Jahresbilanz des BBU für Berlin

„Mieten in Berlin sind günstig“

In der Hauptstadt Berlin kann man nach wie vor günstig zur Miete wohnen – diesen Schluss zieht der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen aus dem Zensus 2022. BBU-Chefin Maren Kern nutze die jährliche Bilanzpressekonferenz für erneute Kritik an den Immobilienportalen, die das Mietpreisniveau der sozial orientierten Wohnungsunternehmen nicht abbildeten und ein verzerrtes Lagebild des Mietmarktes erzeugten.

Der Blick vom Fernsehturm auf das Berliner Häusermeer: Wer das Glück hat, eine Mietwohnung bei einer Genossenschaft oder einem städtischen Wohnungsunternehmen zu finden, wohnt relativ günstig. Foto: Adobestock/Rolf Dräger
Der Blick vom Fernsehturm auf das Berliner Häusermeer: Wer das Glück hat, eine Mietwohnung bei einer Genossenschaft oder einem städtischen Wohnungsunternehmen zu finden, wohnt relativ günstig. Foto: Adobestock/Rolf Dräger

„Mieten in Berlin ist günstig. Indem die von Immobilienportalen verbreiteten Angebotsmieten das nicht abbilden, führen sie nicht nur zu einer verzerrten Wahrnehmung der Lage am Wohnungsmarkt und schüren Ängste, sondern befördern auch wohnungspolitische Fehlentscheidungen“, warnte BBU-Vorständin Maren Kern. In Berlin sei nicht die Mietenentwicklung die drängendste Herausforderung, sondern der immer stärkere Abwärtstrend beim Neubau. Das zeigten auch aktuelle Zahlen, die der BBU von seinen Berliner Mitgliedsunternehmen ausgewertet hat.

„Wir haben die Realmieten für Berlin“

Die durch den Zensus 2022 ermittelten Durchschnittswerte bei den Berliner Mieten lägen bei 7,67 Euro nettokalt pro Monat und Quadratmeter. In Berlin lägen fast 70 Prozent aller Mieten unter acht Euro – in Hamburg seien es nur 43, in Köln gut 36 und in München sogar nur knapp 20 Prozent unter dieser Marke. Und noch etwas zeigt der Zensus nach Auffassung des BBU: Die über Anzeigen in Immobilienportalen ermittelten „Angebotsmieten“ (für 2022 für Berlin: 11,54 €/m2) liegen um gut 50 Prozent über den Zensus-Mieten. „Diese enorme Diskrepanz zeigt, wie wenig die Angebots- oder Portalmieten die Realität abbilden“, so Kern. Anders die BBU-Mieten, die nur um 18 Prozent nach unten von den Zensus-Mieten abwichen: „Ein erwartbares Ergebnis, wenn man sich vor Augen führt, dass unsere Unternehmen aufgrund ihres sozialen Auftrags und ihrer sozialen Verantwortung unter dem Marktdurchschnitt vermieten“, so Kern. „Wir haben die Realmieten für Berlin.“

Sozial orientierte Unternehmen wirken dämpfend auf das Mietenniveau in Berlin

Die dämpfende Wirkung auf das Mietenniveau durch die Mitgliedsunternehmen des BBU ergibt sich rein quantitativ durch die Tatsache, dass sie 770.000 Wohnungen in Berlin und damit etwa die Hälfte des Mietwohnungsbestandes der Hauptstadt bewirtschaften.

Am 31. Dezember 2023 betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete bei den BBU-Unternehmen (Angebotsmiete) 6,64 Euro; für Wohnungen ohne Sozialbindung betrug die Angebotsmiete durchschnittlich 8,03 Euro pro Quadratmeter. Gegenüber 2022 sei das ein Anstieg um 1,7 Prozent. Zwischen Mitte 2022 und Mitte 2023 profitierten 36.000 Haushalte von diesen günstigen Mieten beim Einzug in eine neue Wohnung (Erstvermietung: 8,03 Euro, Wiedervermietung: 7,66 Euro).

Woher kommen die enormen Mietpreisunterschiede?

Woher kommen die enormen Abweichungen zwischen den vom BBU und dem Statistischen Bundesamt ermittelten Realmieten und den Mieten aus den Immobilienportalen? Maren Kern: „Unsere Unternehmen sind auf Immobilienportalen kaum noch unterwegs. Eine aktuelle Befragung hat ergeben, dass 74 Prozent unserer Berliner Unternehmen dort selten oder nie Angebote platzieren. Deshalb fließen ihre günstigen Mieten allenfalls deutlich unterrepräsentiert in die auf Basis solcher Inserate ermittelten Werte ein.“ Die weitaus meisten BBU-Unternehmen nutzten die eigene Unternehmenswebseite für das Anbieten freier Wohnungen (27 %) oder griffen auf Wartelisten zurück (66 %, insbesondere Genossenschaften).

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Redaktion (allg.)

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