Liebe Leserinnen und liebe Leser,
in Ost-Europa herrscht Krieg und eine Antwort Deutschlands und Europas müssen mehr Wohnungen sein. Sicher wohnen ist ein Menschenrecht. Auch das wird durch den Angriffskrieg des Kreml in Schutt und Asche gelegt. Der Überfall auf die Ukraine hat die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Kein Mensch weiß, wie diese Tragödie weitergeht und wie viele Menschen in Deutschland Zuflucht und Obdach suchen werden. Es ist ein Segen, dass die EU-Staaten sich einig sind, allen Flüchtenden Schutz zu gewähren. Mindestens ein Jahr lang bekommen sie ein Aufenthaltsrecht, ein Anrecht auf Sozialleistungen und eine Arbeitserlaubnis. Dieser Status kann auf drei Jahre verlängert werden. Die seltene Einigkeit der Europäischen Union angesichts dieser gewaltigen Aufgabe ist gleichermaßen von humanitärer wie auch strategischer Bedeutung. Denn ein Streit unter den Mitgliedsstaaten wäre ein Sieg des Zynikers, des Meisters geheimdienstlicher Destabilisierung im Kreml gewesen.
Es bleiben die praktischen Hürden und Probleme der Unterbringung und Integration so vieler Kriegsvertriebener, vor allem junge Frauen und Kinder. Die ersten Reaktionen aus der gewerblichen Wohnungswirtschaft sind ermutigend. Man zählt leer stehende Wohnungen, ja Wohnungsleerstand bekommt in diesen Kriegstagen eine ganz andere Bedeutung.
Wie viel Neubau im Schatten des Krieges wirklich notwendig sein wird, ist unternehmerisch nicht zu kalkulieren. Wie lange wird der Krieg dauern? Werden die ukrainischen Männer, die jetzt kämpfen müssen, irgendwann nachziehen? Oder warten ihre Familien, die jetzt im Westen Zuflucht haben, auf das Ende des Krieges, um zurückgehen und ihr Land wieder aufbauen zu können? Es kann Jahre dauern, bis wir darauf Antworten haben.
Die EU-Staaten haben ihre Tore für Kriegsflüchtlinge weit aufgemacht. In Deutschland ist auf Seiten von Bund und Ländern angesichts des unproduktiven förderalen Hin und Her in den ersten vier Wochen des Krieges nicht viel passiert. Die Hilfe wird bislang im Wesentlichen von den ehrenamtlichen Helfern zivilgesellschaftlicher und karitativer Organisationen getragen. Und dass die Vertriebenen nicht unter freiem Himmel kampieren müssen, ist bislang der privaten Hilfsbereitschaft von Mietern und Eigentümern zu verdanken. Man rückt zusammen. Die ukrainischen Bürger, die Verwandte und Freunde aufnehmen, sowieso. Schnell dürften die privaten Wohnräume erschöpft sein. Dann sind der Staat und die gewerbliche Wohnungswirtschaft gefordert.
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