Das Hotel Schgaguler wurde 1986 im landestypischen Südtiroler Stil erbaut. Es besteht aus drei zueinander versetzten Häusern, die während der Sanierungsphase um ein Stockwerk erhöht und durch eine ganzheitliche Umgestaltung mit neuer Architektur und einem besonderen Konzept zu ruhiger Unaufgeregtheit geführt wurden.
Nach einer knapp zwölf Wochen kurzen Umbauphase wurde das umfassend renovierte Bestandsgebäude mit völlig neuem Look wiedereröffnet. Holz, Stein und viel Glas dominieren bei den Bauten, Akzente in Weiß, Grau und ruhigen Naturtönen machen das Ensemble außen und innen zu einem Hingucker.
„Das Haus war viele Jahre als Appartement-Residenz geführt worden, daher hatten wir keine Gemeinschaftsräume, viele kleine Küchen und insgesamt zu wenig Atmosphäre“, berichtet Peter Schgaguler, der heute mit seinen Geschwistern zusammen das Hotel in zweiter Generation führt. Mit viel Energie und Intuition haben sie ihren Gästen einen Rückzugsort aus dem hektischen Alltag geschaffen.
Schön schlicht
Der Mailänder Architekt Peter Pichler plante in Zusammenarbeit mit Martin Schgaguler die Neugestaltung im Zuge der Sanierung. Zunächst wurden im Jahr 2018 die drei vierstöckigen Baukörper aus Ziegel entkernt, einer davon fast gänzlich abgebrochen. Das vierte Stockwerk ließ man in jedem der drei Häuser zurückbauen und neu in Leichtbeton- und Holzbauweise errichten, ein fünftes Stockwerk kam ebenfalls in dieser Kombination on Top.
Bei der Umgestaltung in den drei Stammbauten ließ man lediglich die Grundmauern als Basis nach der Entkernung stehen. Fenster, Türen, Böden, Bäder, Möbel und Stoffe dagegen hat man neu durchdacht und detailliert ausgestaltet.
Ein auch für Bauprofis nicht immer einfaches Unterfangen: Stahlstützen, Stahlträger und Leimbinder mussten in den aufgebauten Stockwerken eingezogen werden, um die Kräfte entsprechend neu abzuleiten. Die Zimmerer errichten neue Holzwände im vierten und fünften Obergeschoss, Elektriker und Installateure arbeiteten zeitgleich am Innenausbau in den weiteren Geschossen. Die Hausseite Richtung Dolomiten wurde in Kreuzlagenholz-Konstruktion für die großen Balkone erweitert und regelrecht an das Gebäude gehängt, auch zur Straßenseite hin arbeitete man mit Kreuzlagenholz-Anbauten. Die Gänge und Treppenhäuser zur Straßenseite wurden geschlossen und somit das Ensemble zu einer optischen Einheit zusammengefasst. Dezent fügt sich jetzt das Gebäude mit heller Fassade und grau-weißem kreidehaltigem Strukturputz in die umliegende Häuserreihe ein. Bodentiefe Fensterflächen bringen viel Licht in das Ensemble und bieten von überall aus einen wunderbaren Ausblick in die Dolomiten. Im aufgestockten fünften Geschoss gibt es jetzt mehrere faszinierende Suiten.
Markante Fassaden-Elemente von Sto
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden sind besonders langlebig, wenn sie hochwertig produziert und präzise aufgebaut werden. Installiert wurde das gewählte Sto VentecR-Fassadensystem vom italienischen Unternehmen Bertolani Constructioni aus Modena – und zwar binnen kurzer Zeit in nur drei Monaten.
Die Idee, das Gebäude zur umgebenden Berglandschaft und zugleich in Richtung Ortsmitte zu öffnen, konnte durch die geschickte Architektur-Planung auch im Bereich der Fassadengestaltung vorbildlich verwirklicht werden. Zum Einsatz kam ein leistungsstarkes System, das generell viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Hier zeigt die Fassade ihr gekonntes Zusammenspiel von großen Fensterflächen mit den hell verputzten opaken Flächen. Die Hülle des Hotels wirkt durch diese Auswahl stark dreidimensional und bekommt auf diese Weise einen besonderen Ausdruck.
Möglich wurde dies durch den Mix von ausgeklügelter Technik und spannenden Materialien. Insbesondere bei der Fassade, die mit vorkonfektionierten StoVentec-Fassadenelementen zugleich wirtschaftlich umgesetzt wurde.
Herausforderung: schmale Räume
„Die Wände zwischen den früheren Wohneinheiten blieben stehen“, berichtet Peter Schgaguler. „Das war an sich eine gute Entscheidung, allerdings waren die Räume sehr lang und schmal. Zum Glück hat sich das Architektenteam eine attraktive Lösung für dieses Thema einfallen lassen: Die Räume wurden durch freistehende Gipswände optisch ansprechend unterteilt, dort ließen sich zudem viele Technikeinbauten verstecken.“
Diese Wände und auch die Böden wurden aus zwölfschichtigem Kunst-Epoxitharz von Hand verspachtelt und bilden eine attraktive Einheit, die durchgehend bis zum Ende der großen Balkone realisiert wurde. Die Designböden sind unempfindlich und wasserfest und fühlen sich dennoch warm an. Als besonderes Highlight spielt in allen 42 Zimmern ein regionales Holz die Hauptrolle: die heimische Kastanie.
Das Hotel ist mit dem EU-Umweltzeichen EcoLabel ausgezeichnet, der Zertifizierung für nachhaltiges und umweltbewusstes Management.
Das herausragende Beispiel des Hotels Schgaguler zeigt, dass Charme, Design und Herz mit besonderer Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit einhergehen kann.
Kapazität: 42 Zimmer
Bauherr: Familie Schgaguler
Architekt: Peter Pichler; www.peterpichler.eu; Mitarbeit: Silvana Ordinas
Bauaufgabe: Sanierung und Erweiterung eines Hotel-Ensembles
Bauunternehmen: Martin Gebhard
Holzbau: Rabanser, Kastelruth;www.holztreppen.it
Innendesign: Martin Schgaguler & Peter Pichler
Verkleidung Fassaden: Sto Partner-Unternehmen; Bertolani Construzioni SRL, Modena
Fassade: Sto
Auszeichnungen: nominiert für den Plan Award 2019; Sieger Property Award 2019
Eva Mittner
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