Unverminderter Landverbrauch durch Bau von Eigenheimen
Das Jahr 2020 brachte 112.915 neu errichtete Wohngebäude. In diesen Gebäuden befinden sich 268.774 Wohnungen mit einer Wohnfläche von 27,74 Millionen Quadratmeter und 1,07 Millionen Wohnräumen. Die veranschlagten Kosten lagen bei 49,2 Mrd. Euro. Über ein Viertel der Wohngebäude weisen nur eine Wohnung auf. In diesen Gebäuden befinden sich aber fast ein Drittel aller fertiggestellten Wohnungen und fast die Hälfte der Wohnfläche. Fast die Hälfte der veranschlagten Kosten entfällt ebenfalls auf diese Gebäude. Tabelle 1 gibt den Überblick über Anzahl der Wohngebäude nach der Zahl der Wohnungen usw.
Wohngebäude nach der Geschosszahl
Der größte Teil der neu errichteten Gebäude verfügt nur über ein oder zwei Vollgeschosse (90,9 %). Mit acht bis zwölf Vollgeschossen wurden nur 140 Gebäude fertiggestellt und mit 13 und mehr nur sechs Gebäude. Die Bereitschaft in die Höhe zu bauen war also äußerst gering vorhanden.
Wohngebäude nach dem Haustyp
Der bevorzugte Haustyp war mit einem Anteil von 77,2 Prozent das Einzelhaus. Doppelhäuser hatten lediglich einen Anteil von 12,2 Prozent und gereihte von 8,0 Prozent. Der Rest (2,6 %) entfällt auf sonstige Haustypen. Den höchsten Anteil unter den Einzelhäusern haben Wohngebäude mit ein und zwei Wohnungen.
Bauherren
Die wichtigsten Bauherren im Wohnungsbau sind private Haushalte und Wohnungsunternehmen. Private Haushalte ließen 79,0 Prozent der Wohngebäude und 48,0 Prozent der Wohnungen errichten und bei Wohnungsunternehmen waren es 16,7 Prozent der Wohngebäude und 40,3 Prozent der Wohnungen.
Private Haushalte sind vor allem Bauherren von Gebäuden mit ein und zwei Wohnungen, während Wohnungsunternehmen Gebäude mit drei und mehr Wohnungen errichten lassen und somit die Träger des Geschosswohnungsbaus sind.
Öffentliche Bauherren ließen 0,5 Prozent der Wohngebäude und 2,5 Prozent der Wohnungen und Organisationen ohne Erwerbszweck 0,3 Prozent der Wohngebäude und 1,5 Prozent der Wohnungen fertigstellen.
Wohngebäude mit drei und mehr Wohnungen
Sie tragen maßgeblich zur Befriedigung des Wohnungsbedarfs bei und gewährleisten gegenüber Wohngebäuden mit nur ein bis zwei Wohnungen eine rationellere Ressourcennutzung. Insgesamt wurden 15.236 Wohngebäude mit 153.377 Wohnungen errichtet. Das sind im Durchschnitt 10,1 Wohnungen pro Gebäude. Über zwei Drittel der Gebäude verfügen über 4 bis 12 Wohnungen.
Abgang von Wohngebäuden Im Jahr 2020
Der Abgang umfasste 5.687 Wohngebäude mit 15.268 Wohnungen und 1,19 Millionen Quadratmeter Wohnfläche. Privaten Haushalten gehörten 63,5 Prozent der Gebäude mit 34,5 Prozent der Wohnungen und Wohnungsunternehmen 21,4 Prozent der Gebäude mit 43,3 Prozent der Wohnungen.
Bestand an Wohngebäuden und Wohnungen
Am Jahresende 2020 umfasste der Wohnungsbestand 42,8 Millionen Wohnungen in 19,27 Millionen Gebäuden. Das waren 515 Wohnungen pro 1.000 Einwohner. Damit kamen 92,0 Quadratmeter Wohnfläche auf eine Wohnung und 47,4 Quadratmeter Wohnfläche auf einen Einwohner.
Die Zahl der Räume betrug 187,74 Millionen. Das waren 4,4 Räume pro Wohnung und 2,3 Räume pro Einwohner.
Der Wohnungsbestand hat sich um 2,324 Millionen Wohnungen oder um 5,7 Prozent erhöht und die Wohnfläche um 258 Millionen Quadratmeter oder 7,0 Prozent.
Somit ist die Wohnfläche schneller gewachsen. Die Wohnungen wurden im Durchschnitt größer und pro Einwohner steht eine höhere Wohnfläche zur Verfügung. In Tabelle 2 sind die Angaben für 2010 und 2020 gegenübergestellt.
Bestand an Wohngebäuden nach Bundesländern
In der Hälfte der Bundesländer wuchs der Bestand überdurchschnittlich. Am höchsten war das Wachstum in Brandenburg mit 8,6 Prozent. Ursache ist die Nähe zu Berlin. Zahlreiche Familien wandern aus Berlin wegen schlechter Wohnbedingungen ab und Brandenburg bietet ausreichend Baugrund. Besonders hoch war der Zuwachs auch in Bayern mit 7,7 Prozent und Schleswig-Holstein mit 7,2 Prozent. Das geringste Wachstum war im Saarland und in Sachsen-Anhalt mit jeweils 2,9 Prozent zu verzeichnen.
Bei der Entwicklung der Wohnfläche zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. An der Spitze liegen Bayern mit 9,7, Hamburg mit 9,3 und Brandenburg mit 8,5 Prozent, dicht gefolgt von Schleswig-Holstein mit 8,4 Prozent. Den geringsten Zuwachs hatten das Saarland mit 4,0 und Sachsen-Anhalt mit 2,3 Prozent.
Wohnungszahl und Fläche pro Einwohner nach Bundesländern
Über dem Bundesdurchschnitt liegen bei den Wohnungen pro 1.000 Einwohner Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, während Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern darunter liegen.
Die Ursachen sind sehr unterschiedlich. In den östlichen Bundesländern sind Bevölkerungsabwanderung und Leerstand groß. Daher ist hier der Bestand pro 1.000 Einwohner überdurchschnittlich hoch. Bei der Wohnfläche pro Einwohner liegen die östlichen Länder erheblich unter dem Durchschnitt. Die Bestände aus der Zeit vor der Wiedervereinigung mit ihren geringen Flächen drücken noch immer den Gesamtdurchschnitt. Auch in den Stadtstaaten liegt die Wohnfläche pro Einwohner unter dem Durchschnitt. Das trifft auch auf Nordrhein-Westfalen zu, einem der am dichtesten besiedelten Länder.
Fazit
Trotz des Aufschwungs des Wohnungsbaus und des enormen Ressourceneinsatzes gelang es nicht, die Nachfrage nach Wohnungen zu befriedigen. Das gilt besonders für Städte und Gemeinden mit hoher Einwohnerdichte. Der Ressourcenverbrauch beanspruchte Natur und Umwelt außerordentlich. Der Flächenverbrauch für die Siedlungs- und Verkehrsfläche sinkt nur langsam. Von 2010 bis 2018 ist er nur von 87 Hektar pro Tag auf 56 Hektar pro Tag gesunken. Das Ziel dafür liegt bei 30.
Der Aufwand an Material (von Kies über Zement, Stahl, Kalk, Holz bis zu Dämmstoffen, Farben und Lacken) erreicht außerordentliche Dimensionen. Ihre Herstellung und der Transport zu den Baustellen erforderte große Mengen Energie. Die Nutzung der Gebäude ist ebenfalls mit hohem Energieverbrauch verbunden.
Ein Weg zur Bewältigung dieser Probleme wäre die Verminderung des Anteils der Wohngebäude mit nur ein bis zwei Wohnungen und die Erhöhung des Anteils derjenigen mit drei und mehr Wohnungen, des mehrgeschossigen Wohnungsbaus. Flächenverbrauch und Zersiedlung sowie der Materialverbrauch je Wohnung würden vermindert. Das wäre jedoch ein langwieriger Prozess, der erhebliche Verhaltensänderungen erfordert.
Quellen: Statistisches Bundesamt, Fachserie 5, Reihe 1 und Reihe 3, 2020
Dr. Wolfgang Lange


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