Zahl der Baugenehmigungen steigt im ersten Halbjahr
Dieses Plus betreffe im Neubau fast alle Gebäudearten (Einfamilienhäuser: +10,7 %, Zweifamilienhäuser: +37,5 %, Mehrfamilienhäuser: +1,9 %, Wohnheime: -9,2 %). Demnach sei im ersten Halbjahr 2021 der Neu- und Umbau von 189.780 Wohnungen genehmigt worden, 13.550 Wohnungen bzw. 7,7 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Nach Einschätzung des Hauptverbandes Deutsche Bauindustrie sei ein starker Impuls für diese Steigerung bei Einfamilienhäusern durch das Auslaufen des Baukindergeldes Ende März ausgelöst worden. Die für die breite Bevölkerung besonders wichtigen Neubaugenehmigungen von Mehrfamilienhäusern seien im gesamten Zeitraum nur um 1,9 Prozent gestiegen.
"In Wohnungen, die nur auf dem Papier stehen, kann niemand leben"
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt weist darauf hin, dass niemand in Wohnungen leben kann, die nur auf dem Papier stehen. Damit die Bauwirtschaft weitere personelle Ressourcen aufbauen könne, brauche sie von der neuen Bundesregierung langfristige Planungssicherheit. Dazu gehörten vor allem klare Zusagen für die Förderung des sozialen und bezahlbaren Wohnungsbaus. Die IVV hat in der August-Ausgabe berichtet, dass der Bauüberhang – also die Zahl der genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen – im Zeitraum 2010 bis 2020 um 133 Prozent angewachsen ist. 2010 betrug der Bauüberhang 334.000 Einheiten; 2020 waren 779.000 Wohnungen, die nicht unter Dach und Fach waren.
„Steigende Bautätigkeit bremst jetzt den Mietenanstieg“
Durchweg positiv bewertet der Immobilienverband Deutschland (IVD) die jüngsten Baugenehmigungszahlen. Diese seien, so IVD-Präsident Michael Schick, „eine gute Nachricht“ für alle Mieter“. Der Anstieg der Baugenehmigungen führe seit einiger Zeit zu mehr Baufertigstellungen, was den Mietenanstieg bremse. „Für einige Großstädte weisen Marktforschungsinstitute sogar sinkende Mieten nach. Auch neue Daten des IVD Research für 2021 zeigen, dass sich die Mietenanstiege bundesweit nur noch im Rahmen der Inflationsrate bewegen.“
In der Hauptstadt Einbruch um 29 Prozent
Ausreißer nach unten ist das Land Berlin, zumindest im ersten Quartal 2021. Nach den Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg ist die Zahl der Baugenehmigungen in der Hauptstadt im Vergleich zum Vorjahresquartal um 29 Prozent eingebrochen, gleichzeitig stiegen die Baugenehmigungen im Land Brandenburg. Maren Kern, die Chefin des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), nennt als Gründe die immer noch „unzureichende personelle und technische Ausstattung der Bauämter, vor aber auch das schlechte politische Neubauklima in der Stadt“. Was 2020 unter dem – inzwischen vom Bundesverfassungsgericht gekippten – Mietendeckel nicht an Neubau geplant worden sei, könne 2021 folgerichtig auch nicht zur Genehmigung eingereicht werden.
IVD-Präsident Schick sieht es ähnlich wie BBU-Chefin Kern: „Wenn die Baugenehmigungszahlen in der Hauptstadt gegen den Trend um fast dreißig Prozent einbrechen, sagt das alles über das schlechte Neubauklima vor Ort und das mangelnde Problembewusstsein des Berliner Senats aus.“ (Red.)