Professionelle Investoren sind verunsichert

Zinsanstieg drückt auf Transaktionen und Immobilienpreise

Die Verdreifachung der Zinskosten seit Jahresbeginn bremst Immobilienan- und -verkäufe und dämpft regional etwas das Preisniveau.

Der Traum vom Eigentum: Angesichts gestiegener Zinsen können sich den immer weniger Menschen erfüllen. Foto: Adobestock/Slavun
Der Traum vom Eigentum: Angesichts gestiegener Zinsen können sich den immer weniger Menschen erfüllen. Foto: Adobestock/Slavun

Das internationale Beratungsunternehmen Savills stellt fest, am Investmentmarkt hätten die geänderten finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen „zu einer großen Zurückhaltung unter den Investoren geführt“. Das Transaktionsvolumen (Transaktionen ab 50 Wohneinheiten) habe im 3. Quartal bei lediglich 1,96 Milliarden Euro gelegen. Es sei damit das umsatzschwächste Quartal seit dem 1. Quartal 2016 gewesen. Die Zahl der Transaktionen sei im letzten Quartal so niedrig wie zuletzt im Jahr 2010. Im bisherigen Jahresverlauf summiere sich das Transaktionsvolumen auf etwa 9,6 Mrd. Euro – etwa 54 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Investoren sind verunsichert

Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany, konstatiert: „Die Volatilität an den Finanzmärkten führt auch am Wohninvestmentmarkt zu großer Verunsicherung unter den Investoren. Vor allem die gestiegenen Fremdkapitalkosten und Anleiherenditen führen dazu, dass sich Investoren neu positionieren und ihre Investitionsstrategien überarbeiten. Solange dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, agieren viele Akteure sehr zurückhaltend.“

Die Fundamentaldaten sprechen laut Savills jedoch unverändert für ein langfristiges Engagement in deutsche Wohnimmobilien, denn Mietwohnungen werden auch in den nächsten Jahren ein knappes und gefragtes Gut bleiben. Während an den Mietwohnungsmärkten angebotsseitig kaum mit Entlastung zu rechnen sei, dürfte die Nachfrage höher ausfallen als noch zu Beginn des Jahres erwartet. So gehe beispielsweise die Deutsche Bank in einer aktuellen Studie davon aus, dass im Jahr 2030 fast 86 Millionen Menschen in Deutschland leben werden.

Abseits der Metropolen sinken die Preise

Bereits im August hatte das Portal Immobilienscout24 gemeldet, dass die Angebotspreise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in mehr als der Hälfte der Städte und Landkreise ab 100.000 Einwohner seit Januar gesunken seien. In 173 von 312 Städten und Landkreisen sinken die Angebotspreise für Wohnungen zum Kauf. Bei Häusern zum Kauf sei ein ähnlicher Trend zu beobachten, allerdings in abgeschwächter Form.

In Großstädten gab es einen weiteren Preisanstieg

Anders dagegen fällt eine der jüngeren Analysen des Portals Immowelt aus. Zwar ist hier auch die Rede vom „Ende des Immobilienbooms in den hochpreisigen Städten“. Dennoch stellt

Immowelt fest: Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen seien in vielen deutschen Großstädten innerhalb der vergangenen 12 Monaten erneut gestiegen. In den teuersten Städten hätten sich die Angebotspreise allerdings nur noch moderat erhöht. Der Immobilienboom der vergangenen Jahre scheine hier auszulaufen. In München etwa stieg der Quadratmeterpreis von Bestandswohnungen in einem Jahr lediglich um 3 Prozent – von 9.190 Euro auf 9.500 Euro. Insgesamt lag der prozentuale Preisanstieg bei Eigentumswohnungen in 16 von 69 untersuchten Großstädten unter der Inflationsrate von 6,7 Prozent im selben Zeitraum. Zu stärkeren Preissprüngen kam es dagegen vor allem in günstigen Großstädten.

Neben München verzeichnen Eigentumswohnungen auch in anderen Metropolen nur noch moderate Preisanstiege. In Hamburg haben sich Bestandswohnungen innerhalb von 12 Monaten um 6 Prozent verteuert. Vor einem Jahr zahlten Wohnungskäufer in der Hansestadt noch 6.380 Euro für den Quadratmeter, aktuell sind es 6.760 Euro. In Frankfurt (+3 Prozent) und Berlin (+6 Prozent) lag der prozentuale Zuwachs innerhalb eines Jahres ebenfalls unter der Inflationsrate von 6,7 Prozent. (Red.)

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