Nachfrage nach Wohnraum lässt nicht nach
Der Wohnungsbau ist der Stützpfeiler der Baukonjunktur. Bis September 2021 wurden gut 282.000 Wohnungen genehmigt. Auch im Oktober war die Nachfrage nach Bauleistungen weiterhin ausgesprochen positiv. Der Umsatz des Baugewerbes betrug in 2021 im Segment Wohnungsbau etwa 55,4 Milliarden Euro. Die beiden größten Bauverbände, der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), rechnen in 2022 mit einem weiteren Wachstum auf 59,3 Milliarden Euro. Und dennoch: Die Verbände halten die Zielvorgabe von 400.000 neue Wohnungen jährlich für ambitioniert, da sie eine schlagartige Erhöhung der jährlichen Baufertigstellungen um etwa 30 Prozent bedeutet.
Das neu gegründete Bauministerium erklärte den Bau von jährlich 400.000 Wohnungen, darunter 100.000 Sozialwohnungen, sowie den Mieterschutz als größte Aufgaben. Bauministerin Geywitz setzt dabei unter anderem auf serielles Bauen. Durch das Arbeiten mit vorgefertigten Modulteilen kann die Bauzeit stark verkürzt werden.
Neu ist serielles Bauen nicht. Der Architekt Konrad Wachsmann (1901 bis 1980) zählt zu den Vorreitern auf diesem Gebiet. Er befasste sich schon vor lange Zeit damit, wie man Bauen industrialisieren kann. 1959 sagte er vorausschauend: „Das Prinzip der Industrialisierung erfordert die Verlegung der Produktionsstätte von der Baustelle oder dem Werkplatz in die Fabrik.“ Wie Recht er damit hat, zeigt die aktuelle Wohnungsnot.
Auch in der DDR wurden die sogenannten Plattenbauten in serieller Bauweise errichtet, um dem damaligen Wohnungsmangel Herr zu werden.
Serielles Bauen würde "den Bauprozess entlasten, macht ihn schneller und vermeidet auch sehr viel Baulärm und lange Bauzeiten in den Innenstädten", sagte Bauministerin Klara Geywitz in einem Interview mit Bayern 2.
Kritisch sieht Geywitz die Versiegelung von zu vielen weiteren Flächen. Der Bestand soll zunächst überprüft werden. Sie regt an, nicht genutzte Gewerbeimmobilien in Wohnungen umzuwandeln.
► Die Wohnungsbauziele der Ampel-Koalition im Realitätscheck
Die größten Hürden beim zügigen Wohnungsbau
Die Baubranche findet die Ziele indes sehr ambitioniert. Schließlich gebe es nicht an jeder Ecke bebaubare Grundstücke und auch Baugenehmigungen würden fehlen.
Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, sagte: Der Engpass bestehe "auf dem Papier, nicht bei den Steinen". Es dauere in Deutschland Jahre, Genehmigungen zu bekommen und Flächen in Bauland umzuwandeln. "Der Schlüssel für mehr Wohnungsbau wäre, Genehmigungsprozesse zu vereinfachen."
Die beiden größten Bauverbände, der Zentralverband des deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), teilten mit, dass steigende Ausgaben für Personal und soziale Aufwendungen die Investitionen in Baumaßnahmen der Kommunen eingeschränkt hätten. Der Investitionsstau habe sich bei 150 Milliarden Euro verfestigt. Auch für 2022 gehen die kommunalen Spitzenverbände von einem Rückgang der kommunalen Bauinvestitionen von um fast neun Prozent aus.
Um wieder mehr Arbeitskräfte für den Bau zu begeistern, gehe es nun darum, "die Faszination des Bauens zu vermitteln" und die Bauwirtschaft als vielfältig und innovativ darzustellen.
Bauunternehmen beurteilen ihre Lage durchaus positiv, aber es fehle an Arbeitskräften. Und: Die Zuversicht werde getrübt durch die nach wie vor vorhandenen Lieferschwierigkeiten und der Verteuerung bei Baumaterialien.
(Red.)
mit Material des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe
weiterlesen:
Baden-Württemberg: Es hätte 13 Prozent mehr Wohnraum ohne Flächenverbrauch entstehen können, wenn Bebauungspläne konsequent eingehalten worden wären. >> lesen
Berlin: Miet- und Eigentumswohnungen bleiben ein knappes Gut. Bauland fehlt, es gibt Widerstände gegen Bauvorhaben und die Corona-Krise verschärft die Engpässe im Baugewerbe. >> lesen
Mission Impossible bei Wohnungsbau- und Klimaschutzzielen? Der GdW kritisiert Bundesbaupolitik.
Alle wollen Wohnungen, aber das Bauen verteuert sich
Die Baukosten für neue Wohngebäude in Deutschland sind zuletzt deutlich angestiegen. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes. Insbesondere Zimmer- und Holzbauarbeiten haben sich deutlich verteuert - im Vergleich zum Vorjahresmonat um ganze 30 Prozent. Vergleichsweise moderat ist da noch das Plus bei Fliesen- und Plattenarbeiten.