Teurer Fehlstart beim Energieausweis
Allerdings ist zu differenzieren. Eher vorbildlich sind die Genossenschaften, die als einzige Vermieter-Gruppe den Ausweis aktiv in ihrem Wohnungsangebot erwähnen und keine Bewerber wegen dieser Nachfrage ablehnen. Am schlimmsten die Privatvermieter: Die Hälfte von ihnen hat vom Ausweis noch nichts gehört - er ist gänzlich unbekannt. Und bei den Wohnungsunternehmen führt die Nachfrage nach dem Ausweis in 15 % der Fälle zum „Ausmustern“ des Interessenten - der höchste Wert in den Nachfragegruppen Genossenschaften, Wohnungsunternehmen, Hausverwaltungen, Privatvermieter und Makler. In fast 30 % der professionellen Vermietungsunternehmen ist der Ausweis bei den Mitarbeitern ein Fremdwort. Bei Hausverwaltungen erreicht dieser Wert ein Drittel und bei Maklern rund 40 %. Auf die gezielte Nachfrage sagen 34 % der Vermieter, dass ihr Energieausweis vorhanden oder „in Arbeit“ sei.
Fazit des Mietervereins: Allein die Vorlagepflicht gegenüber Mietbewerbern macht den Energieausweis zu dem Transparenzinstrument, das er angeblich laut Bundesregierung sein sollte. "Zugänglich“ machen, bewirkt das Gegenteil: Die Vermieter mustern Wohnungssuchende eher aus. Somit zeichnet sich schon jetzt ab, dass der Energieausweis für das Erreichen irgendwelcher Klimaziele weitgehend kontraproduktiv ist. Nur die Genossenschaften haben die Chance erkannt und nutzen den Werbeeffekt des Ausweises offensiv. Immerhin sprachen wenigstens 3,6 % der Privatvermieter von sich aus den existierenden Energieausweis an. Trotzdem bleibt das Befragungsergebnis niederschmetternd.
P. Fritsch