Internationales Kapital baut auf Deutschland

Der Zug in die Großstädte treibt weltweit die Immobilienpreise

Deutschland verfügt mit rund vier Millionen Wohnungen über den größten Bestand an institutionell gehaltenen Wohnimmobilien in Europa. Nur die USA sind ein noch bedeutenderer Markt. Die fortdauernde Urbanisierung und die wachsende Zahl von Haushalten verspricht Investoren weiteres Wachstum.

Fast die Hälfte der Transaktionen in Deutschland der vergangenen fünf Jahre hatte einen Wert von mehr als 100 Millionen US-Dollar. Rund 90 Prozent der Investitionen entfielen auf Mehrfamilienhäuser. Foto: Adobestock/Marqs
Fast die Hälfte der Transaktionen in Deutschland der vergangenen fünf Jahre hatte einen Wert von mehr als 100 Millionen US-Dollar. Rund 90 Prozent der Investitionen entfielen auf Mehrfamilienhäuser. Foto: Adobestock/Marqs

Das geht aus einer Untersuchung des Investmentmanagers Jones Lang LaSalle (JLL) hervor. Der globale Markt für Wohnimmobilien-Investitionen steht laut dieser Studie vor einem kräftigen Wachstumsschub. In den kommenden fünf Jahren werden Transaktionen im Wert von 1,4 Billionen US-Dollar erwartet, wobei europäische Märkte besonders im Fokus der Investoren stehen. Deutschland nehme dabei eine Schlüsselrolle ein.

JLL hat das Ranking der 15 größten Wohninvestmentmärkte weltweit nach deren Attraktivität für professionelle Kapitalanleger erstellt. Bewertet wurde nach drei Kriterien: Marktreife, Wachstumspotenzial und Nachfrage. Angeführt wird die Rangliste von den USA, die mit mehr als einer Billion US-Dollar Transaktionsvolumen in den vergangenen fünf Jahren der größte Wohninvestmentmarkt sind und aufgrund steigender Haushaltszahlen und eines anhaltend hohen Wohnraumbedarfs der vielversprechendste Markt für Investoren bleiben werden.

Deutschland nach den USA auf Rang zwei

Direkt dahinter folgt Deutschland auf Platz zwei. Der deutsche Wohnungsmarkt verfügt mit rund vier Millionen Wohneinheiten über den größten Bestand an institutionell gehaltenen Wohnimmobilien in Europa. Der Anteil der Wohninvestments am gesamten Transaktionsvolumen beträgt über die vergangenen fünf Jahre im Schnitt 29 Prozent. „Das ist im Vergleich zu anderen etablierten Märkten ein eher niedriger Wert und spricht dafür, dass hier noch Luft nach oben ist“, sagt Emma Rosser, Director Living Research JLL EMEA.

Deutschland mit der höchsten Zahl an städtischen Haushalten

Ein wichtiger Wachstumstreiber sei die prognostizierte Entwicklung der städtischen Haushalte. Deutschland wird bis 2035 die höchste Zahl an städtischen Haushalten in Europa aufweisen, verteilt auf mehrere Großstädte. „Dies bietet Investoren gute Möglichkeiten, schnell Größenvorteile zu erzielen“, so Rosser.

Großdeals sprechen für Wachstum des deutschen Wohninvestmentmarkts

Ein Markenzeichen des deutschen Wohnungsmarkts seien Großtransaktionen: Fast die Hälfte der Transaktionsvolumina der vergangenen fünf Jahre entfiel auf Deals mit mehr als 100 Millionen US-Dollar. Rund 90 Prozent der Investitionen entfielen auf Mehrfamilienhäuser. Zunehmend erschließen internationale Investoren aber auch Subsektoren wie studentisches Wohnen. „Der deutsche Wohnimmobilienmarkt bietet aufgrund seiner Größe, Liquidität und des anhaltenden Nachfrageüberhangs in Städten hervorragende Perspektiven für Investoren. Wir erwarten in den kommenden Jahren weiter steigende Transaktionsvolumina und eine zunehmende Diversifizierung der Anlagestrategien", sagt Michael Bender, Head of Residential JLL Germany.

Knappes Angebot ist ein globales Problem

Generell schneiden die europäischen Wohnungsmärkte in der Analyse sehr gut ab: Von den 15 größten globalen Märkten für Wohnanlagen stammen elf aus Europa. „Die europäischen Wohnmärkte gehören zu den attraktivsten und am schnellsten wachsenden weltweit“, sagt Rosser. Ein globales Problem sei der Mangel an Wohnraum. Neun der 15 Länder hatten sich nationale Neubauziele zur Bedarfsdeckung für 2024 gesetzt – in keinem Land wurde das Ziel erreicht. Die durchschnittliche Erfüllungsquote lag bei 60 bis 75 Prozent. Nur Schweden hatte das Neubauziel mit einer Quote von 98 Prozent annähernd erfüllt.

Während neues Angebot nur unzureichend auf die Märkte kommt, steigt die Nachfrage: JLL prognostiziert, dass bis 2035 in Europa zusätzlich 16,4 Millionen neue städtische Haushalte benötigt werden. Der derzeitige Bestand im Besitz von Investoren würde nur vier Prozent dieses prognostizierten Bedarfs decken, was nach Einschätzung Benders „das immense Wachstumspotenzial des Sektors“ unterstreiche.

Redaktion (allg.)

Pixabay/ Mohamed_hassan
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