Um- und Weiternutzung

Ehemalige Schwimmhalle beherbergt Wohnungen und Arztpraxis

Das denkmalgeschützte Hallenbad in Schwerin stand jahrelang leer, es fehlte ein Sanierungskonzept. Ein Architekt kaufte das Gebäude und schuf acht barrierefreie Etagen- und acht Maisonettewohnungen, die im Herbst 2017 zu bezahlbaren Mietpreisen bezogen werden konnten.

Aus Alt mach Neu. Hier sind 16 neue Wohnungen in einer ehemaligen Schwimmhalle entstanden. Bild: Jörn Lehmann
Aus Alt mach Neu. Hier sind 16 neue Wohnungen in einer ehemaligen Schwimmhalle entstanden. Bild: Jörn Lehmann

In diesem Jahr wurde die Volksschwimmhalle Lankow in Schwerin für die Transformation zu Wohnen und Therapie mit dem "Klaus Dyckerhoff Preis für Architektur – Lang lebe der Beton!“ " ausgezeichnet. Die Volksschwimmhalle Lankow ist ein Typenbau vom »Typ B – Bitterfeld« und verfügte ursprünglich über ein 25-Meter-Schwimmbecken, ein Nichtschwimmerbecken und eine Sauna. Die Konstruktion bestand aus einem Stahlbetonskelett mit vorgefertigten Stützen und Riegeln. Der Preis würdigt Architekt:innen und Bauherr:innen oder Investor:innen dafür, dass sie die Lebenszyklen von bestehenden Beton-Gebäuden verlängern und damit ihre Ökobilanz verbessern, indem sie ihre Revitalisierung, Um- oder Neunutzung mit beispielhaften Projekten vorantreiben.

Erhalten und umnutzen

In Ermangelung eines Sanierungskonzepts des leerstehenden Hallenbades bereitete die Stadt Schwerin den Abriss des seit 2015 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes vor. Dem Architekten Ulrich Bunnemann gelang es in letzter Minute, die Stadt zum Verkauf zu bewegen – und im Herbst 2017 konnten sechzehn neue Zwei- bis Dreizimmer-Wohnungen zu bezahlbaren Mietpreis bezogen werden.

Einen kleinen Teil des großen Schwimmbeckens baute er für therapeutisches Schwimmen und Kinder-Schwimmkurse um und fügte Räume für eine Arztpraxis hinzu. Diese
Doppelnutzung bzw. der teilweise Erhalt der ursprünglichen Funktion wurde – neben der ebenfalls lobenswerten Schaffung von Wohnraum – von der Jury besonders hervorgehoben.

Fertigteilsystem im Fertigteilgebäude - schon zum zweiten Mal

Entlang der beiden teils großflächig befensterten Längsfassaden bauten Bunnemann und sein Büro acht barrierefreie Etagen- und acht Maisonettewohnungen ein. Im inneren, niedrigeren Bereich der Halle wurde der größte Teil des Schwimmbeckens abgedeckt und zu Kellern umgenutzt. So entstand ebenerdig ein großzügiges Foyer als Treffpunkt
und Begegnungsraum für die Bewohner:innen. Die oberen Etagenwohnungen sind über eine Holztreppe mit Galerie oder über eine Liftplattform zugänglich. Alle neu eingebauten Decken und Wände errichtete die Schelfbauhütte in vorgefertigter Holzbauweise; die industriell abgebundene Holzkonstruktion musste auf der Baustelle nur noch zusammengesteckt werden.

Somit entstand ein Fertigteilsystem im Fertigteilgebäude, dies jedoch mit einem nachwachsendem Rohstoff, und darüber hinaus autark und reversibel. Die schnelle und günstige Fertigbauweise wurde somit an diesem Gebäude zweimal – einmal historisch und einmal zeitgenössisch – durchgespielt.

Möglichst nachhaltig und ressourcenschonend gingen die Architekt:innen und Handwerker:innen auch bei der Dämmung und Energiegewinnung vor. Die Außenwände erhielten eine Innendämmung aus Zellulose, die neuen Fenster sind dreifach verglast. Das Regenwasser, das sich auf der nach innen geneigten Dachfläche ansammelt, wird als Grauwasser genutzt, und die PV-Anlage auf dem Dach produziert einen großen Teil der benötigten Energie.

Die Erwärmung des Schwimmbads und des Brauchwassers erfolgt über Fernwärme.

Der Abriss dieses Betonbaus wurde verhindert, der Lebenszyklus verlängert. Die gemischte Umnutzung ist langfristig angelegt, das Material der Einbauten ist nachwachsend, rückbaubar und wirtschaftlich.

Projekt: Sanierung und Umnutzung der Volksschwimmhalle Lankow
Standort: Lübecker Str. 266, Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern
Bauherr & Architekt: Ulrich Bunnemann, Schelfbauhütte, Schwerin

Mehr Infos zum Klaus Dyckerhoff-Preis für Architektur - Lang lebe der Beton!: https://dyckerhoff-stiftung.de/baustoffforschung/lang-lebe-der-beton-architekturpreis/

Quelle: Dres. Edith und Klaus Dyckerhoff Stiftung

Martina Eisinger

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