„Das DGNB System bildet - im Gegensatz zu anderen Labels - den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie ab,“ erläutert Prof. Dr.-Ing. Stefan Jäschke, Geschäftsführer der SGNI. „Bereits in der Planungsphase von Bauprojekten können Vorzertifikate vergeben werden. Mit dem Zertifizierungsystem der DGNB können sowohl Neubauten als auch Bestandsbauten und modernisierte Gebäude nach einer durchgängigen Logik bewertet werden. Dies sorgt für ein hohes Mass an Vergleichbarkeit auf dem Immobilienmarkt.“
Schritt für Schritt adaptieren ehrenamtliche Expertengruppen des gemeinnützigen, 2010 in Zürich gegründeten Vereins nun das breite Portfolio des DGNB Systems auf die schweizerische Baukultur. „Das System ist so flexibel aufgebaut, dass die langjährigen Erfahrungen in der Schweiz mit dem nachhaltigen Bauen und Betreiben von Immobilien direkt in die Ausgestaltung einfliessen,“ betont Prof. Dr.-Ing. Stefan Jäschke. „Dies betrifft Gesetze und Normen, schweizerische Benchmarks für nachhaltiges Bauen aber auch unsere spezifische Form, an Bauprojekte heranzugehen.“
Bis zur Swissbau stehen bei der SGNI neu errichtete Büro- und Verwaltungsgebäude im Mittelpunkt der Aktivitäten. Parallel bereiten Expertengruppen die Adaptation der so genannten Nutzungsprofile für neu errichtete Handelsbauten, Wohngebäude und Hotels vor. Sie sollen dem Schweizer Markt ab Mitte 2012 zur Verfügung stehen.
Die Bewertung der verschiedenen Gebäudetypen folgt dem gleichen Grundgedanken: Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit misst das DGNB System den wirtschaftlichen Aspekten eines Gebäudes die gleiche Bedeutung zu wie der Ökologie und dem Nutzerkomfort. Dies sei ein wichtiger Unterschied zu anderen internationalen Zertifizierungssystemen, wie Heinz J. Bernegger, Leiter des SGNI Fachausschusses, hervorhebt. Zu den großen Vorteilen des DGNB Systems gehört auch, dass nicht einzelne Massnahmen am Gebäude bewertet werden. Es geht immer um die Gesamtperformance einer Immobilie, die das Zertifikat in sechs unterschiedlichen Themenfeldern ausweist:
- Ökologische Qualität
- Ökonomische Qualität
- Soziokulturelle und funktionale Qualität
- Technische Qualität
- Prozessqualität
- Standortqualität
Jedes der Themenfelder ist in mehrere Kriterien aufgeschlüsselt. Die ökologische Qualität berücksichtigt beispielsweise die Ökobilanz des gesamten Gebäudes sowie zentrale Aspekte wie den Energie- und Wasserbedarf. Die ökonomische Qualität erfasst vor allem Lebenszykluskosten und Wertstabilität. Bei der soziokulturellen und funktionalen Qualität geht es um Fragen von Flächeneffizienz und Umnutzungsfähigkeit, aber auch um die Raumluftqualität und den akustischen, thermischen und visuellen Komfort.
Die ersten vier Themenfelder gehen mit einer Gewichtung von je 22,5 % in die Gebäudebewertung ein, die Prozessqualität mit 10 %. Die Standortqualität wird separat ausgewiesen. Sie fliesst nicht in die Gebäudebewertung ein, um eine ortsunabhängige Betrachtung zu ermöglichen. „Die Flexibilität des Systems lässt ausserdem unterschiedliche Gewichtungen bei den Nutzungsprofilen zu“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Stefan Jäschke. „Der Nutzerkomfort spielt beispielsweise bei Bürogebäuden und Hotels eine grössere Rolle als bei Industriebauten. Das kann das System präzise abbilden.“ Die Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft sei ein fester Teil des internationalen DGNB Partnernetzwerkes und werde die eigenen Erfahrungswerte in dieses Netzwerk einbringen, betont der Geschäftsführer.
Das DGNB Zertifikat ist seit 2009 auf dem Markt. Aufgrund seiner flexiblen und umfassenenden Leistungsfähigkeit hat es sich in kurzer Zeit als eines der führenden Labels für die Bewertung nachhaltiger Bauten etabliert. Viele Länder in und ausserhalb Europas haben bereits das DGNB System übernommen bzw. passen es den jeweiligen länderspezifischen Gegebenheiten an.