„Wir müssen davon ausgehen, dass die Ausfälle im weiteren Verlauf der Krise zunehmen werden. So konnten 17,6 Prozent der befragten Mieter noch nicht abschätzen, ob sie ihre Miete weiterhin zahlen können“, erläuterte Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke die Umfrageergebnisse. Die von Civey durchgeführte Umfrage sei repräsentativ. Das Nachrichtenmagazin Focus zitierte Kai Warnecke mit einer weitergehenden Hochrechnung. 6,9 Prozent säumige Mieter entspreche demnach 1,6 Millionen Haushalten in Deutschland. Die normale Quote säumiger Mieter belaufe sich auf zwei bis zweieinhalb Prozent.
„Finanzschwache Mieter stehen häufig finanzschwachen Vermietern gegenüber“
Viele private Vermieter, denen dies möglich sei, verhielten sich in diesen Wochen ihren Mietern gegenüber äußerst solidarisch und böten individuelle Lösungen an – ganz ohne staatliche Unterstützung. In vielen Fällen stünden sich jedoch finanzschwache Mieter und finanzschwache Vermieter gegenüber. „Für diese Fälle fehlt bislang jegliche Unterstützung, um mit einem blauen Auge durch die Krise kommen zu können. Hier gibt es akuten Handlungsbedarf für die Bundesregierung und den Bundestag“, betonte Haus & Grund-Präsident Kai Warnecke.
66 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland werden von insgesamt 3,9 Millionen privaten Kleinvermietern angeboten. 57 Prozent der privaten Vermieter hätten nur eine Mietwohnung. Wenn hier die Miete ausfalle, seien die Probleme groß – zumal wenn sie selbst als Gastronom, Handwerker oder Freiberufler von der Krise betroffen seien.
Auch eines der größten Wohnungsunternehmen, die börsennotierte Deutsche Wohnen, hatte das Meinungsforschungsinstitut Civey mit einer Mieter-Umfrage betraut. Bundesweit habe jeder sechste Umfrageteilnehmer (16,6 %) die Befürchtung geäußert, im Laufe der Corona-Pandemie seine Miete nicht mehr zahlen zu können. Civey hat rund 5.000 Teilnehmer online befragt. Die Befragung fand zwischen dem 31. März und dem 7. April 2020 statt.
Gewerbliche Wohnungsunternehmen mit nur geringen Mietausfällen
Wie eine Umfrage der IVV-Redaktion unter großen Wohnungsunternehmen ergab, blieben die tatsächlichen Mietausfälle bis Ostern überschaubar. Die Vonovia beispielsweise berichtete: Bis Ostern hätten sich rund 3.300 Wohnungs- und Gewerbemieter und damit weniger als ein Prozent aller Kunden wegen Zahlungsschwierigkeiten beim Unternehmen gemeldet. >>Link<<
Die bisherige Zahlungsfähigkeit der allermeisten Wohnungsmieter zeigt, dass der Sozialstaat funktioniert. Vermieter sollten ihre Mieter darauf hinweisen, dass sie möglicherweise Anrecht auf Wohngeld haben. Auch das Kurzarbeitergeld federt viel ab. Die große Koalition hat am 22. April die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf bis zu 80 Prozent des Nettolohns beschlossen. Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), begrüßte die Erhöhung. Mit einem erhöhten Kurzarbeitergeld könnte sich die große Mehrheit der Menschen die Dinge des täglichen Lebens wie Strom, Wasser, Heizung und die Miete weiterhin leisten.