Das sind die drastischen Ergebnisse des ImmoScout24-Wohnbarometers für die ersten drei Monate des Jahres:
- Im Neubau stiegen die Angebotsmieten im Jahresvergleich um bis zu 19,9 Prozent.
- Auch im Bestand gibt es Steigerungen bis zu 12,3 Prozent innerhalb eines Jahres.
- Die Teuerungsrate für Neubau-Mietwohnungen liegt im ersten Quartal 2023 in Metropolen wie Berlin bei bis zu 8,8 Prozent.
- Die Nachfrage nach Mietwohnungen zieht im ersten Quartal deutschlandweit erneut an. In den Metropolen weichen Mietsuchende vermehrt auf das Umland aus.
In der gesamtdeutschen Betrachtung sieht die Teuerung nicht so dramatisch aus, was die großen Preisniveau-Unterschiede zwischen den Ballungsräumen und ländlichen Räumen deutlich macht. Im Landesdurchschnitt kletterten die Angebotsmieten für Bestands-Mietwohnungen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um moderate 0,6 Prozent. Für Neubau-Mietwohnungen liege die Preisentwicklung im ersten Quartal bei einem Plus von 1,2 Prozent. Dieser Wert liege um 0,9 Prozentpunkte über der Entwicklung im vierten Quartal des Vorjahres. Im Bundesdurchschnitt seien Bestands-Mietwohnungen in der Neuvermietung im ersten Quartal für 8,01 Euro pro Quadratmeter im Angebot. Neubauwohnungen werden im Durchschnitt für einen Mietpreis von 11,01 Euro pro Quadratmeter bei ImmoScout24 inseriert.
Krasse Preissteigerungen in den Metropolen
In den Daten von ImmoScout24 verzeichnet Berlin im ersten Quartal die stärkste Entwicklung der Angebotsmieten für Bestandswohnungen, die älter als zwei Jahre sind. Die durchschnittliche Angebotsmiete für Bestandswohnungen klettert in Berlin gegenüber dem vierten Quartal 2022 um 5,3 Prozent auf 12,56 Euro pro Quadratmeter. Damit knacke Berlin erstmalig die 12-Euro-Marke und liege knapp vor Köln. In der Dom-Metropole liege die Angebotsmiete im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal nahezu unverändert bei 12,55 Euro pro Quadratmeter. München verzeichne mit einem Plus von 2,6 Prozent die zweitgrößte Entwicklung der Angebotsmieten für Bestandswohnungen. Bayerns Landeshauptstadt überschreite mit einem Quadratmeterpreis von 18,44 Euro erstmals die 18-Euro-Marke und liege weiterhin mit deutlichem Abstand vor allen anderen Metropolen. Nach einem Zuwachs von 1,4 Prozent im ersten Quartal liege die durchschnittliche Angebotsmiete im Bestand in Stuttgart bei 13,10 Euro pro Quadratmeter und damit erstmalig über 13 Euro.
immowelt: „Berlin erlebt eine Mietenexplosion“
Die Analysten des Portals immowelt sprechen im Falle von Berlin von einer „Mietenexplosion“. Den mit Abstand stärksten Anstieg aller untersuchten Städte verzeichne Berlin. Verglichen mit dem Vorquartal haben sich Bestandswohnungen im 1. Quartal 2023 um 22 Prozent verteuert. Wohnungssuchende zahlen in der Hauptstadt für den Quadratmeter derzeit 12,41 Euro – vor drei Monaten waren es noch 10,17 Euro.
Noch teurer als in der Hauptstadt fallen die Mieten nach der Anlayse von immowelt nur in München und Frankfurt aus. In der bayerischen Landeshauptstadt seien die Angebotsmieten von Bestandswohnungen innerhalb von drei Monaten um drei Prozent gestiegen. Im letzten Quartal des Vorjahres hatten die Mietpreise in der Isarmetropole dagegen noch stagniert. Mit einem Quadratmeterpreis von aktuell 17,35 Euro sei München die mit Abstand kostspieligste Großstadt Deutschlands. Auch in Frankfurt, wo die Angebotsmieten in den beiden vorangegangenen Quartalen sogar rückläufig waren, zeige die Preiskurve wieder nach oben. Verglichen mit dem Vorquartal verteuerten sich Mietwohnungen in der Mainmetropole um zwei Prozent auf 12,50 Euro pro Quadratmeter.
In Hamburg und Stuttgart seien die Mietpreise dagegen zuletzt leicht gesunken. In der Hansestadt haben sich die Angebotsmieten seit Jahresbeginn um 1 Prozent auf 11,39 Euro pro Quadratmeter verringert. Im letzten Quartal des Vorjahres stand in Hamburg noch ein Plus von zwei Prozent zu Buche. In Stuttgart sinken die Angebotsmieten dagegen bereits zum zweiten Mal in Folge. Nach einem Minus von 3 Prozent im 4. Quartal des Vorjahres liege der Rückgang im 1. Quartal 2023 ebenso wie in Hamburg bei einem Prozent. Wohnungssuchende zahlen für den Quadratmeter in der Schwabenmetropole derzeit 11,52 Euro.
Ursachen für die drastisch steigenden Angebotsmieten
Für die Preisentwicklung in Berlin vermutet immowelt: Ein möglicher Grund für den dramatischen Anstieg sei der starke Zuzug nach Berlin, der durch Geflüchtete aus der Ukraine verstärkt wird. Gleichzeitig stocke der Wohnungsbau – vor allem im staatlich geförderten Segment. Zudem könnten weiterhin Nachholeffekte wegen des gescheiterten Mietendeckels eine Rolle spielen. Wohnungen, die in den letzten Jahren zu günstigeren Preisen vermietet waren, würden bei Neuvermietungen nun wieder zu deutlich höheren Preisen angeboten.
Die Marktbeobachter von ImmoScout24 begründen die Preisdynamik so: Die Nachfrage nach Bestands-Mietwohnungen sei seit dem vierten Quartal 2019 deutschlandweit um 30 Prozent gestiegen. Für Neubau-Mietwohnungen habe sie sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. Das Angebot an Mietwohnungen sei knapp und die Konkurrenz um eine freie Mietwohnung entsprechend hoch. Suchende müssten sich oftmals auf mehrere Anzeigen bewerben, bevor sie den Zuschlag für eine Mietwohnung erhalten. Das gilt insbesondere für die Metropolen. Hier liegt die Nachfrage für Mietwohnungen im Bestand und Neubau auf einem noch höheren Niveau und verzeichne ebenfalls ein starkes Wachstum. So sei zum Beispiel die Nachfrage nach Bestands-Mietwohnungen in Berlin und Hamburg im ersten Quartal 2023 doppelt so hoch wie Ende 2019. Im Durchschnitt der sieben größten Metropolen lege die Nachfrage im ersten Quartal dieses Jahres vier Prozent gegenüber der Nachfrage im vierten Quartal des letzten Jahres zu. (Red.)