strom, die zunächst für einen begrenzten Zeitraum festgesetzt wird. Die Pauschalmiete wird die Nettokaltmiete, Energie für Heizung und Warmwasser, den Haushaltsstrom und anteiligen Gemeinschaftsstrom beeinhalten. Die Wohnungsbaugesellschaft freut sich, dass der Aufwand für die Heizkostenabrechnung entfällt.
Wartungsaufwand für komplexere Heizungstechnik verringert
Leukefeld geht es bei dem neuen Konzept aber noch mehr um die „dritte Miete“. Als solche bezeichnet er die Kosten für die Wartung und Instandhaltung. Und die werde sich wegen des Handwerkermangels noch verschärfen, ist er überzeugt. Der Wartungsaufwand für die sonst übliche komplexe Heizungstechnik führe zu erheblichen zusätzlichen Kosten für Mieter und Vermieter.
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Die Lübbenauer Wohnungsbaugesellschaft
Im Besitz der LWG befinden sich 2.000 Wohnungen, die zu 100 Prozent der Stadt Lübben gehört. Ziel der Stadt ist es, die Einwohnerzahl bis 2030 von 14.000 auf 15.000 zu steigern. Im Prinzip nicht schwierig, denn wegen der steigenden Mieten in Berlin ziehen immer mehr Menschen in die Kleinstadt. Mit drei Prozent ist der Leerstand gering und die LWG ist gefordert, neuen Wohnraum zu schaffen. Am 24. August 2020 war in der Heinrich-Heine-Straße Baubeginn für die ersten technikarmen energieautarken Mehrfamilienhäuser Deutschlands.
Weitere Informationen:
Timo Leukefeld: https://www.timoleukefeld.de/
Autarkie Team: https://www.autarkie.team/
Lübbener Wohnungsbaugesellschaft mbH: www.luebbener-wbg.de