Mietwohnungsmarkt

Verhältnis zwischen Wohnungsangebot und Nachfrage unausgewogen

Günstiger Wohnraum in deutschen Großstädten ist sehr begehrt und die Konkurrenz folglich groß. Durch die große Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine könnte sich die Nachfrage insbesondere nach günstigem Wohnraum spürbar erhöhen. Wie schwierig die Situation am Wohnungsmarkt bereits jetzt ist, zeigt eine aktuelle Analyse von immowelt für die 14 größten deutschen Städte.

Mieten und die Nachfrage nach Wohnungen sind in den vergangenen Jahren unverändert weiter gestiegen. Das freut Vermieter, Wohnungssuchende jedoch weniger. BILD: PIXABAY/ freestocks-photos.
Mieten und die Nachfrage nach Wohnungen sind in den vergangenen Jahren unverändert weiter gestiegen. Das freut Vermieter, Wohnungssuchende jedoch weniger. BILD: PIXABAY/ freestocks-photos.

Am größten ist der Run auf familientaugliche Wohnungen mit 80 bis 120 Quadratmetern. Wohnungen in Städten wie Berlin, München und Frankfurt sind stark nachgefragt. Allerdings sind hier die Unterschiede zwischen den Wunschvorstellungen der Suchenden und der Realität auf dem Markt besonders groß.

Große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die größte Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt es in Frankfurt am Main: In der Finanzmetropole entfällt die Hälfte der Anfragen auf Mietobjekte bis zu 1.160 Euro Kaltmiete. Doch lediglich 16 Prozent des Angebots fällt in diese Kategorie, was der niedrigste Wert aller Städte ist. Die Konkurrenz für Geringverdiener ist dementsprechend hoch. Das mittlere Preisniveau Frankfurts ist hingegen deutlich höher: Mietwohnungen mit 80 bis 120 Quadratmetern werden im Median für 1.450 Euro angeboten, also 290 Euro mehr als gewünscht.

Große Unterschiede in München und Berlin

Auch in München decken die Wunschvorstellungen nur einen geringen Teil des Angebots ab: Suchende haben sich zwar schon mit den höheren Mieten abgefunden, da sich 50 Prozent der Anfragen an Inserate bis zu 1.500 Euro richten. Doch selbst mit dem größten Budget aller untersuchten Städte werden nur 21 Prozent aller Wohnungsinserate abgedeckt. Eine Familienwohnung kostet im Mittel 1.800 Euro und somit 300 Euro mehr.

In Berlin richtet sich die Hälfte aller Anfragen an Inserate bis zu 955 Euro Kaltmiete. Dieses Preissegment deckt allerdings nur 23 Prozent des gesamten Angebots ab. Denn Mietwohnungen mit 80 bis 120 Quadratmetern kosten im Median 1.360 Euro und sind somit 405 Euro teurer als in der Wunschvorstellung. Trotz der enormen Preisanstiege in den vergangenen 10 Jahren scheint die Hoffnung auf günstige Mietwohnung nach wie vor groß zu sein. Besonders in der Hauptstadt könnte die Nachfrage-Steigerung durch die hohe Zahl Geflüchteter am stärksten sein, da dort die meisten Menschen aus der Ukraine ankommen.

In Stuttgart hält die Hälfte der Suchenden nach Objekten bis 1.100 Euro Kaltmiete Ausschau, die aber ebenfalls nur 23 Prozent des Angebots ausmachen. In Hamburg liegt das Budget von 50 Prozent der Suchenden bei 1.050 Euro, worauf 26 Prozent der Inserate entfallen.

Essen: geringer Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die einzige Großstadt, in der das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage etwas ausgewogener ist, ist Köln: Die Hälfte der Anfragen richtet sich an 80 bis 120 Quadratmeter große Wohnungen für 1.000 Euro Miete. Das ist ein Anteil von 35 Prozent am Angebot. Noch größer ist dieser in Essen: Die Hälfte der Anfragen beläuft sich auf eine maximale Miete von 700 Euro. Das entspricht 44 Prozent der angebotenen Wohnungen. Denn im Mittel werden familientaugliche Wohnungen für 750 Euro angeboten - also gerade einmal 50 Euro mehr. Wunsch und Wirklichkeit liegen somit eng zusammen.

Neben Essen treffen Suchende auch in Dresden und Bremen auf ein vergleichsweise großes Angebot: In Bremen entsprechen 37 Prozent der Inserate den finanziellen Bedingungen, in Dresden sind es sogar 40 Prozent. Auch in Leipzig (35 Prozent) und Dortmund (33 Prozent) entfällt die Hälfte der Anfragen auf immerhin rund ein Drittel des Angebots.

Berechnungsgrundlage:

Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise in den 14 deutschen Großstädten mit über 500.000 Einwohnern waren im Jahr 2021 auf immowelt.de inserierte Wohnungen mit 80 bis 120 Quadratmetern sowie die darauf abgegebenen Kontaktanfragen. Die Mietpreise spiegeln den Median der Nettokaltmieten bei Neuvermietung der auf immowelt.de inserierten Immobilien wider. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise.

Quelle: immowelt

weiterlesen:
Baukosten eilen den Mieten davon
Missverhältniss von Wohnkosten zu Kaufkraft 
In vielen Städten öffnet sich Schere von Mieten und Kaufpreisen

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. weist auf den Bedarf von Sozialwohnungen in Deutschland hin. Diese würden dringend benötigt, auch um die jetzt ankommenden ukrainischen Geflüchteten mit Wohnraum zu versorgen.

Die Baubranche setze unter auf das verstärkte Bauen mit seriell gefertigten Bauteilen, um den Wohnungsbau zu beschleunigen. Dafür seien aber vereinfachte bundesweite Zulassungsverfahren nötig, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Gleichzeitig müsse im Finanzhaushalt der Bundesregeierung eine zusätzliche Vorkehrung getroffen werden, dass Bauvorhaben auf Grund der enorm steigenden Materialpreise als Folge des Kriegs in der Ukraine nicht in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und dass die Bautätigkeit aufrechterhalten werden könne.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

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