Sparsamer Energieverbrauch zahlt sich nicht immer aus
Das sind Ergebnisse der Auswertung von Hunderttausenden Betriebskostenabrechnungen der Messdienstleister Ista und Techem. „Die erhöhten Energiepreise und Spar-Appelle der Politik haben im Jahr 2023 zu deutlich reduzierten Energieverbräuchen bei Wohngebäuden geführt“, schreibt Techem im „Atlas für Energie, Wärme & Wasser“. Der Endenergieverbrauch sei witterungsbereinigt im Jahr 2023 gegenüber 2021 angesichts der Sparanstrengungen vieler Nutzer um etwa neun Prozent deutlich gesunken. Besonders stark sei in Bezug auf die Raumheizung der Stromverbrauch für Wärmepumpen gesunken – knapp 14 Prozent wurden hier eingespart.
Indes zeigt die aktuelle Analyse der von Ista bislang durchgeführten 800.000 Heizkostenabrechnungen des Jahres 2023, dass die Heizkosten bereits in diesem Abrechnungszeitraum auf hohem Niveau liegen. 2024 könnte es noch einmal teurer werden. Für eine 70 Quadratmeter große Wohnung mit Erdgasheizung oder Fernwärme muss nach den Analysen von ista mit Heizkosten von mehr als 800 Euro für das Jahr 2023 gerechnet werden. Bei Ölheizungen werden sogar rund 1.100 Euro fällig.
Fast die Hälfte der Mieter hat noch keine Betriebskostenabrechnung 2023 erhalten
Neben der eigenen Untersuchung hat Ista beim Meinungsforschungsinstitut YouGov eine repräsentative Verbraucherumfrage zum Heizverhalten in Auftrag gegeben. Diese ergibt, dass fast jeder zweite Befragte (46 Prozent) für das Jahr 2023 eine Nachzahlungsforderung für die Heizkosten erhalten hat, während 43 Prozent eine Rückzahlung erhalten. Allerdings hätten 47 Prozent der Mieter laut Umfrage bislang noch keine Betriebskostenabrechnung für 2023 erhalten.
Nur noch weniger als ein Drittel der Mieter in Deutschland will laut Befragung sparsamer heizen als zuvor. Zum Vergleich: Bei einer vorherigen Bevölkerungsumfrage Anfang 2023 – also nachdem die Energiepreise nach der Energiekrise wieder gesunken waren – gaben noch knapp zwei Drittel an, die Thermostate herunterdrehen zu wollen.
Mit 63 Prozent will die Mehrheit der Mieterhaushalte in der beginnenden Heizperiode genauso weiter heizen, wie sie es bisher getan haben. Angesichts der mittlerweile ausgelaufenen Preisbremsen und der Mehrwertsteuersenkung dürfte das nun in vielen Fällen aber deutlich teurer werden. Hinzu kommen die jährlich steigenden CO2-Preise.
Bislang keine Energiewende bei der Gebäudebeheizung
Die Untersuchungsdaten von Techem geben auch Auskunft über die in Wohngebäuden eingesetzten Energiearten. Fossile Energieträger seien für die Wärmeerzeugung sehr dominant. Rund 90 Prozent des Mehrfamilienhausbestands erzeugten Wärme für Raumheizung und Warmwasser noch fossil. Der am häufigsten genutzte Energieträger ist weiterhin Erdgas, mit dem rund 52 Prozent der Fläche beheizt werden. Während der Anteil von Heizöl an den Energieträgern seit 2013 von 16 Prozent auf rund neun Prozent gesunken sei, werde Fernwärme mit einem Anteil von zuletzt 38 Prozent zunehmend bedeutsamer.
co2online sieht deutlichere Entlastung der Haushalte
Etwas positiver fällt die vorläufige Bilanz des Heizspiegel für Deutschland der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online aus. Die Heizkosten in Deutschland seien im Jahr 2023 nach dem starken Anstieg während der Energiekrise teilweise wieder gesunken. Für die deutschlandweiten Vergleichswerte zum Heizen wurden über 140.000 Gebäudedaten ausgewertet. Ein durchschnittlicher Haushalt im Mehrfamilienhaus (70-m²-Wohnung) musste im Jahr 2023 für das Heizen mit Gas 1.330 Euro zahlen. Das entspreche einem Rückgang von zehn Prozent (145 Euro) gegenüber dem Vorjahr. Auch die Heizkosten für Wärmepumpen (–28 Prozent), Holzpellets (–20 Prozent) und Heizöl (–19 Prozent) seien deutlich gesunken. Lediglich bei Fernwärme habe es eine Steigerung von acht Prozent gegeben. Nach wie vor seien die Heizkosten teils erheblich höher als vor der Energiekrise 2022. Heizen mit Wärmepumpen hingegen sei bereits heute deutlich günstiger als mit fossilen Brennstoffen. (Red.)