Rainer Seifert, Verbandsdirektor des vdw Sachsen, meldet, dass kommunale Wohnungsunternehmen in einem ersten Schritt 560 Wohnungen für Kriegsflüchtlinge zur Verfügung stellen. In einer Ad-hoc-Umfrage des vdw Sachsen hätten 81 Prozent der Mitgliedsunternehmen erklärt, „dass ihr Unternehmen in der Lage ist, Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu helfen“, so Verbandsdirektor Rainer Seifert.
561 Wohneinheiten seien dem Verband bis zum 9. März gemeldet worden – Tendenz steigend. Die Wohnungen deckten unterschiedliche Wohnraumgrößen ab, ein kleinerer Teil sei auch bereits möbliert. „So können die Unternehmen flexibel auf den Bedarf reagieren.“ Die Hilfsangebote der Wohnungsunternehmen gingen über die Bereitstellung von Wohnraum hinaus. „Viele Wohnungsgesellschaften sind bereit, auch Sozial- und Quartiersmanager zur Verfügung zu stellen, um den Familien in der Anfangszeit bei Fragen des täglichen Lebens unterstützend zur Seite zu stehen“, so Rainer Seifert. „Auch bei der Bereitstellung von Hausrat, Möbeln oder Kleidung unterstützen die Unternehmen in enger Abstimmung mit Institutionen und Vereinen vor Ort.“
In Zittau werden Ferienwohnungen und Studentenwohnheim hergerichtet
Zu den Wohnungsunternehmen, die sofort erste Hilfsmaßnahmen eingeleitet und koordiniert hätten, zählt die Wohnbaugesellschaft Zittau mbH (WBG Zittau). „Als uns am 24. Februar die ersten Nachrichten vom Krieg in der Ukraine erreicht haben, war mir sofort klar, dass es sehr schnell große Flüchtlingsströme geben wird“, sagt WBG-Geschäftsführerin Uta-Sylke Standke. „Wir haben gemeinsam mit der Stadt und vielen Partnern vor Ort sofort reagiert. Ob Feuerwehr, DRK, Drogerien oder Baumärkte – die Unterstützung ist riesig.“ Die WBG Zittau setzte alle Hebel in Bewegung, um schnell Übernachtungsmöglichkeiten bereitzustellen. „Die ersten geflüchteten Familien, die in Zittau angekommen sind, konnten in Ferienwohnungen und anderen Wohnungen untergebracht werden. Jetzt arbeiten wir daran, ein ehemaliges Studentenwohnheim und weitere Wohnungen schnell nutzbar zu machen.“
VIVAWEST stellt 350 Wohnungen und organisiert Hilfstransport
VIVAWEST hat am 9. März 350 freie Wohnungen an die digitale Plattform der NRW-Landesregierung zur Bereitstellung von Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge gemeldet. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hatte wenige Tage zuvor die Einrichtung einer zentralen digitalen Wohnraumkarte bekanntgegeben, auf der Wohnungsunternehmen freie Wohnungen für Kriegsflüchtlinge melden können. Scharrenbach rief alle 480 Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften in NRW auf, ihren Leerstand anzugeben.
Darüber hinaus hat das Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen VIVAWEST nach eigenen Angaben aus eigenen Mitteln einen Transport mit Hilfsgütern für die Menschen im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet zusammengestellt. Nach nur wenigen Tagen der Planung habe sich am 9. März von Gelsenkirchen aus ein Hilfskonvoi in Richtung Lublin in Polen auf den Weg gemacht. Die vier Transporter des Vivawest Dienstleistungsunternehmen RHZ seien mit den Gütern beladen, die vor Ort derzeit besonders dringend benötigt werden: Windeln, Babynahrung, Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel. Acht Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens mit entsprechenden Sprachkenntnissen hätten sich freiwillig gemeldet, um den Transport durchzuführen. Vor Ort sollen die Hilfsgüter dem Deutschen Roten Kreuz übergeben werden, das die Verteilung im Grenzgebiet übernehmen wird.
B&L Gruppe stellt kostenlos Hotelzimmer in Dresden bereit
Der Hamburger Projektentwickler und Asset Manager B&L Gruppe bietet nach eigenen Angaben in Kooperation mit der Landeshauptstadt Dresden Gästezimmer im Hotel „Elbflorenz“ zur Unterbringung kriegsflüchtender Menschen aus der Ukraine. B&L ist mit seiner Sparte Clipper Hospitality unter anderem der Betreiber des Vier-Sterne Hotels, das im World Trade Center Dresden beheimatet ist. Seit dem 7. März werde ein Kontingent von 93 Plätzen zur Verfügung gestellt, in den folgenden Tagen solle es auf bis auf 280 Plätze aufgestockt werden. Das Angebot richte sich speziell an ukrainische Familien mit Kindern, die vom Sozialamt der Stadt Dresden betreut und bei Bedarf bei der weiteren Alltagsorganisation unterstützt werden, beispielsweise bei der Schul- und Kitaunterbringung oder medizinischer Versorgung.
„Es ist Zeit für schnelle und unbürokratische humanitäre Hilfe. Wir wollen den kriegsflüchtenden Menschen – vor allem Frauen und Kindern – einen schützenden Raum mit Privatsphäre und Verpflegung anbieten. Das Heim können wir nicht ersetzen, aber für ein Zuhause auf Zeit zu sorgen, ist unser kurzfristiger Beitrag, den wir in dieser grausamen Situation leisten können“, erklärt Nathalie Büll-Testorp, CEO von Clipper Boardinghouses. (Red.)
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