Ruhig bleiben und aktiv werden
Vornholz seziert in dem Gespräch die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung formulierten Wohnungsbau-Absichten. Unser Interview fand statt, bevor Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck eine Vollbremsung bei der Förderung für energieeffizientes Bauen und Sanieren hingelegt hat. Da nun fast kein Fördergeld mehr fließt, dürfte es auch dem kühlsten Immobilienmanager schwer fallen „ruhig und unternehmerisch aktiv“ zu bleiben. Folgt man der Argumentation des GdW, sind mehr als 200.000 Wohnungen (Neubau und Sanierung) von dem Förderstopp betroffen. Und den Schaden für bereits erbrachte Planungsleistungen schätzen die GdW-Mitgliedsunternehmen auf 600 Millionen Euro.
Und dennoch: Nachhaltigkeit lässt sich nicht von ihrem oberen Rang auf der gesellschaftspolitischen Agenda verdrängen. Die Ampel-Regierung wird erneut Milliarden für den Klimaschutz bereitstellen, nachdem sie ihre politischen Wegmarken präzisiert haben wird. Drei Schritte vor, zwei zurück. So scheinen wir den Weg zu gehen. Diesen Eindruck gewinnt man auch durch das Siedlungsdichte-Monitoring in Baden-Württemberg. Im Zeitraum 2018 bis 2020 hätten im Ländle 13 Prozent mehr Wohnraum ohne Flächenverbrauch entstehen können, wenn die Kommunen ihre Bebauungspläne konsequent angewendet und weniger Abweichungen gestattet hätten. Nicht nur im Südwesten schreitet der Landschaftsverbrauch durch den Siedlungsbau scheinbar ungebremst voran. In der vergangenen Dekade wurden in Deutschland 79 Prozent aller Gebäude und 48 Prozent aller Wohnungen von privaten Haushalten errichtet (Seite 15). Leicht vorstellbar, wie sich vielerorts Eigenheim-Siedlungen in die Landschaft fressen.
So kontraproduktiv der Wunsch nach dem Familieneigenheim in Sachen Nachhaltigkeit auch sein mag, es kommt darauf an, was man daraus macht. Die Stadt Emden plant derzeit einen neuen Stadtteil mit 450 Grundstücken und 800 Wohneinheiten ohne Erdgasanschluss. Die Wärme- und Energieversorgung wird ganz und gar auf Elektrizität (Windstrom) basieren (Seite 20). Es lohnt sich, kreativ und aktiv zu sein, um nochmal Prof. Vornholz zu zitieren. Das Bemühen, die Abhängigkeit vom Erdgas zurückzufahren, bekommt durch die militärische Drohkulisse unseres wichtigsten Gaslieferanten eine weitere Bedeutung.
Ohne die ausgesetzten Milliardenhilfen des Staates können Wohnungsunternehmen ‚selbst aktiv‘ werden bei der Optimierung bestehender Heizsysteme. Mit geringinvestiven Maßnahmen wie der Digitalisierung der Haustechnik lassen sich ohne Komfortverlust für die Mieter wichtige Energieeinsparungen erreichen. Das zeigen einmal mehr die Ergebnisse des großen Forschungsprojektes BaltBest sowie die Investitionen von Vivawest (Seite 22).
In eigener Sache:
Von vergangenen Online-Seminaren der IVV können Sie die Aufzeichnung (Video, MP3, 90 Minuten) käuflich erwerben - für 39 Euro zzgl. MwSt. Wir schicken Ihnen einen Link zum Herunterladen zu. Die Rechnung erhalten Sie per E-Mail.
Hier Aufzeichnung anfordern für Online-Seminar: Umsetzung privilegierter Maßnahmen in der WEG - So werden Elektroladestationen, Barrierefreiheit und Einbruchschutz realisiert.
Hier Aufzeichnung anfordern Online-Seminar: Rechtsanwalt Steffen Groß erklärt in 90 Minuten: So führen Verwalter hybride Eigentümerversammlungen rechtskonform durch.
Alle Veranstaltungen der IVV: www.ivv-magazin.de/veranstaltungen/online-seminare
Thomas Engelbrecht

◂ Heft-Navigation ▸