Das Holzbauprojekt der Stiftung Schönau in Brühl
Das Bauprojekt wurde im Jahr 2016 mit geplanten Kosten von rund 14 Millionen Euro gestartet. Dieses Ziel konnte aufgrund der seither gestiegenen Baupreise nicht ganz gehalten werden, dennoch rechnet die Stiftung mit einer auskömmlichen Rendite. Das Besondere dieses Projekts fasst Ingo Strugalla, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Schönau zusammen: „Jedes der vier Häuser wurde von einem anderen Architekten entworfen und trägt dessen unverwechselbare Handschrift“. Um Planungskosten zu sparen wurde zusätzlich das Büro Element A Architekten aus Heidelberg für die Projektleitung und den Innenausbau aller vier Gebäude beauftragt. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen vergab die Stiftung auch die Tragwerksplanung und den Innenausbau für alle vier Gebäude zentral.
Projektleitung und Teile der Planung für alle vier Gebäude zentral vergeben
Das Bauprojekt verbindet Klimaschutz und hohe Wohnqualität mit der notwendigen Wirtschaftlichkeit. Für das nachhaltige Energiekonzept wurden verschiedene Möglichkeiten der alternativen Energieversorgung geprüft und verglichen. Durch die Berücksichtigung mehrerer Entwürfe wird die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Holzbausysteme erprobt. So wurde ein Mehrfamilienhaus ab Oberkante Keller komplett in Massivholzbauweise ohne den Einsatz von Leim errichtet. Ein anderes Haus wurde in einer Holz-Leichtbauweise mit einer Wärmedämmung aus Holzwolle errichtet, die mit umweltfreundlicher Molke und Soda getränkt ist. Die Behandlung mit reiner Molke verbessert den
Brandschutz und ein Soda-Laugenzusatz soll Pilzbefall dauerhaft und sicher verhindern.
Ein von der Stiftungbeauftragtes Ingenieurbüro führte für alle Entwürfe Simulationen zur Minimierung der Dämmstärken durch, was Baukosten spart und zusätzliche Wohnfläche schafft. Als vorbildlich gilt das umfassende Planungskonzept der Stiftung Schönau. Bei der Planung wurde der gesamte Lebenszyklus der Gebäude betrachtet, insbesondere im Hinblick auf die „Graue Energie“ der Baustoffproduktion, der Betriebs- sowie der Recyclingphase.
Holz im Geschosswohnungsbau ist wirtschaftlich
Zu diesem Ergebnis kommt der gemeinsame Abschlussbericht von Stiftung Schönau, Transsolar Energietechnik (TGA-Planer) und den beteiligten Architektur- und Planungsbüros zur wissenschaftlichen Projektbegleitung, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde. Während der gesamten Planungszeit wurden die unterschiedlichen Massivholzbauweisen und verschiedene energetische Varianten auf Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass auch bei den zurzeit noch höheren Kosten für Holzbau trotz des angestrebten moderaten Mietniveaus eine wirtschaftliche Realisierung möglich ist. Voraussetzung dafür ist eine frühzeitige und mit allen Beteiligten eng abgestimmte Planung.
Die Wärmeerzeugung für Heizung und Trinkwasser wurde mit Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern und mit einer zentralen Sole-Wasser-Wärmepumpe für alle vier Gebäude auf Erdsonden-Basis realisiert. Da die hohen Investitionskosten für diese innovativen Techniken unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen über Energieeinsparungen für die Bauherrin nicht refinanzierbar wären, wurde der Umweg über einen Energie-Contractor gewählt.
In der Brühler Albert-Einstein-Straße entstand kein architektonischer Einheitsbrei, sondern ein lebendiges und buntes Quartier mit hoher Wohnqualität" freut sich Emilia Karchakova, Abteilungsleiter Planung & Bau, Stiftung Schönau
Contractor und damit Eigentümer und Betreiber der Wärmeerzeugungsanlage (Erdsonden-Sole-Wärmepumpe in Verbindung mit Photovoltaik) ist die Getec Wärme & Effizienz GmbH. Getec refinanziert die Errichtung und den Betrieb der Anlage durch die Einnahmen aus der Wärmelieferung (Warmwasser, Heizung) an die Mieter. Der Contrator kann auch problemlos Mieterstrom bereitstellen.
Sozial und wirtschaftlich nachhaltig
Das Holzbauprojekt in Brühl berücksichtigt nicht nur Umwelt- und Klimaaspekte, sondern ist auch sozial und wirtschaftlich nachhaltig. Für eine hohe Nutzerfreundlichkeit wurden die Wohneinheiten barrierefrei bzw. barrierearm ausgestaltet. Ein Teil der Wohnungen sind sogenannte „Schaltwohnungen“ mit flexiblem Grundriss. Bei Nutzungsänderungen kann die Aufteilung der Wohnung so ohne großen Aufwand verändert werden.
Kurz & knapp
- Das Holzbauprojekt der Stiftung Schönau in Brühl vereint ökologische und soziale Nachhaltigkeit mit der notwendigen Wirtschaftlichkeit.
- Ein detaillierter Anforderungskatalog der Stiftung schrieb allen Beteiligten die gleichwertige Berücksichtigung von ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit ins Pflichtenheft.
- Der Bau und das Energiekonzept berücksichtigen die Gesamtenergiebilanz der Gebäude über den gesamten Lebenszyklus.
- Das regional verarbeitete Holz aus den Wäldern der Stiftung Schönau vermindert den CO2-Fußabdruck noch weiter.
- Die zukünftigen Wohnungsmieter bleiben durch Geothermie und Photovoltaik unabhängig von volatilen Energiemärkten.
- Das Energiekonzept konnte mit den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen nur mit einem Contracting-Modell umgesetzt werden.
- Brand- und Schallschutz im Holzmodulbau sind aktuell nur durch eine frühe Planung mit hohem Detaillierungsgrad bereits in der Vorentwurfsphase umsetzbar.
- Die Nettokaltmiete wird bei 14 Euro pro Quadratmeterliegen, vergleichbar mit anderen Neubauten dieser Qualität in der Region. Besonderheiten sind unter anderem die nachhaltige Bauweise in Holz mit hoher Wohnqualität, Barrierefreiheit bzw. -armut, Aufzüge, Schaltwohnungen sowie die nachhaltige und effiziente Bereitstellung von Energie.
Über die Stiftung Schönau
Thomas Engelbrecht
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