Und wer möchte nicht in einem Wohngebiet leben, das Grünflächen besitzt? Da freier Platz in Ballungszentren immer rarer wird, immer mehr Flächen versiegelt werden und Städte immer mehr wachsen, auch durch Nachverdichtung, könnten begrünte Dächer als Naherholungsgebiete in den Fokus rücken.
Dächer als Sport- und Urban farming-Flächen?
Klimawandel, Versiegelung und zunehmende Verstädterung führen zu überhitzten Großstädten. Die Folge sind u.a. Hitzeinseln, häufigere Sommertage und Hochwasserkatastrophen. Dach- und Fassadenbegrünungen spielen als Vorbeugungsmaßnahmen eine große Rolle und lassen sich bei vorausschauender Planung ohne größeren Mehraufwand umsetzen. Gebäudebegrünungen vereinen viele positive Wirkungen, sind wichtiger Bestandteil des Nachhaltigen Bauens und der Anpassungsstrategie gegen den Klimawandel und fördern das Leben in der Stadt.
Die Temperatur in Städten ist 1-3°C höher als im Umland
Die Menschen brauchen Grünflächen schnell erreichbar in ihrer unmittelbaren Umgebung zum Leben, zur Regeneration, zur Erholungen, zu Sport und Spiel. Zudem machen Grünflächen Wohnquartiere lebenswerter und attraktiver. Noch mehr und noch dichter bauen heißt nach Lösungen zu schauen, die dennoch ausreichend Grünflächen für Mensch und Tieren schaffen. Hierfür bieten sich aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse in der Stadt vorrangig Dach-, Fassaden- und auch Innenraumbegrünungen an:
Nachhaltiges Bauen mit begrünten Gebäuden
Gebäudebegrünungen vereinen eine Vielzahl an positive Wirkungen und sind ein ebenso einfacher wie wirkungsvoller und notwendiger Baustein des Nachhaltigen Bauens. Dachbegrünung kann für vielfältige Ziele eingesetzt werden, u. a. als Klimaanpassungsmaßnahme, zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt, als Baustein der Regenwasserbewirtschaftung, als Lärm- und Feinstaubschutz.
- Schutz der Dachabdichtung und Fassade vor Extrembeanspruchung bei Spitzentemperaturen im Sommer und Winter und vor Wind- und Witterungseinflüssen wie Sturm, Hagel, UV-Strahlung – damit bis zu doppelt so lange Lebensdauer der Dachabdichtung gegenüber der unbegrünten Variante.
- Wärmedämmleistungen im Winter und Hitzeschild im Sommer und damit ein Beitrag zur Energieeinsparung, in dem Klimaanlagen eingespart werden können.
- Erhöhung des Wirkungsgrades von Photovoltaikanlagen bei der Kombination mit Dach- bzw. Fassadenbegrünung aufgrund der Verdunstungskühlung.
- Wasserrückhaltung (je nach Begrünungsart jährlich 30-99% des Niederschlags) und Minderung der Spitzenabflüsse (je nach Begrünungsart bis zu 100%) durch Dachbegrünung. Damit Entlastung der Kanalisation mit den verbundenen Einsparungspotentialen bei der Rohr- und Kanaldimensionierung, Einsparung von Regenrückhaltebecken und mögliche Gebührenminderung bei Städten mit gesplitteter Abwassersatzung.
- Ökologischer Teilausgleich. Anerkannte Minderungsmaßnahme bei der Eingriffs-Ausgleichsregelung, d. h. damit können andere Ausgleichsmaßnahmen eingespart werden.
- Durch die Verdunstung des gespeicherten Wassers ergibt sich eine Verbesserung des Umgebungsklimas: Kühlung und Luftbefeuchtung.
Außerdem werden Arbeits- und Wohnumfelde für Menschen verbessert, insbesondere bei einseh- bzw. begehbaren Begrünungen. Begrünte Flächen schaffen zusätzliche Wohn- und Nutzflächen.
Förderung von Dach- und Fassadenbegrünungen
In vielen Großstädten werden mittlerweile Dach- und Fassadenbegrünungen gefördert. Bei den „direkten“ Förderungen gibt es finanzielle Zuschüsse an den Bauherren, wenn er bestimmte, von der Stadt festgelegte Kriterien, erfüllt. „Indirekt“ gefördert werden Dachbegrünungen bei gesplitteten Abwassersatzungen, bei denen es bei der Niederschlagswassergebühr einen Nachlass gibt, wenn das Dach begrünt ist. Eine Art von Förderung liegt auch vor, wenn Dachbegrünungen in Bebauungsplänen, Gründachsatzungen u. ä. festgelegt und gefordert werden.
Gebäudebegrünung vs Immobilienwirtschaft?
Die Herstellung und Pflege begrünter Dächer und Fassaden verursacht natürlich mehr oder weniger große Mehrkosten. Doch der Nutzen, der vielfach dagegen steht wiegt das mehr als auf. Wir können ohne Gebäudebegrünung bald nicht mehr bauen, weil wir schon in vielen Städten, unabhängig ob Neubaugebiet oder Bestand, schon Einleitbeschränkungen haben. Das heißt das meiste Niederschlagswasser muss aus Gründen der Überflutungsvorsorge auf dem Grundstück verbleiben und nur ein ganz geringer Anteil darf in die Kanalisation. Ohne Dachbegrünungen nicht machbar.
Weltkongress Gebäudegrün 16.-18.06.2020
Vom 16.-18.06.2020 findet der Weltkongress Gebäudegrün in Berlin statt. Neben dem Wissenstransfer und dem Aufzeigen von Best Practice-Beispielen durch Spezialisten aus dem In- und Ausland geht es um den Erfahrungsaustausch und die Netzwerkbildung zwischen den Teilnehmern aus Planung, Politik, Städten, Siedlungswasserwirtschaft, Industrie, Immobilienbranche und Verbänden.
Veranstalter des Kongresses ist der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG), flankiert durch die Welt- und Europa-Verbände. Die Schirmherrschaft haben Bundesminister Horst Seehofer (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat), Bundesministerin Svenja Schulze (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) und Senatorin Katrin Lompscher (Berliner Senatsverwaltung Stadtentwicklung und Wohnen).
Quelle: Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)
Der Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) mit Sitz in Berlin ist Fachverband und Interessenvertretung gleichermaßen für Unternehmen, Städte, Hochschulen, Organisationen und alle Interessierten rund um die Gebäudebegrünung. Der BuGG hat derzeit über 350 Mitglieder. Er verfolgt das übergeordnete Ziel, die Bauwerksbegrünung einem möglichst breiten Publikum nahe zu bringen.
Weiterführende Links:
www.gebaeudegruen.info
www.bugg-congress2020.com