Editorial

Ruhig bleiben und aktiv werden

„‚Ruhig bleiben und natürlich selbst aktiv werden‘ heißt die Devise. Wenn wir der Überzeugung sind, dass die Klimakatastrophe eine der wesentlichen Herausforderungen ist, dann kann die Wohnungswirtschaft selbst schon aktiv werden. Es muss nicht immer auf Gesetze und Vorgaben von oben gewartet werden“; das sagt der Immobilienökonom Prof. Günter Vornholz (EBZ Business School) im IVV-Interview.

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Howoge Bundesumweltpreis 2020
Howoge Bundesumweltpreis 2020

Vornholz seziert in dem Gespräch die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung formulierten Wohnungsbau-Absichten. Unser Interview fand statt, bevor Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck eine Vollbremsung bei der Förderung für energieeffizientes Bauen und Sanieren hingelegt hat. Da nun fast kein Fördergeld mehr fließt, dürfte es auch dem kühlsten Immobilienmanager schwer fallen „ruhig und unternehmerisch aktiv“ zu bleiben. Folgt man der Argumentation des GdW, sind mehr als 200.000 Wohnungen (Neubau und Sanierung) von dem Förderstopp betroffen. Und den Schaden für bereits erbrachte Planungsleistungen schätzen die GdW-Mitgliedsunternehmen auf 600 Millionen Euro.

Und dennoch: Nachhaltigkeit lässt sich nicht von ihrem oberen Rang auf der gesellschaftspolitischen Agenda verdrängen. Die Ampel-Regierung wird erneut Milliarden für den Klimaschutz bereitstellen, nachdem sie ihre politischen Wegmarken präzisiert haben wird. Drei Schritte vor, zwei zurück. So scheinen wir den Weg zu gehen. Diesen Eindruck gewinnt man auch durch das Siedlungsdichte-Monitoring in Baden-Württemberg. Im Zeitraum 2018 bis 2020 hätten im Ländle 13 Prozent mehr Wohnraum ohne Flächenverbrauch entstehen können, wenn die Kommunen ihre Bebauungspläne konsequent angewendet und weniger Abweichungen gestattet hätten. Nicht nur im Südwesten schreitet der Landschaftsverbrauch durch den Siedlungsbau scheinbar ungebremst voran. In der vergangenen Dekade wurden in Deutschland 79 Prozent aller Gebäude und 48 Prozent aller Wohnungen von privaten Haushalten errichtet (Seite 15). Leicht vorstellbar, wie sich vielerorts Eigenheim-Siedlungen in die Landschaft fressen.

So kontraproduktiv der Wunsch nach dem Familieneigenheim in Sachen Nachhaltigkeit auch sein mag, es kommt darauf an, was man daraus macht. Die Stadt Emden plant derzeit einen neuen Stadtteil mit 450 Grundstücken und 800 Wohneinheiten ohne Erdgasanschluss. Die Wärme- und Energieversorgung wird ganz und gar auf Elektrizität (Windstrom) basieren (Seite 20). Es lohnt sich, kreativ und aktiv zu sein, um nochmal Prof. Vornholz zu zitieren. Das Bemühen, die Abhängigkeit vom Erdgas zurückzufahren, bekommt durch die militärische Drohkulisse unseres wichtigsten Gaslieferanten eine weitere Bedeutung.

Ohne die ausgesetzten Milliardenhilfen des Staates können Wohnungsunternehmen ‚selbst aktiv‘ werden bei der Optimierung bestehender Heizsysteme. Mit geringinvestiven Maßnahmen wie der Digitalisierung der Haustechnik lassen sich ohne Komfortverlust für die Mieter wichtige Energieeinsparungen erreichen. Das zeigen einmal mehr die Ergebnisse des großen Forschungsprojektes BaltBest sowie die Investitionen von Vivawest (Seite 22).

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Thomas Engelbrecht

Thomas Engelbrecht
Chefredakteur

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Artikel Ruhig bleiben und aktiv werden
Seite 3
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