Noch zahlen die meisten Mieter
Eine Anfrage der IVV-Redaktion bei großen Wohnungsunternehmen zeigt, dass die Auswirkungen zumindest bis Ostern überschaubar waren. „Unsere Auswertungen zeigen bislang, dass es noch keine außergewöhnlich hohe Anzahl an corona-bedingten Zahlungsausfällen gibt“, sagt beispielsweise Michael Ahrens, Leiter Unternehmenskommunikation bei der SAGA in Hamburg. Geradezu entspannt ist die Situation bei der GWG München. „Beim Mietensoll waren im Monat April keine signifikanten Abweichungen zu beobachten“, berichtet Christian Amlong, Sprecher der Geschäftsführung. „Es gab auch keine Ankündigungen seitens unserer Mieterinnen und Mieter, dass Mieten nicht bezahlt werden.“
Bei der Vonovia haben sich weniger als ein Prozent der Mieter gemeldet
Vonovia meldet: Bis Ostern hätten sich rund 3.300 Wohnungs- und Gewerbemieter und damit weniger als ein Prozent aller Kunden diesbezüglich an das Unternehmen gewandt, sagt Pressesprecher Marcel Kleifeld. Die Vonovia kalkuliert damit, dass innerhalb der nächsten drei Monate maximal 20.000 Haushalte die Miete nicht zahlen können. Da Vonovia in Deutschland rund 350.000 Wohnungen besitzt, entspricht dies einem Anteil von knapp sechs Prozent. „Für diesen Fall stellen wir 40 Millionen Euro bereit, gehen aber davon aus, dass es sich dabei lediglich um einen Aufschub der Mietzahlungen handelt, die später nachgezahlt werden“, betont der Unternehmenssprecher.
Die LEG plant keine Senkung der Dividende
Von einem „sehr überschaubaren Anteil“ von Mietern, die sich wegen einer Mietstundung gemeldet hätten, spricht Volker Wiegel, Operativer Vorstand der LEG Immobilien AG. Auch wenn die Zahl voraussichtlich noch zunehmen werde, so erwarte die LEG doch nur „leichte Einbußen beim operativen Mietwachstum“. Die LEG plant deshalb, die Dividende in der ursprünglich vorgesehenen Höhe auszuschütten.
Deutsche Wohnen leitet Teil der Dividende in Mieter-Hilfsfonds
Eine andere Politik verfolgt die Deutsche Wohnen: Sie reduziert die Dividende und lässt die so freiwerdenden Mittel einem Corona-Hilfsfonds in Höhe von 30 Millionen Euro zukommen. „Private und gewerbliche Mieter, die durch die Corona-Krise in eine finanzielle Notlage geraten sind, können sich schon jetzt bei der Deutsche Wohnen melden“, teilte das Unternehmen Anfang April mit. Allerdings haben von diesem Angebot laut Pressesprecher Marko Rosteck bis Mitte Monat noch nicht viele Mieter Gebrauch gemacht. Genaueres könne man erst im Mai sagen.
Im März hatten der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und der Deutsche Mieterbund gemeinsam einen Sicher-Wohnen-Fonds gefordert. Dieser vom Bund alimentierte Fonds soll einspringen, wenn Mieter wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie ihre Miete schuldig bleiben. Allerdings teilen nicht alle Wohnungsunternehmen die Forderung nach einem solchen Fonds. „Wir erheben diese Forderung nicht“, sagt Carsten Klehn, Pressesprecher der Rostocker Wiro. „Die Wiro steht im Wettbewerb hervorragend da, verfügt über eine sehr gute Liquidität und hat eine ausgezeichnete Bonität.“ Auch Christian Amlong von der GWG München betont, dass er einen solchen Fonds für sein Unternehmen „für nicht erforderlich“ hält.
Vonovia hingegen unterstützt die Forderung nach einem staatlichen Fonds „unter anderem aus Solidarität gegenüber privaten Kleinvermietern“. Differenziert argumentiert Burkhard Pawils, Vorstandsvorsitzender der Altonaer Spar- und Bauverein eG (altoba). Die altoba benötigt nach seinen Worten zumindest derzeit keine finanzielle Unterstützung. „Es ist allerdings auch eine Frage des Standorts, wie stark ein Wohnungsunternehmen auf diesen Fonds angewiesen sein wird“, sagt Pawils. „Wohnungsgenossenschaften bzw. -unternehmen in strukturschwachen Lagen der Republik, die sowieso nennenswerte Wohnungsleerstände zu verzeichnen haben, trifft ein verzögerter Mieteingang oder gar ein Ausfall ungleich stärker.“
Autor: Christian Hunziker, freier Journalist
Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Mai-Ausgabe des IVV-Magazins.