Innenhofbebauung neu gedacht
In der Karlsruher Oststadt entwickelt das Unternehmen Future Action Collective mit der denkmalgeschützten Hinterhofbebauung Rudolf Fünf ein Musterquartier, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell mit rund 125.000 Euro fördert.
Die denkmalgeschützte Innenhofbebauung 'Rudolf Fünf' stellt mit den unterschiedlichen Räumen und Nutzungsmöglichkeiten ein ideales Experimentierfeld dar, heißt es seitens der Future Action Collective, zu dessen Führungsteam und Projektleitung auch Patrick Häussermann gehört. "Hier sollen Wohn- und Künstlerateliers, Co-Working-Spaces, Werkstätten, ein Café, Veranstaltungsräume und eine Dachterrasse entstehen", so das Unternehmen. Und: Der Nachbarschaft stehen Infrastrukturen wie Anlagen zum Gärtnern, Seminare und kulturelle Angebote zur Verfügung. Häussermann: "Leben und Arbeiten in der Stadt werden hier beispielhaft verknüpft."
Das Ungewöhnliche: Durch verstellbare Raumtrennungen und Einrichtungen auf Rollen oder Gleitschienen sowie flexible Bauteile wie Lichtmodule und Leitungen können Wohn- und Arbeitsflächen kurzfristig umgewidmet oder mehrfach genutzt werden. Nach Häussermanns Worten führt das zu einer effizienteren Flächennutzung, die sich am aktuellen Bedarf orientiert. "Das kann dazu beitragen, die Wohnfläche pro Einwohner zu verringern, ohne das Gefühl der Einschränkung zu vermitteln", sagt der Ansprechpartner stellvertretend für das Team.
Wird durch diese Art des Zusammenlebens das Nachhaltigkeitsbewusstsein gesteigert?
Die Stärke des Projekts liegt nach Darstellung der Future Action Collective im interdisziplinären Ansatz. Für die Bearbeitung des Projekts hat sich ein Team aus den Fachgebieten Architektur, Ingenieurwesen, Design, Technik, Handwerk und Wissenschaft zusammengefunden. Darunter ist auch das kooperierende Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das die Wirkung des Projektes auf die Menschen analysiert und der Frage nachgeht, ob es ihr Nachhaltigkeitsbewusstsein steigert.
Zum Abschluss des als Vorbild für andere Städte geltenden Projekts soll der gesamte Prozess - Konzept, Ökobilanzierung, Konstruktionszeichnungen und Nutzung - dokumentiert und auf einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt werden.
Alternative Konzepte zur Verringerung des Flächen- und Ressourcenverbrauch nötig
Die Nachfrage nach Wohnraum steigt, vor allem in Städten. Gleichzeitig ändern sich die Ansprüche: Während einerseits der Bedarf an Wohnfläche pro Einwohner in Deutschland seit 1991 stetig wächst, werden aus Klimaschutz- und Kostengründen energie- und ressourcensparende Angebote immer wichtiger. Flexiblere Wohn- und Arbeitsräume könnten helfen, das Leben in Quartieren nachhaltiger zu gestalten.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) rechnet für das 21. Jahrhundert mit einem kontinuierlichen Zuzug von Menschen aus ländlichen Gebieten in die Stadt. Hinzu kommt: Während die durchschnittliche Wohnfläche nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland im Jahr 1991 noch rund 35 Quadratmeter pro Einwohner umfasste, wuchs sie bis 2020 auf 47 Quadratmeter an.
Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU
Auswege aus dem Wohnraummangel